Mit Reservierung und Schnelltest: Münchner Gastronomen sperren gar nicht erst auf
München - Sogar bei wieder ungemütlicheren Temperaturen treffen sich immer mehr Münchner draußen - ob nun am Gärtnerplatz oder an der Isar - auf ein, zwei Bier und Spritz to go. Die Sehnsucht nach Geselligkeit und Gaudi wächst halt mit jedem Lockdown-Tag.
Umso größer war die Hoffnung der vielen Wirte, dass es im Zuge der neuesten Öffnungsschritte endlich auch eine Perspektive zumindest für die Außengastronomie gibt. Kontrolliert, unter strengen Hygieneregeln versteht sich.
"Unter den Beratern der Politiker kann nicht ein einziger Gastronom sein"
Nach der jüngsten Ministerpräsidentenkonferenz mit der Kanzlerin ist die Resonanz der vielen Münchner Gastronomen auf den Stufenplan inklusive Öffnungskonzept groß. Nur: Der Ärger ist noch größer. Worin sich wirklich alle einig sind: "Niemand kennt sich mehr aus", sagt Edi Reinbold (Zum Franziskaner, Löwenbräukeller) zur AZ: "Theoretischer und weiter vom Leben weg könnte es kaum sein. Fakt ist: Unter den Beratern der Politiker kann nicht ein einziger Gastronom sein."

In der Tat sind die Öffnungsschritte für die Außengastronomie kompliziert. Frühestens ab 22. März darf - bei einer Inzidenz unter 50 wohlgemerkt - die Außengastronomie öffnen. Falls die Inzidenz aber über 50 (bis 100) ist, darf die Außengastronomie nur für Gäste öffnen, die vorher reserviert haben und einen tagesaktuellen negativen Coronatest vorweisen können. Ab 100 wird sowieso wieder alles zugesperrt.
Münchner Wirte wollen ab Inzidenz von 50 gar nicht aufsperren
Aktuell liegt die Inzidenz in München bei 48,7 (Stand 5. März), eine Ü50-Inzidenz in gut zwei Wochen ist also zu befürchten. Das sieht auch Sebastian Kuffler (Seehaus, Spatenhaus, Mangostin, Haxnbauer) so: "Ab einer Inzidenz von 50 sperren wir den Biergarten vom Seehaus gar nicht erst auf. Das ist doch witzlos - und lohnt sich überhaupt nicht." Die anderen Betriebe würde er dann eh zulassen, die Außengastronomie allein wäre finanziell mit den Mindestabständen und den Reservierungen nicht rentabel: "Ein gewisser Durchlauf an Gästen ist nötig, aber so nicht umsetzbar."

"Es muss aufwärtsgehen. Auch wenn es chaotisch und kompliziert wird"
Zur Sorge vor einer steigenden Inzidenz kommt das Wetter, das sich nur schwer planen lässt. Edi Reinbold: "Selbst wenn wir öffnen dürfen, die Mitarbeiter aus der Kurzarbeit holen, Dienstpläne erstellen - und nach dem zweiten Tag oder nach drei Stunden regnet es, was dann? Alles wieder zusperren, alle wieder in Kurzarbeit und nach Hause schicken? Ich bin mir wirklich noch unsicher, wie das alles werden soll und ob es sich lohnt."

Finanziell, da pflichtet Ugo Crocamo (H'ugo's, Tambosi) bei, bringt die Außen-Öffnung "nix". Aber er sieht es etwas optimistischer: "Es ist ein erster kleiner Hoffnungsschimmer. Ich sperre alles auf, egal, unter welchen Bedingungen - um Gästen und Personal guten Willen zu zeigen. Alle Beteiligten sind am Ende, es muss aufwärtsgehen. Auch wenn es chaotisch und kompliziert wird. Alles ist besser als der jetzige Zustand."