Mord an Münchner Backpackerin Inga Maria Hauser - Täter nach 30 Jahren gefasst!
München/Loughguile – Mehr als 30 Jahre lang konnte die Polizei die Mörder der Schülerin Inga Maria Hauser († 18) nicht fassen und zur Rechenschaft ziehen. 30 Jahre lang erfuhr die Familie nicht, wer der geliebten Tochter und Schwester das angetan hatte. Nun endlich scheint das entsetzliche Verbrechen an der Gymnasiastin aus Haidhausen, die 1988 in Nordirland ermordet wurde, geklärt. Die irische Polizei gab am Montag bekannt, dass zwei Männer (58, 61) festgenommen wurden. Die Tatverdächtigen stammen offenbar aus der Gegend. Näheres wurde über die mutmaßlichen Täter nicht bekannt.
+++ Update 22. Mai +++
Inzwischen wurde einer der beiden Männer laut Angaben der irischen Polizei gegen Kaution freigelassen. Der 61-Jährige gilt allerdings weiterhin als tatverdächtig. Der 58-jährige Tatverdächtige hingegen sitzt weiterhin in Haft.
Nachtrag: Inzwischen wurde auch der zweite Tatverdächtige gegen Zahlung einer Kaution wieder freigelassen.
Inga Maria Hauser war 18 Jahre alt, als sie am Münchner Hauptbahnhof mit einem großen Rucksack in den Zug stieg, um Europa zu erkunden. Sie reiste nach England und Schottland, wollte auch Nordirland besuchen.
Am 6. April 1988 fuhr sie mit einer Fähre vom schottischen Argyll nach Ballycastle an der nordwestlichsten Spitze der Grafschaft Antrim. Hier trifft der Atlantik auf die Irische See. Die Gegend gilt als einer der schönsten Landstriche Irlands.
Inga Maria Hauser wurde vergewaltigt, dann brach man ihr das Genick
Ingas Ankunft in Nordirland war der letzte Tag, an dem sie lebend gesehen wurde. Ihre Familie, mit der sie stets engen Kontakt hielt, hörte nie wieder von ihr. Ingas letzter Tagebucheintrag lautete: "Ich habe das Meer gesehen. Schön und mysteriös. Ich frage mich, wo ich heute übernachte."
Zwei Wochen später wurde ihre Leiche in einem Wald, etwa fünf Meilen von Ballycastle entfernt, gefunden. Ein Bauer hatte die Tote im Unterholz entdeckt. Das Genick der Schülerin war gebrochen. Inga war vergewaltigt worden.
Das Verbrechen beschäftigte die irischen Fahnder Jahrzehnte. Die Polizei befragte Tausende Pendler, Lkw-Fahrer und Bewohner. Die Ermittler werteten Ingas Tagebuch aus und ließen ihre Filme entwickeln, um auf ihren Fotos Hinweise auf den Mörder zu finden – ohne Erfolg.
Sechs Jahre nach einem Massengentest wurden Tatverdächtige gefasst
Erst mit der Fortentwicklung der DNA-Analyse kam die Polizei weiter: An Asservaten vom Tatort konnte eine männliche DNA-Spur herausgefiltert werden. Die Hoffnung wuchs, das Verbrechen klären zu können. Im größten Massenscreening in der Geschichte der Insel mussten 2.000 Männer eine Speichelprobe abgeben – doch wieder ohne Erfolg. Es vergingen weitere sechs Jahre, bis jetzt erstmals Verdächtige festgenommen werden konnten.
Zum 30. Jahrestag des Verbrechens rief die Polizei die Bevölkerung erneut auf, Hinweise zu geben. Sie ging längst davon aus, dass mehrere Männer an der Tat und der Vertuschung des Verbrechens beteiligt gewesen waren. "Es fehlen nur noch wenige Puzzlestücke", sagte Detective Chief Superintendent Raymond Murray im April. Laut irischen Medien reiste er auch nach München, um Ingas Schwester über den Stand der Ermittlungen zu informieren.
Ingas Eltern hatten keine Hoffnung mehr auf die Ergreifung der Täter
Ingas Vater war bereits 2007 gestorben. "Er starb an gebrochenem Herzen", sagte Ingas Mutter, als sie die AZ vor sechs Jahren in Haidhausen besuchte (hier können Sie den Artikel von damals nachlesen).
Inga Marias Mutter Almut in ihrer Haidhauser Wohnung. Foto: Nina Job
Die Wohnung glich einem Museum für die ermordete Tochter. Überall hingen Fotos von Inga und Bilder, die sie gemalt hatte. Almut Hauser nannte ihre tote Tochter: "Mein Herzchen. Mein Schmerzchen."
Hoffnung, dass die Menschen, die ihr Leben zerstört hatten, noch zur Verantwortung gezogen werden, hatte sie damals nicht mehr. Heute soll die 76-Jährige schwer krank sein.
Das so lange ungeklärte Verbrechen hinterließ auch in Irland tiefe Wunden. Der Verdacht, dass der oder die Mörder aus der Gegend waren, blieb.
An der Stelle im Wald, wo Inga starb, erinnert ein Gedenkstein an sie. Auf der englischsprachigen Gedenkseite The Keeley Chronicles kann man heute noch Ingas Stimme hören. Die Schülerin sang gern und begleitete sich dabei selbst auf der Gitarre. Zart und verträumt singt sie dort "Greensleeves". Auch noch 30 Jahre nach ihrem Tod.