Darf Paulaner Spezi weiter Paulaner Spezi heißen? Prozess gestartet
München - Trink das Original: So steht es auf der Spezi-Flasche des Augsburger Brauhauses Riegele. "Das Original?", mag sich manch ein Münchner fragen, "ist das nicht der Paulaner Spezi in der bunten Retro-Flasche?"
Spezi-Prozess: Paulaner gegen Riegele
Nein! Tatsächlich kommt der Spezi aus Augsburg. Und genau dieses Unwissen ärgert die Augsburger beim Brauhaus Riegele. Denn den Namen Spezi benutzte man hier schon in den 50er Jahren für ein Bier. Dieses verkaufte sich aber wohl nur mäßig erfolgreich, weshalb der Name dann für ein neues Getränk aus dem Brauhaus genutzt wurde: eine Mischung aus Cola und Orangenlimonade. Das Getränk war in der Nachkriegszeit äußerst beliebt, aber die angebrochenen Flaschen von Cola und Orangenlimonade und das viele Leergut ärgerte die Wirte. Die vorgemischte Limonade aus Augsburg kam also gerade recht.
Irgendwann konnte man beim Brauhaus Riegele den Bedarf an Spezi nicht mehr decken – und vergab die Lizenz für das beliebte Getränk an mehrere andere Brauereien. Diese dürfen seither Spezi brauen und vertreiben, zahlen dafür aber an die Augsburger und nutzen deren Design und Rezeptur. Nur nicht Paulaner.
Denn die Münchner Brauerei sicherte sich die Rechte am Namen Spezi bereits in den 70er Jahren – für eine Einmalzahlung von 10.000 Mark. Dafür darf Paulaner Spezi verkaufen und auch eine ganz andere Rezeptur und ein ganz anderes Design nutzen. Doch gilt dieser Vertrag immer noch?
Es könnten Gebühren in Höhe von fünf Millionen jährlich fällig werden
Nein, meinen die Augsburger, denn man habe den "Lizenzvertrag" inzwischen aufgekündigt und Paulaner ein neues Angebot unterbreitet. Bei einem Absatz von 900.000 Hektolitern Spezi jährlich könnten bei Paulaner dafür bis zu 5 Millionen Euro Gebühren pro Jahr fällig werden, rechnet das Gericht. Das sehen die Münchner natürlich anders.
Nach Ansicht Paulaners ist eine Lizenz nämlich gar nicht notwendig. Man habe 1974 nur vereinbart, die beiden Spezi-Getränke voneinander abzugrenzen und nebeneinander existieren zu lassen. Zudem habe sich Spezi mittlerweile zu einer Gattungsbezeichnung für diese Art von Cola-Limo-Mischungen entwickelt.
Urteil könnte am 30. August verkündet werden
Nach dem Auftakt wollen die Parteien nun allerdings erstmal über eine Einigung beraten. Ein Urteil im Spezi-Streit des Gerichts könnte sonst am 30. August verkündet werden.
Es ist nicht das erste Mal, dass es Streit um Spezi gibt. 2020 musste eine Brauerei den Namen ihres Cola-Limonaden-Mixes von "Spatzi" zu "Lauser" ändern, weil ersterer Name der Marke Spezi zu ähnlich war. Auch mit der Firma Almdudler, die in Österreich die Rechte am Namen Spezi hält, einigten sich die Augsburger außergerichtlich.
Die Firma, aus deren Getränken wohl meistens die ursprünglichen Spezis hergestellt wurden, beteiligt sich allerdings nicht am großen Spezi-Streit. Coca Cola verkauft seine Cola-Limonaden-Mischung in Deutschland traditionell unter dem Namen Mezzo-Mix.
Heißt es der, die oder das Spezi? Über das grammatikalische Geschlecht von Spezi herrscht Uneinigkeit. Die Augsburger bezeichnen es als "das Spezi", in München scheint aber "der Spezi" üblicher zu sein.
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