Massiver Druck auf Opfer: Erpresser gehen mit neuer Betrugsmasche in München auf die Jagd
München - Die Täter fahren bei ihrer Drohkulisse große Geschütze auf. In der Mail heißt es, gegen den Adressaten werde ermittelt wegen Kinderpornografie, Pädophilie, Cyberpornografie sowie Exhibitionismus.
Nicht minder hefig sind die angedrohten Strafen. In der Mail ist die Rede davon, dass die betreffende Person zu einer Haftstrafe von bis zu 35 Jahren oder zumindest Geldstrafen von bis zu 270.000 Euro verurteilt werden kann. Damit die Drohkulisse möglichst echt wirkt, werden auch gleich noch eine ganze Liste von Strafrechtsparagrafen aufgelistet.
Angebliche Pädo-Jäger werfen ihren Opfern Straftaten vor
Hellhörig könnte man werden, wenn es heißt: "Sie haben die Straftat begangen...". Eine Ermittlungsbehörde würde schon aus rein rechtlichen Gründen niemals eine derartig vorverurteilende Formulierung verwenden. Echte Ermittlungsbehörden würden von einem Verdacht oder einem Vorwurf sprechen, der gegen die betreffende Person erhoben werde.
In der Mail wird dagegen als Fakt dargestellt, der Betreffende sei einem "Agenten" ins Netz gegangen. Angeblich wurde ein Verfahren wegen einer sexuellen Straftat gegen den Empfänger der Mail eingeleitet. Angeblich habe er mit Kinderpornografie, Pädophilie, Cyberpornografie und Exhibitionismus zu tun. Die angeblichen Pädo-Jäger behaupten, sie seien in Besitz von Aufzeichnungen (Webcam, Chats), die alle Vorwürfe belegen. Das sei von dem "Computer-Agenten dokumentiert".
Was die "Brigade für den Jugendschutz" macht, ist nichts anderes als Erpressung
Die angeblichen Pädo-Jäger sind Teil eines wilden und völlig wirren Konstrukts aus "Justizministerium", "Amtsgericht München" und der "Staatsanwaltschaft München". Über allem thront auf der Mail der Bundesadler samt dem Schriftzug "Bundesnachrichtendienst".
Und eine "Brigade für den Jugendschutz", wie es in Großbuchstaben in der Mail heißt, gibt es natürlich auch nicht, purer Unsinn und frei erfunden. Im Text der Mail wird massiv Druck aufgebaut. Dem Empfänger blieben angeblich gerade mal 72 Stunden, um auf das Schreiben zu reagieren und sich kooperativ zu zeigen.

Andernfalls wird dem Betreffenden mit seiner "sofortigen Verhaftung" gedroht. Falls das noch nicht reicht, kündigen die angeblichen Ermittler an, sie würden das sichergestellte Beweismaterial den Medien zur Veröffentlichung übergeben.
Das riecht dann doch ganz eindeutig nach Erpressung. Das Bundeskriminalamt, das echte versteht sich, warnt vor der Betrugsmasche. Das Schreiben erinnere, so das BKA, an die Erpressung per E-Mail mit Videoaufnahmen, wo am Ende ein Betrag in Bitcoin überwiesen werden soll.
Die Bundespolizei München rät, die E-Mails zu löschen
Als Chefs der angeblichen Pädo-Jäger werden in der Mail zwei Personen genannt: Jean-Philippe Lecouff von Europol und Dieter Romann, den Präsidenten der Bundespolizei. Beide Herren gibt es tatsächlich, nur haben sie nichts mit der Phishing-Mail zu tun.
Auffallend ist, dass der angebliche Absender der Mail – immerhin Präsident der Bundespolizei – keine E-Mail-Adresse seiner Behörde angibt, sondern eine, die auf "gmail.com" endet. Wolfgang Hauner, Sprecher der Bundespolizei München rät: "Löschen Sie die Mail, öffnen Sie keine Anhänge, machen Sie keinerlei Angaben."