Messerattacke auf Kind (10) in München: 58-Jähriger gesteht
München - München - "Ich dachte echt, er stirbt jetzt." Für Karla F. (42, Namen geändert) wurde am 6.November 2021 ein Albtraum wahr. Ein unbekannter, psychisch kranker Mann sticht in einem Modegeschäft auf ihren zehnjährigen Sohn ein und verletzt ihn schwer. Sehr gefasst berichtete die 42-Jährige am Freitag im Prozess vom "Schlimmsten überhaupt in meinem Leben".
Messerattacke in München: 58-Jähriger wohl schuldunfähig
Die Mutter sieht die Attacke nicht, hört nur einen lauten "Hilfe"-Schrei einer Kundin und stürzt sofort zur Rolltreppe, wo sie ihre Söhne vermutet. Paul, ihr Zehnjähriger sitzt auf dem Boden. Überall Blut, sie bemerkt Wunden an den Händen und am Hals, setzt sich zu ihm, stützt ihn mit einer Hand und versucht mit der anderen eine blutende Wunde am Hals abzudrücken.
Ein anderer Kunde sagt ihr, sie solle mit ihrem Sohn reden, damit dieser nicht bewusstlos wird. Im Hintergrund sieht sie aus den Augenwinkeln, wie ein Mann zu Boden geworfen wird. Sie weiß immer noch nicht, wie sich das Kind die Wunden zugezogen hat, vermutet zunächst, dass sich der Bub an der Rolltreppe verletzt hat.
Sie erlebt diese traumatischen Abläufe wie "in Zeitlupe", berichtete Karla F. "Ich blieb klar im Kopf und konnte für meinen Sohn da sein." Der ist in diesem Moment schon ganz blass im Gesicht, sagt aber nichts. "Mach die Augen auf!", redet sie auf das Kind ein, wenn es die Augen verdreht und dann schließt.
Opfer leidet noch heute an den Folgen der Messerattacke
Ihr Mann dirigiert die Rettungskräfte zu Paul. Er überlebt die Attacke, muss aber zwei Mal operiert werden, die vollständige Beweglichkeit der Hände konnte trotzdem bislang nicht wiederhergestellt werden. Paul macht zudem eine Traumatherapie, leidet immer noch an Schlafstörungen und Ängsten.
Für die Staatsanwaltschaft ist die Attacke ein versuchter Mord. "Ruhig und unbemerkt" sei der 58-jährige Täter von hinten an den Jungen herangetreten, und habe diesen dann mit einem Küchenmesser drei Mal in den Hals geschnitten, "um ihn zu töten".
Da der Mann aber unter paranoider Schizophrenie und Verfolgungswahn leidet, gehen die Ermittler von einer fehlenden Schuldfähigkeit aus und beantragen die Unterbringung in der Psychiatrie. Die Verteidigung (Peter Weitzdörfer und Christian Gerber) erklärte, dass der 58-Jährige den Sachverhalt zugibt und "dass ihm das Ganze leidtut".
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