Mit Goldmünzen gelockt: Cleveres Trio entlarvt falsche Polizisten
München - Wenn die Gier einsetzt, setzt bei vielen Menschen der Verstand aus. Eine alte Weisheit, die zum Glück auch für Gangster gilt. Franz (66) machte sich diese Gier zunutze und lockte falsche Polizisten geschickt in eine Falle. Der Münchner köderte die Bande mit 800 Krügerrand Goldmünzen im Gesamtwert von 1,24 Millionen Euro.
"Ich besitze gar kein Gold", sagt der pensionierte Feuerwehrmann und grinst, "aber ich weiß, dass sie einen Haufen Geld wert sind." Deshalb tischt er einem falschen Polizisten, der ihn zu Hause anruft, das Märchen vom sagenhaften Goldschatz auf.
"Wusste schon beim ersten Satz, dass ich es mit einem Gauner zu tun habe"
"Ich wusste schon beim ersten Satz, dass ich es mit einem Gauner zu tun habe", sagt Franz. Der angebliche Kommissar erzählt ihm die übliche Schauergeschichte von der Einbrecherbande, bei der man einen Zettel mit der Adresse des Münchners gefunden habe.
Mit Gaunern kennt sich der 66-Jährige aus. "Vor 15 Jahren hat es einer mit dem Enkeltrick bei mir versucht", erzählt der Pensionist, "dem hab ich auch eine Falle gestellt. Die Polizei nahm den Täter damals fest."
Über Stunden hält der falsche Kriminaler den früheren Feuerwehrmann am Telefon auf Trab. Zum Schein geht er darauf ein, einer Fremden seine Goldmünzen zu übergeben. Die Krügerrand Münzen müsse er aber erst aus dem Bankschließfach holen, behauptet Franz.
Zwölf Literpackungen Milch und eine Sektflasche helfen
Dabei gibt's allerdings ein Problem: keine Goldmünzen. Zudem hätten 800 Krügerrand zusammen 24 Kilo gewogen. Woher so viel Gewicht nehmen? Die Banker haben eine Idee. Sie geben dem 66-Jährigen zwölf Literpackungen Milch und eine Sektflasche. Alles zusammen wickeln sie in Handtücher und legen den Köder in eine Reisetasche aus Kunstleder. Die soll Franz anschließend in Neuaubing vor der Bank an eine Kurierin übergeben.
Die Abholerin (22) wartet dort bereits. "Die war so gierig, dass sie gar nicht gemerkt hat, dass die Tasche viel zu leicht war", sagt Franz. Die 22-Jährige kommt 20 Meter weit, dann wird sie von echten Polizisten festgenommen. Später meldet sich der Komplize nochmals telefonisch bei Franz. Der sitzt gerade bei der Polizei zur Vernehmung, als sein Handy klingelt. Der Gauner will sich über ihn lustig machen. "Jetzt bist du deine Münzen los, wir sind Betrüger", ätzt er.
Als Franz kontert, dass es keine Münzen gebe und die Komplizin gefasst sei, verliert der falsche Polizist die Fassung und beschimpft Franz. Die 22-Jährige bekommt später vor Gericht dreieinhalb Jahre Haft.
"Ich hab' alles getan, um ihn in dem Glauben zu lassen"
Ähnlich geschickt haben Gabriele (68) und Joachim (61) zwei weitere falsche Polizisten hereingelegt. Die ehemalige Wirtin besucht ihre Mutter (96) im Landkreis und geht ans Telefon, als es klingelt. Der Gauner denkt, er habe es mit einer senilen alten Frau zu tun. "Ich hab' alles getan, um ihn in dem Glauben zu lassen", sagt Gabriele. Wieder kommt die Geschichte vom drohenden Einbruch. Detailliert erfragt der falsche Kriminaler, welche Wertsachen es gebe. Gabriele erzählt ihm von Gold- und Silberschmuck und silbernem Besteck. Der Gauner schluckt den Köder.
Unter dem Vorwand, sie sei so aufgeregt, sie müsse zur Toilette, verschafft sich die Münchnerin etwas Luft. Vom Handy aus ruft sie ihren Mann Joachim (61) an und erklärt ihm, dass sie einen falschen Polizisten auf der anderen Leitung habe. Damit der Gauner vom Telefonat nichts hört, drückt sie die Toilettenspülung. "Ich wusste, das Gabriele keinen Scherz macht und habe sofort den Polizeinotruf gewählt", sagt der 61-Jährige.
Täter zu vier Jahren Haft verurteilt
Schmuck und Besteck soll sie in einem Sackerl aus dem Fenster werfen. Der Abholer lauert im Hinterhof des Hauses. Die Polizei ist auch schon da und nimmt ihn fest. Der Täter wird zu vier Jahren Haft verurteilt.
Auch Gabriele erhält einen weiteren Anruf vom Komplizen. Er schimpft und droht, "das wirst du bereuen." Die 68-Jährige bleibt cool: "Wenn du Eier in der Hose hast, komm' vorbei, dann zeig ich's dir."
Gefrustet bestellen die falschen Polizisten später auf den Namen des Ehepaares fünf Pizzen. Als der Pizzabote bei ihnen klingelt, hätte sich Joachim fast an ihm vergriffen: "Ich dachte, der gehört auch zu der Bande."