Massiver Druck auf Opfer: Erpresser gehen mit neuer Betrugsmasche in München auf die Jagd

Mit einer amtlich aussehenden E-Mail sollen die Opfer unter Druck gesetzt werden. Die Täter sind auf Geld und persönliche Daten aus.
Ralph Hub
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Die Droh-Mails sollen die Opfer dazu zwingen, Geld und persönliche Daten preiszugeben.
Die Droh-Mails sollen die Opfer dazu zwingen, Geld und persönliche Daten preiszugeben. © Nicolas Armer/dpa

München - Die Täter fahren bei ihrer Drohkulisse große Geschütze auf. In der Mail heißt es, gegen den Adressaten werde ermittelt wegen Kinderpornografie, Pädophilie, Cyberpornografie sowie Exhibitionismus.

Nicht minder hefig sind die angedrohten Strafen. In der Mail ist die Rede davon, dass die betreffende Person zu einer Haftstrafe von bis zu 35 Jahren oder zumindest Geldstrafen von bis zu 270.000 Euro verurteilt werden kann. Damit die Drohkulisse möglichst echt wirkt, werden auch gleich noch eine ganze Liste von Strafrechtsparagrafen aufgelistet.

Angebliche Pädo-Jäger werfen ihren Opfern Straftaten vor

Hellhörig könnte man werden, wenn es heißt: "Sie haben die Straftat begangen...". Eine Ermittlungsbehörde würde schon aus rein rechtlichen Gründen niemals eine derartig vorverurteilende Formulierung verwenden. Echte Ermittlungsbehörden würden von einem Verdacht oder einem Vorwurf sprechen, der gegen die betreffende Person erhoben werde.

In der Mail wird dagegen als Fakt dargestellt, der Betreffende sei einem "Agenten" ins Netz gegangen. Angeblich wurde ein Verfahren wegen einer sexuellen Straftat gegen den Empfänger der Mail eingeleitet. Angeblich habe er mit Kinderpornografie, Pädophilie, Cyberpornografie und Exhibitionismus zu tun. Die angeblichen Pädo-Jäger behaupten, sie seien in Besitz von Aufzeichnungen (Webcam, Chats), die alle Vorwürfe belegen. Das sei von dem "Computer-Agenten dokumentiert".

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Was die "Brigade für den Jugendschutz" macht, ist nichts anderes als Erpressung

Die angeblichen Pädo-Jäger sind Teil eines wilden und völlig wirren Konstrukts aus "Justizministerium", "Amtsgericht München" und der "Staatsanwaltschaft München". Über allem thront auf der Mail der Bundesadler samt dem Schriftzug "Bundesnachrichtendienst".

Und eine "Brigade für den Jugendschutz", wie es in Großbuchstaben in der Mail heißt, gibt es natürlich auch nicht, purer Unsinn und frei erfunden. Im Text der Mail wird massiv Druck aufgebaut. Dem Empfänger blieben angeblich gerade mal 72 Stunden, um auf das Schreiben zu reagieren und sich kooperativ zu zeigen.

Die Mail soll einen amtlichen Eindruck erwecken. Wer aber genau hinschaut, stößt schnell auf zahlreiche Ungereimtheiten im Text.
Die Mail soll einen amtlichen Eindruck erwecken. Wer aber genau hinschaut, stößt schnell auf zahlreiche Ungereimtheiten im Text. © privat

Andernfalls wird dem Betreffenden mit seiner "sofortigen Verhaftung" gedroht. Falls das noch nicht reicht, kündigen die angeblichen Ermittler an, sie würden das sichergestellte Beweismaterial den Medien zur Veröffentlichung übergeben.

Das riecht dann doch ganz eindeutig nach Erpressung. Das Bundeskriminalamt, das echte versteht sich, warnt vor der Betrugsmasche. Das Schreiben erinnere, so das BKA, an die Erpressung per E-Mail mit Videoaufnahmen, wo am Ende ein Betrag in Bitcoin überwiesen werden soll.

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Die Bundespolizei München rät, die E-Mails zu löschen

Als Chefs der angeblichen Pädo-Jäger werden in der Mail zwei Personen genannt: Jean-Philippe Lecouff von Europol und Dieter Romann, den Präsidenten der Bundespolizei. Beide Herren gibt es tatsächlich, nur haben sie nichts mit der Phishing-Mail zu tun.

Auffallend ist, dass der angebliche Absender der Mail – immerhin Präsident der Bundespolizei – keine E-Mail-Adresse seiner Behörde angibt, sondern eine, die auf "gmail.com" endet. Wolfgang Hauner, Sprecher der Bundespolizei München rät: "Löschen Sie die Mail, öffnen Sie keine Anhänge, machen Sie keinerlei Angaben."

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  • glooskugl am 28.09.2023 17:43 Uhr / Bewertung:

    Tipp: Sollte man mal eine Überweisungs Aufforderung auf dem Desktop haben die man nicht verlassen kann, drückt man am Computer den Reset Knopf. Danach startet man neu und der Browser wird fragen, ob man die Seite wieder herstellen soll, nachdem der Browser nicht Ordnungsgemäß geschlossen wurde. Diese Frage beanwortet man mit "NEIN". Fertig, Problem behoben. Viel solcher Zahlungs Aufforderungen sind keine Infektion, sie spielen sich nur im Browser auf einer schrägen Webseite ab. Diese schräge Webseite löscht man dann im Verlauf ,damit man nicht zweimal reintappt.

  • Der wahre tscharlie am 28.09.2023 14:45 Uhr / Bewertung:

    Ich kann mich dunkel erinnern, ich denk mal das ist gut 10 Jahre her, vielleicht gibt es ja im Internet noch Berichte darüber, da gab es Hacker, die so ähnlich arbeiteten.
    Wie das damals genau funktioniert hat, weiß ich nicht.
    Auf jeden Fall ging plötzlich eine Seite auf, die mit BKA überschrieben war, absolut amtlich aussah, die gleichen Vorwürfe brachte, der Computer gesperrt wäre und wenn man 100 Euro Strafe zahlen würde, wäre er wieder freigeschaltet.
    Ich glaub, die haben von Portugal aus agiert und es hat natürlich eine Zeit gebraucht, bis die Polizei ihnen das Handwerk gelegt hat.
    Vermutlich ist das hier jetzt eine neue Variante.

  • Wendeltreppe am 28.09.2023 18:45 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Der wahre tscharlie

    Das hatte ich vor ein paar Jahren auch schon mal, war aber durch Berichte vorgewarnt. Erinnere mich,
    dass am PC nichts mehr ging und auch runterfahren nicht mehr möglich war, d.h. der PC "zwangs"weise ausgeschaltet werden musste. Danach kam nichts mehr. Eine fiese Masche damals, auf die sicher einige reingefallen sind.

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