Mehr Unfälle, mehr Tote, mehr Verletzte: Diese Personen sind in Münchens Straßenverkehr besonders gefährdet

Immer öfter sind in München Autofahrer bekifft unterwegs und bauen im Drogenrausch Unfälle. Das Präsidium fordert die Politik zur Umkehr bei Cannabis auf.
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16. Januar 2025 in Feldmoching: Ein 23-Jähriger wickelt sich mit seinem BMW um einen Ampelmast. Er stand laut Polizei unter Drogen.
16. Januar 2025 in Feldmoching: Ein 23-Jähriger wickelt sich mit seinem BMW um einen Ampelmast. Er stand laut Polizei unter Drogen. © Berufsfeuerwehr München

München  - Mehr Unfälle, mehr Verletzte, mehr Verkehrstote. Die Zahlen, die das Präsidium am Donnerstag bei der Präsentation der neuen Verkehrsunfallbilanz für München vorlegte, sind alarmierend. Die Zahl der Fahrten unter Drogeneinfluss in der Stadt stieg im Vergleich zum Vorjahr um knapp 50 Prozent.

Fast 50 Prozent Anstieg bei Fahrern unter Drogeneinfluss 

Münchens stellvertretender Polizeipräsident Christian Huber sprach am Donnerstag im Präsidium von einem "eklatanten Anstieg", der nicht alleine mit verstärkten Verkehrskontrollen zu erklären sei. Die Zahl der Drogenunfälle stieg 2024 um 5,6 Prozent. Bei 75 Unfällen, so die Statistik, sei "vorheriger Drogenkonsum ursächlich gewesen". 45 Menschen wurden verletzt, sieben von ihnen schwer.

Die Zahl der Fahrer, die unter Drogeneinfluss am Steuer erwischt wurden, ist geradezu explodiert. Das Plus beträgt 47 Prozent. Das Präsidium registrierte 2.230 Drogenfahrten (2023: 1.517). Bei 2.081 Fahrern wurde 3,5 ng/ml oder mehr Tetrahydrocannabinol im Blutserum festgestellt, davon waren 850 Fälle Cannabisverstöße.

Polizeigewerkschaft fordert restriktive Drogenpolitik

Die Polizeigewerkschaft DPolG übt scharfe Kritik an der Drogenpolitik im Bund. Die Ampel hatte im April 2024 Cannabis teilweise legalisiert. Jürgen Köhnlein, Landesvorsitzender der DPolG: Dass mehr als die Hälfte der Fahrerinnen und Fahrer bei Drogenunfällen  "unter dem Einfluss von Cannabis gestanden sind, verdeutlicht die Abnahme des Unrechtsbewusstseins als Folge der Cannabis-Legalisierung." Köhnlein betonte, er sei sicher, dass die Gesetzesänderung offensichtlich der "Startschuss" für mehr "bekiffte" Autofahrten sei. "Im Jahr 2025 wird sich dieser Negativtrend weiter fortsetzen", so Köhnlein. Daher fordert die DPolG eine Rückkehr zu einer restriktiven Drogenpolitik.

Polizeipräsidium bekräftigt Ablehnung von Cannabis-Legalisierung

Unterstützung erhält der Gewerkschafter dabei vom stellvertretenden Polizeipräsident. "Das Präsidium war und ist gegen die Legalisierung", betonte Christian Huber. "Ich habe einen Anstieg erwartet, aber nicht in dieser Dimension."
CDU und CSU hatten bereits im Bundestagswahlkampf angekündigt, das Cannabis-Gesetz der Berliner Ampel-Koalition zurücknehmen und abzuschaffen. Zumindest im Münchner Polizeipräsidium stößt der Plan auf offene Ohren.

Mehr Unfälle, mehr Verletzte, mehr Tote

Insgesamt hat es im vergangenen Jahr in München 49.759 Mal gekracht (plus 2,7 %). Das sind im Schnitt 136 Unfälle pro Tag. Dabei wurden 7.553 Menschen verletzt (plus 1,3 %), davon 625 Opfer sogar schwer. 19 Menschen starben im vergangenen Jahr auf Münchens Straßen, das ist eine Zunahme um 58,3 Prozent (2023: 12 Tote).

Radler und Fußgänger besonders gefährdet

Die neue Verkehrsstatistik zeigt, dass vor allem Fußgänger und auch Radfahrer auf Münchens Straßen tagtäglich Kopf und Kragen riskieren: 797 Fußgänger wurden 2024 verletzt, davon 133 schwer. Zehn Fußgänger starben bei Unfällen. 2023 waren es laut Präsidium vier Todesopfer.

ADFC fordert Konsequenzen

Die Unfälle mit Fahrrädern und Pedelecs gingen dagegen minimal zurück: Laut Präsidium waren 3438 Radler an Unfällen beteiligt (minus 1,2 %). Die Zahl der Verletzten blieb dagegen nahezu unverändert: 3.180 Verletzte zu 3.174 im Jahr davor. 318 Radler wurden allerdings schwer verletzt. 2023 waren es 288 schwer verletzte Radler. Fünf Radfahrer starben 2024 bei Verkehrsunfällen, einer mehr als 2023.

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Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) München bezeichnete die Unfallzahlen beim Radverkehr als "alarmierend". Andreas Schön, Vorsitzender des ADFC: "Mehr verletzte Radler – und die Stadt verschleppt weiterhin den notwendigen Ausbau der Radwege. Sichere Radwege kosten Geld, aber Radfahrende tragen die Konsequenzen schlimmstenfalls mit ihrem Leben. Verkehrssicherheit ist kein Luxus!"

Immer mehr Unfallopfer sind älter als 65 Jahre

Ein beunruhigender Trend der letzten Jahre setzte sich 2024 fort: Je älter man ist, umso größer ist das Risiko verletzt oder sogar getötet zu werden. Die Zahl der Verkehrsunfälle mit Personen ab 65 Jahren stieg um 7,6 Prozent auf 4.258 (2023: 3.957). 1.143 Senioren wurden verletzt (2023: 900). Davon waren 188 Schwerverletzte (2023: 175). 15 Senioren wurden nach Angaben des Präsidiums getötet, im Jahr davor waren es neun.

Unter den Todesopfern sind erschreckend viele ältere Menschen: Von zehn Fußgängern, die 2024 bei Verkehrsunfällen starben, waren acht Senioren und älter als 65 Jahre. Bei den fünf getöteten Radlern waren alle im Seniorenalter.

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12 Kommentare
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  • sircharles am 28.02.2025 10:38 Uhr / Bewertung:

    Aber wehe ein Rentner baut einen Unfall, dann werden gleich Eignungstests gefordert.

  • doket am 28.02.2025 11:57 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von sircharles

    Also erwischte Kiffer müssen definitiv einen Eignungstest machen und zwar einen ziemlich schwierigen.

  • kartoffelsalat am 28.02.2025 12:28 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von sircharles

    Was ja auch zahlreiche Rentnerleben retten würde.
    Sinnvoller wäre natürlich ein Eignungstest für alle Altersklassen.

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