München: Ärger um Synagogen-Plan im Lehel
Lehel - Der Bau soll wie Lichtfunken wirken. "Sparks of Light" nennt der New Yorker Star-Architekt Daniel Libeskind seinen Entwurf für eine zweite Münchner Synagoge. "Wir wollen kein Fremdkörper sein, sondern ein Treffpunkt und ein Kristallisationspunkt", sagt Projektleiter Stefan Blach vom Studio Libeskind in der Stadtgestaltungskommission. Aus New York zugeschaltet stellt Stefan Blach der Kommission den spektakulären Entwurf für das Lehel vor.
Neue Synagoge zwischen E-Garten und Isar
Zum Gebäude für die Liberale Jüdische Gemeinde Beth Shalom in München gehören: ein Gebetsraum, ein Kindergarten im Geschoss darunter und ein Begegnungsraum für Vorträge und interkulturelle Treffen. Nebenan sollen zwölf Wohnungen entstehen, die nach dem München-Modell vermietet werden und eine Tiefgarage mit 16 Stellplätzen. Das Grundstück an der Reitmorstraße 41/Im Gries, zwischen Englischen Garten und Isar, sei zwar "klein für das Vorhaben, aber denkbar", erläutert Baudirektor Jörg Wenzel von der Stadt.
Wie ein Kristall wirkt der Synagogenentwurf. Mit einer expressiven Architektur voller Schrägen, asymmetrischer Wände und Durchbrüche, durch die das Licht in den Gebetsraum fallen werde. Zu den Details: Die Fassade der Eingangshalle soll mit anthrazitfarbenen Fliesen verkleidet werden, die im Muster Davidsterne bilden. Als Dachfenster wird der Davidstern in den Gebetsraum integriert, erklärt Stefan Blach vom Studio Libeskind.
Kurioserweise grenzt die geplante Synagoge an den Chorraum der Hauskapelle des Vincentinums, des ältesten Seniorenheims der Stadt. Nur ein Weg trennt die Kapelle von der Synagoge. Linken-Stadträtin Brigitte Wolf regt an, darauf zu achten, dass dieser Weg zwischen den Gebäuden möglichst breit bleibe.
Stefan Blach: "Wir wollen nichts zerstören"
Der bekannte Münchner Architekt Christoph Sattler kann sich "innerlich" mit dem Synagogen-Entwurf nicht anfreunden. Er sagt: "Für mich tritt das Gebäude an, die Prinzipien der europäischen Stadt zu zertrümmern. Das kann ich nicht befürworten. Ich würde es nicht bauen", lautet sein ablehnendes Urteil.
Dem Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste entgegnet Stefan Blach ruhig, dass es nicht um die Setzung gegen den historischen Städtebau ginge: "Wir wollen nichts zerstören. Wir haben versucht, die beste Konstruktion für die Nutzung zu finden". Architektin Karin Schmid von der Stadtgestaltungskommission kritisiert hingegen die Farbgebung der Fassade: den "harten Kontrast" von "weißen Bauten und den schwarzen Gebetsräumen."
Stadträtin Hanusch: "Ein sehr spezielles Projekt"
Stadträtin Anna Hanusch (Grüne), selbst Architektin, hat die Sitzung moderiert. Hanusch meint: "Es ist ein sehr spezielles Projekt. Es ist schwierig, es sich an diesem Ort vorzustellen." Mit der Bitte, an der "Materialität" zu arbeiten, wünscht sich die Kommission einen zweiten Blick auf den radikalen Entwurf des Stararchitekten für das Lehel.
Libeskind sei ein Glücksfall für München, sagt Architekt Wolfgang Gollwitzer, der das Projekt für den Amerikaner in München betreut. Er beschwichtigt: "Die Diskussion war emotional, weil die Architektur speziell ist. Bei der Oberflächengestaltung werden wir sicher Vorschläge bringen, die zufriedenstellen. Die Leute, die im Lehel wohnen, sehen den Bau positiv."
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