Mann vergewaltigt Halbschwester: Sieben Jahre Haft

Der Mann aus dem Ammertal hat die Taten stets geleugnet. Bei der Urteilsverkündung beleidigt er den Vorsitzenden Richter.
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Der Angeklagte mit seinem Anwalt Klaus Woryna.
anf Der Angeklagte mit seinem Anwalt Klaus Woryna.

München - Sie hatte ihn in ihrer Wohnung in Unterammergau aufgenommen, ihren fünf Jahre älteren Halbbruder, zu dem sie zuvor nur sporadisch Kontakt hatte. Die beiden hatten sich angenähert, eine Beziehung geführt, die bald auch in den SM-Bereich rutschte. Doch Thomas L. (33, Namen geändert) überschritt schnell die Grenze zwischen hartem Sex-Spiel und erniedrigender Gewalt, er schlug, malträtierte und vergewaltigte seine Halbschwester.

Dafür muss er nun sieben Jahre in Haft und Therapie. Thomas L. hatte die Taten während der Verhandlung stets geleugnet, den Sex als einvernehmlich beschrieben. Nur einmal, räumte er ein, habe er seine Halbschwester geschlagen, im Streit. Staatsanwaltschaft und Nebenkläger haben ihm das nicht geglaubt. Im Laufe des Verfahrens hatte sich zudem die Ex-Frau von L. gemeldet und ebenfalls berichtet, von dem heute 33-Jährigen geschlagen worden zu sein.

L. versuchte, seine Zelle in Brand zu setzen

Es war ein weiteres Versatzstück in einer langen Liste von Vorwürfen, die L. in diesem Verfahren zur Last gelegt wurden. Auch eine schwere Brandstiftung gehört dazu: L. hatte versucht, seine Zelle in Stadelheim mit Papier und Textilien in Brand zu setzen. Laut L. habe er das aus Verzweiflung getan, weil er nach einem Psychologen verlangt und diesen nicht habe sprechen dürfen. Die Gefängniswärter, die am letzten Verhandlungstag als Zeugen vernommen wurden, können sich daran aber nicht erinnern.

Thomas L. gibt sich vor Gericht selbstgerecht. Sein Blick hat etwas Hartes, ebenso sein Ton, wenn er auf Fragen antwortet. Während des Prozesses hat er Zeugen unterstellt, nicht die Wahrheit zu sagen.

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Als gestern kurz nach 11 Uhr das Urteil fällt, sitzt er quer auf seinem Stuhl und beugt sich so weit vor, dass er fast unter der Anklagebank verschwindet. Man hört ihn schneuzen, als der Vorsitzende Richter Oliver Ottmann das Urteil verkündet: sieben Jahre Haft und die Unterbringung in einer Erziehungsanstalt. Der Vorwurf des Inzests wurde fallengelassen, schwere Körperverletzung, Brandstiftung und Vergewaltigung bleiben.

Das Gericht will L. die Chance geben, eine Therapie zu machen

Man hört L. weiter murmeln, als Ottmann die Urteilsgründe ausführt. "Ist jetzt Ruhe?", fragt da der Vorsitzende – "Nee is nicht", L. speit die Worte aus. "Ein Haufen gequirlter Scheiße, die hinten und vorne nicht stimmt", sagt er noch laut. Etwas leiser, dass der Vorsitzende ihn doch mal am A*** lecken könne. Auf die sieben Jahre Haft kommen so weitere 600 Euro Ordnungsgeld drauf.

Man habe die Therapie angeordnet, um L. zu ermöglichen, sein Leben wieder auf eine gerade Spur zu bringen, führt Ottmann noch aus. Obwohl man derzeit daran zweifeln könne, ob L. wirklich therapiefähig sei. Von L.s Charakter habe sich ja jeder Prozessbeteiligte ein Bild machen können: "Justitia ist blind, aber die Kammer nicht." – "Schon klar", sagt L. da nur.

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