Ministergatte ermöglicht Mörder Frankreichurlaub

Der inhaftierte Roland S., der drei Männer getötet hat, lieferte dem Gatten der Sozialministerin kostbare Modellautos. Dafür durfte der  Sexualtäter nach Frankreich
Helmut Reister |
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Modell-Autos für 30 000 Euro: Hubert Haderthauer mit seiner Frau, Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer.
Helmut Reister Modell-Autos für 30 000 Euro: Hubert Haderthauer mit seiner Frau, Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer.

Der inhaftierte Roland S., der drei Männer getötet hat, lieferte dem Gatten der Sozialministerin kostbare Modellautos. Dafür durfte der  Sexualtäter nach Frankreich

München - Mit therapeutischen Gründen versucht Dr. Hubert Haderthauer, Leiter der Landgerichtsärztlichen Dienststelle Ingolstadt und Gatte der bayerischen Sozialministerin, seine umstrittenen Modellauto-Geschäfte mit psychisch kranken Straftätern schön zu reden. In Wirklichkeit warf er ärztliche Fürsorge und Verantwortungsbewusstsein wohl über Bord.

Am Donnerstag, in der letzten Landtagsdebatte dieser Legislaturperiode, verlangten Parlamentarier der Opposition Aufklärung darüber, inwieweit Christine Haderthauer in die umstrittenen Geschäfte ihres Mannes involviert sei. Doch sie hielt ihren Kurs bei, zu den Vorgängen, die vor ihrer Amtszeit liegen, nichts zu sagen. Das erinnert den Rechtsexperten der SPD-Fraktion, Horst Arnold, an Verhaltensweisen der Mafia: „Dort gilt auch das Gesetz des Schweigens.“

Arnold hat vor dem Landtag in einem Nebensatz einen Vorgang erwähnt, der zwar nicht die Ministerin, aber ihren Mann betrifft und einen handfesten Skandal darstellt: Der psychisch kranke Dreifachmörder Roland S., der von Hubert Haderthauer als Arzt betreut wurde und ohne dessen geniale Handwerkskunst das Geschäft mit den edlen Modellautos nicht möglich gewesen wäre, erhielt im Bezirkskrankenhaus ungewöhnliche Vergünstigungen wie Freigang und fehlende Postkontrolle, um ihn bei Laune zu halten. Derartige Vorgänge sind bereits bekannt. Nicht bekannt dagegen war bisher, dass Roland S. offenbar sogar eine Auslandsreise unternehmen durfte.

Arnold: „Ein unfassbarer Vorgang.“ Einzelheiten des dreitägigen Wochenendtrips ins Ausland kennt Roger Ponton, der langjährige Mitgesellschafter der Firma „Sapor Modellbautechnik“, über die die Modellautos aus der Psychiatrie produziert und vermarktet werden – und an der zunächst Christine Haderthauer, danach auch ihr Mann, beteiligt waren.

Ponton weiß es deshalb so genau, weil er seine Jagdhütte in Frankreich als Kurzzeit-Feriendomizil zur Verfügung stellte. Seinen Schilderungen zufolge wurde der im Hochsicherheitstrakt untergebrachte Roland S. auf dem Tripp von einem Pfleger des Bezirkskrankenhauses Ansbach begleitet, von einem Polizeibeamten, der mit der Unterbringung des Dreifachmörders in der Psychiatrie eigentlich nichts zu tun hatte, und von der Ehefrau des Beamten, deren Rolle als Begleiterin noch weniger erklärbar ist. „Genehmigt“, erinnert sich Roger Ponton, „wurde die Auslandsreise damals von Dr. Haderthauer.“

Die Reise nach Frankreich fand nach Pontons Erinnerungen entweder 1989 oder im darauf folgenden Jahr statt. Zu diesem Zeitpunkt saß Roland S., der drei Männer aus sexuellen Motiven heraus getötet hatte, noch keine zwei Jahre in der Psychiatrie, war weitgehend untherapiert und hatte ein Gefährlichkeitspotenzial, das nicht annähernd einschätzbar war.

Für Dr. Haderthauer scheint dies keine Rolle gespielt zu haben. Gegen den Ehemann der Sozialministerin läuft derzeit ein Disziplinarverfahren der Landesanwaltschaft, die ohnehin seine Rolle bei den außerdienstlichen Privatgeschäften mit den Modellautos untersucht. Genehmigen ließ sich Haderthauer den Handel mit den sündhaft teuren Flitzern im Maßstab 1:8 nämlich nicht.

Äußern will sich der Landgerichtsarzt zu derartigen Vorgängen nicht. Dazu hat ihm sein Anwalt Gerd Teerstegen, der davon überzeugt ist, dass die Ermittlungen gegen seinen prominenten Mandanten am Ende eingestellt werden, aufgrund des schwebenden Verfahrens geraten.

 

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