"Modellauto-Affäre": Wo ist das viele Geld?

„Modellauto-Affäre“: Der Münchner Anwalt Adam Ahmed vertritt den psychisch kranken Straftäter, der die teuren Modelle für Hubert Haderthauer gebaut hat. Manche wurden für bis zu 20000 Euro pro Stück verkauft.
Helmut Reister |
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Will Klarheit: Der Münchner Anwalt Adam Ahmed.
privat Will Klarheit: Der Münchner Anwalt Adam Ahmed.

„Modellauto-Affäre“: Der Münchner Anwalt Adam Ahmed vertritt den psychisch kranken Straftäter, der die teuren Modelle gebaut hat. Manche wurden für bis zu 20000 Euro pro Stück verkauft.

Straubing - Adam Ahmed braucht noch Zeit, um auch die letzte Ecke des Aktenbergs auszuleuchten, der sich vor ihm auftürmt. Seit zwei Monaten beschäftigt sich der bekannte Münchner Strafverteidiger mit der komplexen Situation des psychisch kranken Straftäters Roland S. (74), der im Hochsicherheitstrakt des Straubinger Bezirkskrankenhauses sitzt und ungewollt vom Strudel der „Modellauto-Affäre“ erfasst wurde.

„Mein Mandant“, sagt Ahmed, „wurde möglicherweise zum Spielball der geschäftlichen Interessen von Dr. Haderthauer.“ Der ärztliche Grundsatz der Fürsorgepflicht wurde nach Einschätzung des Anwalts zugunsten wirtschaftlicher und finanzieller Interessen geopfert. Aber er erklärt auch: „Ich werde freilich auch prüfen, ob Frau Haderthauer mit involviert war.“

Der heutige Leiter der Landgerichtsärztlichen Dienststelle in Ingolstadt war, wie berichtet, Ende der 80er Jahre als Psychiater im Bezirkskrankenhaus Ansbach angestellt, betreute den handwerklich hochbegabten Straftäter als Psychiater und kurbelte parallel dazu die Produktion der Modellautos in der Psychiatrie an.

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In die Privat-Firma „Sapor Modelltechnik", die die edlen Stücke produzieren ließ und die komplette Vermarktung übernahm, stieg zunächst Christine Haderthauer mit einem 50-Prozent-Anteil als Gesellschafterin ein, ihr Mann handelte in ihrem Auftrag. Ende 2003 übernahm er schließlich die Firmenanteile von seiner Frau, ehe er sie Ende 2008 an einen alten Bekannten verkaufte.

Hubert Haderthauer erklärte, dass die Firma nie große Gewinne abgeworfen habe. Mit maximal 7000 Euro bezifferte er den jährlichen Durchschnittsgewinn. Dem widerspricht der langjährige Geschäftspartner Roger Ponton. „Mir wurde jahrelang mitgeteilt, dass gar keine Gewinne angefallen sind“, beteuert er und fügt hinzu: „Ich habe hohe sechsstellige Beträge in das Unternehmen gesteckt, ohne jemals etwas davon zurückerhalten zu haben. Da stelle ich mir jetzt schon die Frage, wo dass viele Geld geblieben ist.“

Er vermutet, dass die Autos Millionen abwarfen – und fühlt sich von den Haderthauers betrogen, genau wie der geniale Konstrukteur der Autos. „Ich werde alle rechtlichen Möglichkeiten in Anspruch nehmen, um die undurchsichtigen Vorgänge zu klären", sagt sein Rechtsanwalt Adam Ahmed.

Seinen Worten zufolge bedürfen auch die Umstände einer geplanten und dann kurzfristig abgesagten Verlegung seines Mandanten in den normalen Maßregelvollzug der Aufklärung. Er spricht damit einen Vorgang aus dem Jahr 2009 an, als Roland S. positiv begutachtet worden war und vom Hochsicherheitstrakt Straubing nach Ansbach verlegt werden sollte.

Ahmed: „Die Verlegung wurde in letzter Minute abgeblasen, und ich möchte gern wissen, wer das letztendlich veranlasst hat. In erster Linie ist mein Mandant zu therapieren und auf die Freiheit vorzubereiten. Auf etwaige wirtschaftliche Interessen infolge einer Beendigung der Produktion der Modellautos, was die Folge einer Verlegung von Straubing in eine andere Klinik wäre, darf es gerade nicht ankommen.“

„In diesem Fall sind noch sehr viele Fragen offen“, so Ahmed. „Hubert Haderthauer hätte während seiner Tätigkeit als Stationsarzt des Betroffenen mehr an seine ärztlichen Pflichten und Aufgaben denken sollen, weniger an seine Geschäfte.“

Die fielen manchmal offenbar aufwändig aus. „Einzelne Modellautos“, sagt Ponton, „wurden von Herrn Haderthauer auch persönlich an die Kunden ausgeliefert. Bis nach Kalifornien.“

 

 

 

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