Mordprozess in München: Hat ein 64-Jähriger seine Frau aus Eifersucht getötet?
München - Unter Schluchzen reckt er seine linke Hand in die Höhe und erklärt den Prozessbeteiligten: "Ich trage immer noch ihren Ring."
Damit will Srecko S. (64) wohl zeigen, dass er sich seiner toten Frau immer noch verbunden fühlt. Mit Nachdruck betont er immer wieder, dass er sie nicht ermordet hat, so wie es ihm Staatsanwältin Johanna Heidrich vorwirft. Die Anklägerin geht davon aus, dass er seine Frau nach 17 Jahren Beziehung "von Eifersucht getrieben" umbrachte, weil sie sich kurz zuvor von ihm getrennt hatte und Beziehungen zu anderen Männern eingegangen war.
Mordprozess in München: Mann wird regelrechtes Hinrichtungsszenario vorgeworfen
In der Anklage wird ein regelrechtes Hinrichtungsszenario geschildert: Der Mann soll sie gezwungen haben, sich hinzuknien, und ihr dann die Pistole an die Schläfe gesetzt haben. "Ich habe meine Frau nicht erschossen", erklärt dagegen der 64-Jährige.
Mord, Suizid oder Unfall bei einem Gerangel, so wie es der 64-Jährige darstellt? Es wird eine schwere Aufgabe, die Wahrheit herauszufinden. "Wir fangen wieder bei null an", erklärt die Vorsitzende Richterin Elisabeth Ehrl beim Prozessauftakt am Dienstag.
Doch kein Selbstmord: Mordanklage nach vier Jahren
Zunächst hieß es, die damals 36 Jahre alte Mutter von fünf Kindern habe sich an jenem Augusttag im Jahre 2015 in dem Haus in Haar selber erschossen, dann kamen immer mehr Zweifel auf, die schließlich vier Jahre nach dem Vorfall zu einer Mordanklage führten.
Beim ersten Anlauf hatte das Landgericht zwar Zweifel an der Version von Srecko S., sprach ihn im Februar 2022 aber dennoch frei. Im Zweifel für den Angeklagten, die Devise damals. Doch der BGH kassierte das Urteil. Nun muss eine andere Kammer des Landgerichts erneut versuchen, Licht ins Dunkel des Ablaufs zu bringen.
Angeklagter: Erst Sex-Spiele mit Pistole, dann löste sich ein Schuss
Srecko S. selbst erzählt, dass es an jenem Abend zu einvernehmlichen Sex-Spielen mit einer Pistole gekommen sei. Dann habe seine Frau plötzlich angefangen zu weinen und ihm erklärt, "dass sie alles kaputtgemacht habe".
"Wenn sie ihre fünf Minuten hat, ist sie bereit, alles zu tun", erklärt der Angeklagte. Als seine Frau dann zur Pistole griff, habe sich in dem folgenden Gerangel ein Schuss gelöst. Sagt Srecko S.
Der Prozess geht weiter
Sein Verteidiger Benedikt Stehle stellt den Antrag, eine Nachstellung des Ablaufs ein paar Tage nach dem Vorfall nicht als Beweismittel zuzulassen. Sein Mandant sei damals getäuscht worden und nur als Zeuge, nicht aber als möglicher Beschuldigter belehrt worden.
Der Prozess wird fortgesetzt. Das Gericht hat zwölf weitere Termine bis zum 6. Dezember angesetzt.
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