München: "Blitzermarathon" gegen Raser
München - Die Situation ist eigentlich paradox – und deswegen um so bedrohlicher: Die Zahl der Raser geht in München zurück – aber die Zahl der Unfälle wegen zu schnellem Fahren stieg um fast 44 Prozent dramatisch an. Die Polizei ist alarmiert und startet deshalb im Oktober mindestens für zwei Wochen einen „Blitzermarathon“.
Die Polizei hat in München festgestellt: Kaum blitzt sie weniger auf den Straßen, schon geht die Zahl der Unfälle mit Rasern nach oben. 433 Menschen wurden dabei nach der Statistik der Polizei im vorigen Jahr verletzt, acht Männer und Frauen starben. Nordrhein-Westfalen hat den Blitzermarathon vorgemacht und dabei sehr positive Erfahrungen gemacht. Deswegen will Bayern das in diesem Herbst nachmachen. „Die Messstrecken werden vorher bekanntgegeben“, berichtete gestern ein Polizeisprecher im Stadtrat. Wo genau geblitzt wird, das werde jetzt noch ausgearbeitet.
Aktuell blitzt die Münchner Polizei auf 160 Straßenzügen und ist im Jahr 3500 Stunden im Raser-Einsatz. Drei Millionen Autos passierten 2012 die stationären Messstellen der Polizei. Über 90.000 Autofahrer bekamen Strafzettel, Fahrverbote und Punkte - weil sie rasten. Dazu kamen noch 37.000 Temposünder, die mit mobilen Messgeräten, von kombinierten Ampelanlagen, im Richard-Strauss-Tunnel oder aus zivilen Fahrzeugen erwischt wurden. Doch wegen des frühen Wintereinbruchs kontrollierte und überwachte die Polizei 2012 etwa zehn Prozent weniger. Prompt stieg die Zahl der Tempo-Unfälle.
Neben der Polizei jagt auch das Kreisverwaltungsreferat mit eigenem Gerät Temposünder. Nach einem Aufteilungsplan mit der Polizei ist sie vor allem in den Tempo-30-Zonen unterwegs. Im vorigen Jahr überprüfte die kommunale Verkehrsüberwachung in München mit ihren fünf Radarfahrzeugen 542.327 Autos. Davon waren 67201 zu schnell unterwegs (das sind 12,4 Prozent). In 86 Prozent der Fälle waren sie bis zu 15 Stundenkilometer zu schnell . Den schnellsten Flitzer blitzte die Polizei in der Schwabinger Ungererstraße: Tempo 141 statt 50.
Die Stadt hat momentan nur eine feste Radaranlage: am McGraw-Graben. Dort ist die Fahrmoral deutlich besser geworden: Von den rund drei Millionen Kfz in einem Jahr waren nur 18.059 zu schnell unterwegs (0,6 Prozent). Im Bereich der städtischen Radarüberwachung geht die Zahl der Raser seit 2008 konstant zurück: Von 102.477 auf 67.201. Und das bei steigender Einwohnerzahl. „Die Verkehrsmoral in Tempo-30-Zonen nimmt tendenziell zu“, so das KVR. Trotzdem ist die Zahl der Unfälle durch Raser um fast 44 Prozent in München gestiegen.Bei den Blitzern verdient das KVR nach eigenen Angaben im Jahr rund 420.000 Euro (bei 1,95 Millionen Euro Ausgaben und 2,37 Millionen Einnahmen).
Die städtische Verkehrsüberwachung hat auch ein Auge auf die Radler: Da schaut sie vor allem in den Fußgängerbereichen nach. 1798 Radler bekamen voriges Jahr ein Verwarnungsgeld. Mit 187 Park-Schandis wacht die Stadt auch über das Parken. Voriges Jahr schrieben sie 810.950 Strafzettel. 1464 Autos wurden allein im Auftrag der Stadt abgeschleppt. Dazu kommen noch die Zahlen der Polizei. Rund 12 Millionen Euro schreiben sie im Jahr zusammen. Die Zahlen steigen: Auch deshalb, weil München nacheinander flächendeckend Parklizenzgebiete bekommt.
Wie geht es mit all den Erkenntnissen weiter? KVR-Chef Wilfried Blume-Beyerle kündigte am Dienstag im Stadtrat an, dass die Stadt zusammen mit der Polizei ein „Münchner Verkehrssicherheitskonzept“ entwickeln wird: Dabei werden die Unfallschwerpunkte untersucht und Wege gesucht, sie zu entschärfen.
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