Mordprozess in München: Wollte ein 66-Jähriger seine Frau töten?
München - Brigitte F. (60, Namen geändert) bezeichnet sich selber als "Schaf". Sie habe ihrem Mann geglaubt, als ihr dieser erklärte, dass er sich für sie und gegen ihre jüngere Rivalin (45) entschieden habe.
Angriff im Schlafzimmer: Senior aus Olching will Ehefrau ersticken
Was laut Anklage danach kam, ist klassischer Krimistoff. Der verliebte Rentner soll versucht haben, seine Frau zu töten, um mit seiner Geliebten in dem Olchinger Haus des Ehepaares zu leben.
Das böse Erwachen im wahrsten Sinne des Wortes kam für Brigitte F. laut Anklage in der Nacht auf den 17. Juni 2021. Als seine Frau schlief, griff Max F. (66) im Wohnzimmer zu einem länglichen Sofakissen und kam damit zurück ins Schlafzimmer.
Dort drückte er ihr das Kissen aufs Gesicht. Doch der Plan scheiterte. Der Grund: Die Frau war bereits aufgewacht, als er das Licht im Zimmer angemacht hatte. Sie wehrte sich gegen die Attacke, drückte ihn mit Armen und Beinen von sich weg. Dabei fiel das Kissen zu Boden.
Staatsanwaltschaft München: Versuchter Mord und vorsätzliche Körperverletzung
Doch Max F. gab noch nicht auf. Er packte seiner Frau ins Gesicht und drückte ihr Mund und Nase zu. Brigitte F. konnte laut Anklage einige Sekunden nicht atmen, bekam Todesangst. Sie habe um sich geschlagen und ihrerseits einen Schlag mit der flachen Hand abbekommen, der ihren Widerstand brechen sollte.
Doch auch dieser Versuch scheiterte. Der 60-Jährigen gelang es, sich loszureißen und ins Badezimmer zu fliehen. Von dort konnte sie die Polizei telefonisch alarmieren. Max F. wurde festgenommen.
Für Staatsanwalt Bastian Froschhammer hat sich der 66-Jährige damit des versuchten Mordes und der vorsätzlichen Körperverletzung schuldig gemacht. Die 60-Jährige hat laut Anklage eine Schürfwunde am linken Auge, eine Schädel- und Gesichtsprellung sowie Einblutungen erlitten.
Seine Verteidigung, die Anwälte Julia Weinmann und Matthias Bohn, kündigen an, dass sich ihr Mandant erst später äußern will.
Opfer beschreibt Ehemann als "aufmerksam, liebevoll"
Dafür spricht seine Ehefrau gleich zu Beginn des Prozesses am Landgericht. Ihre 29-jährige Ehe - das Paar hat zwei erwachsene Kinder - sei "wunderbar und glücklich" gewesen. Ihr Mann war "aufmerksam, liebevoll" und habe nie Gewalt angewendet - "bis er durchgedreht ist".
Schuld daran sei die Beziehung zu der jüngeren Frau gewesen. Das war im Frühjahr 2021. Sie habe Verdacht geschöpft und ihn in einem Brief damit konfrontiert. Daraufhin habe er ihr erklärt, dass er die Scheidung wolle.
Doch nur kurze Zeit später die (scheinbare) Kehrtwende. Er soll ihr gesagt haben, dass er sich nun doch wieder "für das alte Bündnis", wie es der Vorsitzende Richter Thomas Bott nennt, entschieden habe.
Der Prozess wird fortgesetzt.