Mauschelei-Vorwurf bei der GWG: Wohnung für den Chef
München - Schwere Mauscheleivorwürfe gegen die Wohnbaugesellschaft GWG. Bei einer stichprobenartigen Überprüfung einer Anlage der GWG kam das interne Revisionsamt zu dem Ergebnis, dass in keiner der acht untersuchten Wohnugen, die eigentlich für Familien vorgesehen sind, mehr als drei Personen wohnen. Dies berichtet die SZ.
In der Anlage in Haidhausen stellten die Prüfer außerdem zwei prominente Bewohner fest: in einer Wohnung wohnt Stadtrat Mario Schmidbauer (Bayernpartei), in einer anderen der GWG-Chef Hans-Otto Kraus selbst. Der Bericht wurde kürzlich im Rechnungsprüfungsausschuss der Stadt präsentiert.
Wohnungen an GWG-Mitarbeiter?
Vor dem Ausschuss monierten die Prüfer, dass das bisherige Vergabefahren "nicht ausreichend transparent und nachvollziehbar" seien. Insbesondere bei frei finanzierten Wohnungen, von denen die GWG rund 15 Prozent in Eigenregie vergibt, sei dies auffällig. "Auskunftsgemäß" würden diese Wohnungen "bevorzugt auch an Verwandte und an Bekannte der GWG-Mitarbeiter und LHM-Mitarbeiter", also Mitarbeiter der Landeshauptstadt, vermietet, so die Prüfer weiter.
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Bei einer Stichprobe in einer Hausverwaltung habe das auf jede fünfte Wohnung zugetroffen. Besonders eine Anlage hat sich das Revisionsamt genau angeschaut. Die GWG-Anlage in der Au hat 63 frei finanzierte Wohnungen, acht davon sind laut Genehmigungsplan für Haushalte mit vier oder fünf Personen ausgelegt.
Schmidbauer vermutet eine Intrige
Die Wohnungen sind zwischen 100 und 150 Quadratmeter groß - und in keiner wohnen laut dem Bericht mehr als drei Menschen. Dafür aber Stadtrat Mario Schmidbauer (Ex-CSU, jetzt Bayernpartei) und der Chef der GWG, Hans-Otto Kraus. Die SZ berichtet außerdem, dass ein Mieter, ein "Beschäftigter der GWG", in seine 148 Quadratmeter große Wohnung nach der Fertigstellung eine "zusätzliche Sanitärausstattung" eingebaut bekommen hat - auf Kosten der GWG.
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Die Vergabe der Wohnung an ihren Geschäftsführer räumt die GWG ein - dazu gebe es einen offiziellen Beschluss des Aufsichtsrats. Zu mehr möchte man sich nicht äußern. Stadtrat Schmidbauer indes sieht die Vorwürfe gelassen - und vermutet dahinter eine Intrige seiner Ex-Parteikollegen.
Revisionäre erwarten mehr Sensibilität
Schmidbauer zahle für seine gut 100 Quadratmeter große Wohnung in der Lilienstraße 1600 Euro Miete, außerdem habe er sich um die Wohnung ganz legal beworben. Er vermutet, dass hinter der Überprüfung seines Wohnblocks ehemalige CSU-Kollegen stehen, die ihm sein Überlaufen zur Bayernpartei übel nehmen.
Das Revisionsamt jedenfalls warnt, dass der öffentlich geförderte Wohnungsbau "seine Glaubwürdigkeit" verliere. "So etwas darf nicht passieren, da müssen die Gesellschaften viel sensibler werden", zitiert die SZ die Prüfer.
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