Mega-Baustelle Sendlinger Tor: Die AZ unterwegs im U-Bahntunnel

Warum die Münchner Fahrgäste ab 12. Juni auf Bus und Pendelzug ausweichen müssen. Ein Besuch im U-Bahntunnel.
Carmen Merckenschlager
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Franz Weigert (l.), Teamleiter Erneuerung U-Bahn und Daniel Scharf, Angebotsplaner bei den SWM neben einer der Weichen, die getauscht werden müssen.
Merckenschlager 5 Franz Weigert (l.), Teamleiter Erneuerung U-Bahn und Daniel Scharf, Angebotsplaner bei den SWM neben einer der Weichen, die getauscht werden müssen.
Die unteren Schotterschichten sind bereits zu Staub zermahlen.
Merckenschlager 5 Die unteren Schotterschichten sind bereits zu Staub zermahlen.
Eine Weiche besteht aus drei wichtigen Komponenten: der Zunge, der Backe und dem sogenannten Herzstück (hier zu sehen).
Merckenschlager 5 Eine Weiche besteht aus drei wichtigen Komponenten: der Zunge, der Backe und dem sogenannten Herzstück (hier zu sehen).
Der Blick von der Wendeanlage: Links und rechts erreicht der Zug nach etwa 50 Metern den Bahnsteig.
Merckenschlager 5 Der Blick von der Wendeanlage: Links und rechts erreicht der Zug nach etwa 50 Metern den Bahnsteig.
Zwischen Sendlinger Tor, Goetheplatz und Implerstraße werden Ersatzbusse eingesetzt.
MVG 5 Zwischen Sendlinger Tor, Goetheplatz und Implerstraße werden Ersatzbusse eingesetzt.

München – Teilweise ist der Schotter bereits zu Steinmehl zerfallen, der Stahl der Schienen hat sich verformt. Nach 50 Jahren kaum ein Wunder: Jeden Tag rattert etwa alle zweieinhalb Minuten eine U-Bahn über die Weichen am Sendlinger Tor.

Der U-Bahntunnel am Sendlinger Tor ist seit 1971 in Betrieb

Eröffnet wurde der U-Bahnhof 1971, seitdem wird er von der U3 und U6 befahren. Immer wieder wurden Reparaturen durchgeführt – wenn etwas kaputt war, wurde es ausgetauscht. Mit der Flickenteppich-Methode ist nach 50 Jahren kein Weiterkommen mehr – die Abnutzung ist insgesamt zu groß. Die Stadtwerke München (SWM) tauschen gemeinsam mit der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) drei Weichen am Sendlinger Tor aus. Dazu muss der Schotter erneuert und teils neue Schienen verlegt werden.

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Sieben Wochen soll das dauern – bei Vollsperrung. Fahrgäste müssen also einmal mehr gute Nerven beweisen. In den sieben Wochen wird beispielsweise die U3 zwischen Odeonsplatz und Goetheplatz unterbrochen sowie die U6 zwischen Odeonsplatz und Implerstraße.

Mit Bagger und Walze wird es eng im Tunnel

Warum es die Vollsperrung braucht, wird vor Ort klar. Zwar scheinen die Tunnel großzügig, wenn nur die AZ hindurchmarschiert, aber: "Sobald der Zweiwege-Bagger und die Walze anrücken, wird es schon enger", sagt Franz Weigert, Teamleiter Erneuerung U-Bahn.

Außerdem muss eine große Lüftungsanlage aufgebaut werden, die sogenannte Bewetterungsanlage. Alleine der Aufbau dauert eine gute Woche, für den Lüfter muss ein extra Starkstromkabel verlegt werden. "Ohne die Bewetterungsanlage geht es nicht", sagt Weigert. Der durch den gemahlenen Schotter entstandene Steinstaub soll schließlich nicht eingeatmet werden. Der alte Schotter wurde über die Jahre immer weiter abgenutzt und hat sich selbst zermahlen.

600 Tonnen Schotter müssen aus dem Tunnel gebracht werden

Deshalb müssen die rund 600 Tonnen ersetzt werden. "Auf rundem Kies rutscht man leichter weg, als auf scharfkantigem Schotter. Das gilt auch für die Gleise, deshalb muss der alte Schotter raus", so Weigert. Die Weichen selbst bestehen aus drei Teilen – Backe, Zunge und Herzstück. Im Vergleich zu statischen Schienenteilen sind diese durch die Bewegung noch stärker abgenutzt. Nach und nach verformt sich sogar der Stahl durch die Belastung. "Länger hätte man mit der Maßnahme nicht warten können", erklärt Pressesprecher Maximilian Kaltner vor Ort.

