Masern-Alarm: Aufnahmestopp in der Bayernkaserne

In der Flüchtlingsunterkunft in Freimann sind drei Bewohner erkrankt. Neuankömmlinge werden jetzt nach Zirndorf weitergeleitet.
Florian Zick |
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Ein Flüchtling teilt sich mit seinem Sohn ein Bett in der Bayernkaserne. Seit vielen Wochen ist dort der Platz knapp.
dpa Ein Flüchtling teilt sich mit seinem Sohn ein Bett in der Bayernkaserne. Seit vielen Wochen ist dort der Platz knapp.

In der Flüchtlingsunterkunft in Freimann sind drei Bewohner erkrankt. Neuankömmlinge werden jetzt nach Zirndorf weitergeleitet – wo das Lager auch völlig überfüllt ist.

Im Flüchtlingslager in der Bayernkaserne ist die Neuaufnahme vorläufig gestoppt worden. Vergangenen Freitag sind bei drei Bewohnern Masern diagnostiziert worden. Um eine Ausbreitung der Krankheit zu verhindern, hat das städtische Referat für Gesundheit angeregt, vorerst keine neuen Flüchtlinge mehr aufzunehmen.

Die für das Flüchtlingslager zuständige Regierung von Oberbayern hat dieser Regelung am Freitagabend zugestimmt und für die nächsten 18 Tage – so lange dauert die Inkubationsphase – einen Aufnahme- und Abverlegungsstopp verhängt. Neuankömmlinge werden bis zum 9. September nun in der Erstaufnahmestelle im mittelfränkischen Zirndorf untergebracht.
 
Die Bayernkaserne ist seit vielen Wochen vollkommen überfüllt. Aktuell leben dort etwa 1900 Flüchtlinge, alleine vergangenen Mittwoch sind 319 neue hinzugekommen. Viel anders sieht es in Zirndorf aber auch nicht aus. Die dortige Aufnahmeeinrichtung ist momentan mit 1110 Menschen belegt, viele davon müssen in Garagen und Speisesälen übernachten. Sollte sich die Lage nicht entspannen, so meldet die Behörde, müssten wohl bald auch wieder Zelte aufgestellt werden.
 
Die Lage wird dadurch verschärft, dass die als Ausweichquartier vorgesehene Funkkaserne noch nicht wie geplant für Flüchtlinge geöffnet werden konnte. Bis Ende des Jahres will das Sozialministerium den Flüchtlingsstrom besser verteilen und dafür neue Aufnahmestellen in Deggendorf, Bayreuth und Regensburg schaffen. Die meisten Asylsuchenden treffen derzeit allerdings noch in München ein.
 
Der Masern-Ausbruch spielt nun all denjenigen Kräften in die Hände, die seit einigen Tagen vor der Bayernkaserne rechte Hetze gegen die Flüchtlinge betreiben. Ungeachtet der Masern-Erkrankungen sind vergangene Woche die Zwangstests auf HIV und Hepatitis B wieder eingeführt worden. Diese obligatorischen Tests sind Ende Juni vom Gesundheitsministerium erst als „unverhältnismäßig“ eingestuft, nun aber wieder angeordnet worden – womöglich als Zugeständnis an die um ihre Gesundheit fürchtenden Anwohner der Bayernkaserne.
 
Die Grünen verurteilen diese Praxis. „Obwohl wir medizinische Vorsorge grundsätzlich begrüßen, sehen wir eine Zwangsverfügung zur Blutuntersuchung sehr kritisch“, heißt es in einer Anfrage an die Stadtverwaltung. Die Flüchtlinge würden weder über Sinn und Zweck der Untersuchung aufgeklärt, noch würden die Ergebnisse diskret behandelt. Oft würden die Informationen einfach an andere Stellen weitergegeben, „und das in einem Land, das sich so sehr der ärztlichen Schweigepflicht und des Datenschutzes rühmt!“.
 
Was die Masern betrifft, so glauben die Behörden in München, die Lage im Griff zu haben. „Eine akute Gesundheitsgefahr für die Münchner Bevölkerung besteht nicht“, teilte das Münchner Gesundheitsreferat inzwischen mit. Bei zwei der drei Infizierten sei die Ansteckungsgefahr vorüber, sie seien bereits aus dem Krankenhaus wieder entlassen worden. Der dritte Patient wird noch im Krankenhaus behandelt. 
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