Mann begrapscht Achtjährige auf ihrem Schulweg

Ein damals 27-Jähriger fasst ein Mädchen auf ihrem Schulweg an. Vor Gericht sagt er nun, er sei neugierig gewesen. Wenige Wochen zuvor hatte er bereits eine Sechsjährige auf offener Straße aufgefordert, vor ihm ihren Rock zu heben.
von  Sophie Anfang
Der Angeklagte mit seinem Verteidiger Thomas M. Novak.
Der Angeklagte mit seinem Verteidiger Thomas M. Novak. © anf

München - Für Eltern ist der Gedanke ein Albtraum: Das eigene Grundschulkind geht zur Schule, es ist alleine unterwegs. Das Mädchen ist ja schon groß genug, denkt man sich und der Weg ist nicht weit. Dann taucht plötzlich ein Mann auf, spricht das Kind an oder fasst es sogar an. Für zwei Familien in Fürstenfeldbruck ist diese schlimme Vorstellung im vergangenen Jahr Realität geworden.

Innerhalb weniger Wochen hat ein damals 27-Jähriger zwei Mädchen im Grundschulalter auf offener Straße sexuell missbraucht. Seit Dienstag muss er sich deshalb vor Gericht verantworten.

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Max V. (Name geändert) sitzt mit hängenden Schultern auf der Anklagebank, er spricht sehr leise, undeutlich und stockend. Sein Verteidiger muss immer wieder nachfragen und nachhelfen. V. hat eine Lernschwäche, die Pestalozzischule war ihm zu schwer, seinen Abschluss hat der Lagerist auf einer Förderschule gemacht.

Ihn die Taten erzählen zu lassen dauert. V. ist geständig, doch sein Geständnis geht ihm nicht schnell über die Lippen.

V. begründet Taten mit wirren Träumen

Der erste Vorfall war im Mai 2015, gegen 7.30 Uhr. V. war schon mit dem Rad unterwegs, er konnte nicht schlafen, sagt er. An seinem Opfer, einer Sechsjährigen, sei er erst einmal vorbeigefahren. Wenig später, er hatte gerade umgedreht, fuhr er auf sie zu. "Sie hat nur gelächelt, aber eigentlich auch nicht", nuschelt V. mehr zu sich als zum Gericht. Er blieb stehen, sprach das Mädchen an: "Kann ich dein Bisi sehen?" Das Kind habe nur dagestanden und ihn angeschaut. Kurz darauf kam ihr Bruder ebenfalls die Straße entlang, V. fuhr schnell mit seinem Rad davon.

Nachts habe er deshalb nicht schlafen können, erzählt V. Warum er das Kind denn überhaupt angesprochen habe, fragt ihn die Vorsitzende Richterin Regina Holstein. "Weil ich neugierig wurde. Weil ich dachte, dass das mit den Träumen dann besser würde", entgegnet V.

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Die Träume, von denen er spricht, begleiten ihn, seit er 15 Jahre alt war – pädophile Träume mit kleinen Mädchen. Besonders bei Stress habe er die gehabt, sagt V.

Bei Gericht kann niemand diese Erklärung nachvollziehen. Zum einen, weil – und das sagt V. selbst – die Träume eben nicht weggingen.

"Ich habe einen Riesenfehler gemacht"

Zum anderen, weil V. wenige Wochen später, diesmal an einem frühen Nachmittag, ein weiteres Mädchen auf ihrem Schulweg anquatschte. Dieses Mal ging er sogar noch weiter, hob den Rock des Kindes und fasste es an. Wenn man das öfter mache, sagte V. seinem Opfer noch, werde ihr das irgendwann auch Spaß machen.

Woher er dass denn wissen wolle, weist ihn die Vorsitzende Holstein zurecht. "Ich habe einen Riesenfehler gemacht", sagt V. da nur. – "Das wissen wir alle, aber was haben Sie sich dabei gedacht?"

Doch auf diese Frage gibt es an diesem Verhandlungstag keine zufriedenstellende Antwort. V. druckst herum, spricht immer wieder von seinen Träumen, die ihn „genervt“ hätten. Der Prozess wird morgen fortgesetzt.

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