Weniger Fahrgastaufkommen im Sommer bedeutet mehr Baustellen

Also allerhöchste U-...äh Eisenbahn. Ganz zufällig ist der Termin für die Baustelle aber nicht gewählt. "Im Sommer ist das Fahrgastaufkommen niedriger und es finden keine großen Fußballspiele statt", erklärt Daniel Scharf, Angebotsplaner bei den SWM.

Und was soll das Ganze kosten? Etwa zehn Millionen Euro sollen es sein. Einer der größten Posten ist dabei der Schienenersatzverkehr (SEV). 40 Busse sind auf vier Zusatzlinien in den sieben Wochen im Einsatz. Und: Bei aller Notwendigkeit bezahlen die Münchner mit Sicherheit auch mit einer ganzen Menge Nerven.

Die Baustelle beginnt am Montag, 12. Juni und dauert bis voraussichtlich Sonntag, 30. Juli. In den sieben Wochen werden drei Weichen ausgetauscht. Um den Zeitplan einzuhalten, sind teils bis zu 50 Arbeiter 24 Stunden, sieben Tage die Woche im Einsatz. Zwischen Odeonsplatz, Marienplatz und Sendlinger Tor wird in der Zeit ein Pendelzug eingerichtet.

Diese U-Bahnen fahren anders

Linie U3: Die U3 ist zwischen Odeonsplatz und Goetheplatz unterbrochen. Eine Ersatzbuslinie (U3) verkehrt zwischen Sendlinger Tor und Goetheplatz.

Linie U6: Auf der U6 geht zwischen Odeonsplatz und Implerstraße nichts mehr. Die Buslinie (U6) verkehrt zwischen Sendlinger Tor, Goetheplatz und Implerstraße.

Buslinien X3 und X6: Damit Fahrgäste den Pendelzug vermeiden können, richtet die MVG außerdem die Buslinien X3 und X6 ein. Beide starten am Hauptbahnhof und fahren direkt zum Goetheplatz. Die Buslinie X6 fährt weiter über die Poccistraße zur Implerstraße.


Anfang Mai informiert die MVG mit einer Broschüre sowie im Fahrgast-TV. Ab Ende Mai soll es einen Infostand in der Tram-Wendeschleife am Sendlinger Tor geben. Weitere Infos unter mvg.de/weichen

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4 Kommentare
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  • DJMuc am 25.04.2023 13:07 Uhr / Bewertung:

    Ich habe den Eindruck, dass es an der Koordination von Baumaßnahmen bei der MVG mangelt. Im Winter gab es bereits Pendelverkehr an Wochenenden zwischen Goetheplatz und Marienplatz. Von der Dauerbaustelle (gefühlt seit 10Jahren) am Sendlinger Tor ganz zu schweigen.
    Busverkehr zwischen Brudermühlstrasse und Götheplatz gab es letzten Sommer.
    Das Umsteigen in Busse kostet Zeit, ob ich bis Götheplatz oder bis zum Sendlinger Tor fahre ist dann nicht mehr relevant. Daher meine bitte Bauarbeiten gleichzeitig durchzuführen. Die Hoffnung bleibt, dass in den sieben Wochen, die Arbeiten am U-Bhf Sendlinger Tor endlich abgeschlossen werden können.
    An der Preisschraube wurde ja im Dezember schon gedreht, trotz eingeschränkten Angebotes. Und dann noch Warnstreiks „on top“.

  • gubr am 25.04.2023 07:01 Uhr / Bewertung:

    Dass die Arbeiten notwendig sind, ist ja unbestritten, nur wieso hat man die nicht letztes Jahr gemacht, als die U3/U6 jeden Abend und jedes Wochenende an der gleichen Stelle nicht fahren konnten, weil man am Sendlinger Tor die Verkleidung erneuert hat? Da hätte man doch gleich ganz sperren können und sich diese nächste Sperrung sparen. Wieso fragt da kein Reporter mal nach liebe AZ? Bei einer Vollsperrung waren die Verkleidungsarbeiten auch viel schneller vorangekommen als sie es waren.das hat ja vom Sommer bis zum Januar gedauert.

  • Der wahre tscharlie am 24.04.2023 22:52 Uhr / Bewertung:

    Ich finde, das ist ein sehr guter Artikel mit Hintergrundinfos was dort am Sendlinger Tor, und warum, los ist.

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