Mehr Willkommenskultur im Sozialbürgerhaus am Orleansplatz
München - Der Boden ist dreckig, das leuchtende Gelb der Eingangstafel bedeckt ein grauer Schleier, umgeben ist das Sozialbürgerhaus von Fast-Food-Ketten. Reisende und Obdachlose wuseln vor dem Platz herum. Einladend ist anders, das lässt sich über den Eingangsbereich des Bürgerhauses am Orleansplatz am Ostbahnhof klar sagen.
Das soll sich, wenn es nach der SPD, allen voran dem Stadtrat und München-Vorsitzenden Christian Köning, geht, etwas ändern. Da pflichten auch die Leiter der beiden Abteilungen des Bürgerhauses an der Orleansstraße bei: Christian Biller (Leitung Jobcenter) und Sibylle Steinhuber (Leitung Sozialbürgerhaus Soziales).
Christian Köning: "Ein Gang ins Bürgerhaus darf kein Hindernislauf sein"
Die Stadtratsfraktion SPD/Volt stellt dazu heute einen Antrag zur Verbesserung der Zugänglichkeit der Sozialbürgerhäuser in München. Köning will für das Vorhaben drei Millionen Euro lockermachen.

"Die Reformen des Bürgergeldes bedeuten, dass man mit Menschen, die soziale Rechte haben, anders umgeht. Die Hilfe muss zugänglich für alle sein und auf Augenhöhe stattfinden. Ein Gang ins Bürgerhaus darf kein Hindernislauf sein", sagt Köning.
Wer auf staatliche Hilfe angewiesen ist, dürfe nicht abgeschottet oder stigmatisiert werden. Deshalb das Motto der Umstrukturierung: Eine Willkommenskultur schaffen. "Wir wollen, dass die Kunden sich hier wohlfühlen können und nicht das Gefühl haben, abgefertigt zu werden", sagt Steinhuber über die angedachte Umstrukturierung.
Christian Biller: "Nicht nur Dienstleister, sondern auch Partner"
Nahbare Verwaltung ohne Hemmschwellen will auch Christian Biller etablieren: "Wir wollen greifbar für die Kunden sein. Zwar sind wir bereits sehr bürgernah, aber die Menschen sollen auch das Gefühl haben, dass das wir nicht nur Dienstleister, sondern auch Partner sind." Als Beispiel nennt er dafür die angedachte Umbenennung der Eingliederungsvereinbarung. Die soll mit der Bürgergeldreform zum sogenannten Kooperationsplan werden. "Das klingt viel wertschätzender", findet der Leiter des Jobcenters am Orleansplatz.
Wer das Sozialbürgerhaus betritt und sich nicht auskennt, der landet erstmal beim Wachmann eines externen Dienstleisters. "Der Wachdienst leitet dann die Kunden weiter zu unserem Infopoint. Das ist eigentlich nicht deren Aufgabe. Alles soll übersichtlicher werden", sagt Steinhuber.
Gemütliche Möbel, besseres WLAN und Kinderspielzeug
Die Empfangshalle im ersten Stock ist lichtdurchflutet, die Fenster sind groß, es stehen große Pflanzen herum. Die Tische und Stühle wiederum sind aus Metall, auf dem Boden kleben rot-weiße Pfeile, die die Richtung weisen sollen. Einladend ist anders. "Aufgrund von feuerpolizeilichen Gründen dürfen hier keine brennbaren Materialien stehen", erklärt Biller. Mittlerweile gäbe es aber auch schöneres Mobiliar - nicht brennbar.
Der Plan sei es auch, durch eine neue Farbwahl die Übersicht im Sozialbürgerhaus zum Beispiel durch Leitlinien auf dem Boden zu erhöhen. Die WLAN-Verbindung soll verbessert werden, das digitale Bürgerterminal soll aus der versteckten Ecke künftig besser zugänglich gemacht werden. Es gibt viele Pläne, um das Haus attraktiver zu gestalten - für Kunden und Angestellte. "Das Sozialbürgerhaus ist eine Visitenkarte der Stadt. Wie die Leute in München empfangen werden, wollen wir auf ein neues Level bringen", sagt Köning.

Deshalb stellt die Fraktion den Antrag. Köning ist sich aufgrund der Mehrheit seiner Fraktion gemeinsam mit den Grünen und der Rosa Liste sicher, dass die Vorlage der Sozialreferentin aus dem Antrag im Dezember vom Stadtrat angenommen wird. Die Stadtverwaltung kann dann die Mittel aus dem städtischen Haushalt bereitstellen - bis zu drei Millionen Euro. Köning hofft, das Projekt schon im Januar angehen zu können. Dagegen hätten auch Biller und Steinhuber nichts einzuwenden.
"Am Ende eines Tages wissen unsere Mitarbeiter, was sie geleistet haben", sagt Biller. Deshalb ist es den beiden wichtig, dass die Willkommenskultur neben den Kunden genauso für ihre Mitarbeiter gilt.