München: Autofreie Dienerstraße - außer für Dienstwagen

München - Sollte der Oberbürgermeister noch mit dem Dienstwagen ins Rathaus – und vom Rathaus mit dem Auto zu Terminen – fahren dürfen? Die ÖDP-Fraktion hatte im Planungsausschuss des Stadtrats gefordert: Nein! Hintergrund ist eine Vorlage zur Dienerstraße. Denn die soll zur Fußgängerzone umgewandelt werden.
Nur noch der Lieferverkehr darf dort künftig fahren. Das sollte auch für Mitarbeiter des Rathauses gelten, forderten die ÖDP-Stadträte. OB Dieter Reiter (SPD) war von der Idee nicht begeistert. "Für mich ist es kein Luxus, sondern ein Arbeitsmittel", sagte Reiter am Mittwoch im Ausschuss. Mit dem Auto komme man eben deutlich schneller an einige Orte in München als mit dem Radl oder zu Fuß.
Reiter an den Stadtrat: "Ich hoffe gnädigst, dass Sie mir das auch in Zukunft weiterhin gestatten." Tut der Stadtrat. Denn am Mittwoch hat er für die autofreie Dienerstraße gestimmt, aber gegen den ÖDP-Antrag.
Die Opposition stichelt gegen Reiter
FDP-Fraktionschef Jörg Hoffmann stichelte daraufhin – auch mit Blick auf die autofreie Altstadt, die das grün-rote Rathausbündnis durchsetzen möchte: "Schon interessant, dass Sie die Notwendigkeit sehen, mal schnell mit dem Auto an bestimmte Ecken fahren zu müssen, um Termine wahrzunehmen. Die Bürger dürfen diese Ecken aber dann nicht mehr haben?"
Dass er eine "zwanghafte Wahrnehmung habe" entgegnete Reiter daraufhin in Richtung Hoffmann. Und bekam Unterstützung von SPD-Fraktionschef Christian Müller. Der versicherte im Anschluss – vielleicht ein bisschen zu eindringlich: "Wir haben keine Zwangsneurose beim Umgang mit dem Auto. An der Stelle, wo es sinnvoll ist, nutzen wir den ÖPNV oder das Fahrrad. Aber wir stehen durchaus zum Auto."
Fußgängerzone bis zum Dallmayr
In der Dienerstraße gilt jedoch künftig – das hat der Stadtrat beschlossen: Bis die Bauarbeiten am Marienhof abgeschlossen sind, soll die Fußgängerzone zunächst für die Hausnummern 12/14 bis 18 gelten – also vor dem U-Bahn-Zugang und dem Dallmayr. Radeln ist bis zur Abstellanlage neben der U-Bahn erlaubt.
Von diesem "Provisorium" hält Hoffmann wenig. "Die Situation wird dort einfach unübersichtlich", schimpft er. Schon jetzt fahren dort Laster, Kehrmaschinen, "ein Wahnsinns-Remmidemmi", so Hoffmann.
In ein paar Jahren wird es übersichtlicher
Das alles verwirre die Leute so sehr, dass schon zwei Mal Autofahrer gedacht hätten, dass der Auf- und Abgang zur U-Bahn ein Eingang zur Tiefgarage wäre – und dort falsch abgebogen sind.
Nach abgeschlossenem Umbau soll es übersichtlicher werden. Denn dann werden der Taxi-Stand und die Behindertenstellplätze in die Schrammerstraße verlegt – und die Dienerstraße darf von Autos nicht mehr befahren werden. Der Lieferverkehr wird davon ausgenommen sein. Und natürlich die Dienstwagen einiger Rathaus-Mitarbeiter.
Der des Oberbürgermeisters und die der Bürgermeisterinnen Katrin Habenschaden (Grüne) und Verena Dietl (SPD) eingeschlossen.
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