München darf kurz durchatmen
München - Es ist ein Tag der relativen Ruhe. Relativ ist das wichtige Wort, denn obwohl München am Dienstag weniger Flüchtlinge aus Ungarn begrüßt hat als an den vergangenen Tagen: Die Stadt bleibt gerüstet – und fordert Unterstützung von Bund und Ländern.
„Wir können jetzt ein bisschen durchatmen“, sagt Sozialreferentin Brigitte Meier. Weil die Situation sich entspannt hat, konnten die Verantwortlichen sogar eine der vier Lagebesprechungen gestern ausfallen lassen. Trotzdem fordert Meier: „Lassen Sie München nicht allein.“ 4457 Flüchtlinge sind am Montag hierher gekommen, bis heute Nachmittag kamen weitere 1340 dazu.
Um die Geflüchteten gleich auf andere Regierungsbezirke und Bundesländer zu verteilen, wurden Sonderbusse und Züge organisiert. 450 Menschen wurden am Nachmittag mit der Bahn nach Düsseldorf gebracht. Zudem waren elf Busse in andere Regierungsbezirke sowie 17 weitere nach Hessen, Thüringen oder Mecklenburg-Vorpommern vorgesehen.
Wohin die Flüchtlinge gebracht werden, wird von Bayern aus organisiert. Eine Zusatzarbeit, die man nicht ewig allein schultern könne, so der Regierungspräsident von Oberbayern, Christoph Hillenbrand. Dasselbe gelte für die Unterbringung: „Das kann München auf Dauer nicht verkraften.“
Die Hoffnung, dass Leipzig bereits am Dienstag die Funktion eines zweites Drehkreuzes für Flüchtlinge übernehmen könnte, hat sich zunächst zerschlagen. Erst hieß es, der dortige Flughafen Halle/Leipzig sei als Standort schon fix, dann wurde zurückgerudert: Es werde geprüft, hieß es am Nachmittag lediglich.
Ein zweites Drehkreuz für die Flüchtlinge ist noch nicht gefunden
Andere Städte wie Hannover oder Hamburg geben sich ebenfalls zurückhaltend.
Dass dieses Hin und Her alle Beteiligten nervt, war ihnen gestern deutlich anzusehen. Man wünscht sich Entlastung vom Bund, vor allem, was die Organisation betrifft.
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Doch, und das zeichnet München wohl aus, statt nur zu mäkeln, hilft die Verwaltung einfach noch tatkräftiger weiter: Seit Montagnacht steht in Aschheim ein ehemaliges Bürogebäude als Notunterkunft bereit. 800 Menschen können hier kurzfristig untergebracht werden. Wenn notwendig, sogar bis zu 1500. Insgesamt bietet München inzwischen 4700 Notplätze für Flüchtlinge an – wobei das Luisengymnasium wegen des Schulbeginns am Dienstag bald wegfallen wird.
Dazu kommt die Unterstützung der Ehrenamtlichen, die das Sozialreferat aufstocken wird. Vor allem die jungen Helfer würden von der Situation emotional sehr stark gefordert, sagt Referentin Meier.
Ein wichtiger Schritt, man wird die Freiwilligen länger brauchen: Denn langsam muss die Stadt auch darüber nachdenken, wie man die Flüchtlinge, die hierbleiben, in die Stadtgesellschaft einbinden kann.
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