Man muss auch unschöne Ergebnisse kommunizieren!
München - Interview mit Prof. Edgar Feichtner. Der Wirtschaftswissenschaftler hat 1999 das Marktforschungsinstitut Mafotools gegründet.
AZ: Herr Feichtner, warum sind die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage valider als die einer nicht repräsentativen Umfrage?
Edgar Feichtner: Die Validität ist ein (Güte-)Kriterium für die Gültigkeit einer wissenschaftlichen Untersuchung und von deren Ergebnissen. Eine Untersuchung ist dann valide, wenn wirklich das gemessen wurde, was gemessen werden sollte beziehungsweise wenn die erhobenen Daten auch tatsächlich die Fragen beschreiben, die erforscht werden sollten.
Was ist Validität denn eigentlich?
Man unterscheidet zwischen interner und externer Validität. Interne Validität: Dabei geht es insbesondere um die Qualität des Forschungsdesigns (Fragebogen, Stichprobe etc.). Die externe Validität bestimmt hingegen, wie sehr die Ergebnisse generalisierbar, also verallgemeinerbar sind.
Warum wird für eine repräsentative Umfrage für die Stadt München eine Stichprobengröße von mindestens 385 Personen benötigt?
Die Festlegung des Stichprobenumfangs erfolgt durch einen wissenschaftlich fundierten Stichprobenrechner, der die Grundgesamtheit (hier: Wahlberechtigte in München) und Fehlertoleranzen berücksichtigt.
Was bedeutet das?
Es ist relativ unwahrscheinlich, dass die Ergebnisse von Stichproben genau mit der Grundgesamtheit übereinstimmen. Würde man beispielsweise wiederholt 100 oder auch 1.000 Personen (und zwar jeweils 100 oder 1.000 neue Personen) nach ihrer Wahlabsicht befragen, so wäre es doch ein Wunder, wenn jede einzelne Stichprobe genau den Anteil z. B. der CSU-Wähler in der Grundgesamtheit enthalten würde. Sicheres Wissen über die Grundgesamtheit kann man also anhand von Stichprobendaten grundsätzlich nicht erhalten. Aber mit Hilfe statistischer Überlegungen können wir eine Bandbreite angeben, innerhalb derer sich der Wert in der Grundgesamtheit wahrscheinlich bewegt.
Wie groß muss eine Stichprobe für eine bundesweite Wahl sein?
Die Forschungsgruppe Wahlen befragt im Rahmen des Politbarometers 1.250 Personen für die BRD.
Umfragen sind oft einer Kritik ausgesetzt. Wie geht ein Institut für Marktforschung mit dem Vorwurf der Unseriosität der Umfrage um?
Wir waren dieser Kritik noch nicht ausgesetzt! Man muss halt die entsprechenden Gütekriterien berücksichtigen und auch die unschönen Ergebnisse kommunizieren.
Ein Vorwurf lautet: Befragte geben oft Antworten, von denen sie denken, sie wären "sozial erwünscht". Wie antworten Sie auf einen solchen Vorwurf?
Soziale Erwünschtheit ist insbesondere bei persönlichen Befragungen (face to face) – bedingt durch den Interviewer-Einfluss – in Kombination mit stark persönlichen Themen ein Problem. Insofern sind im Rahmen unserer Befragung sozial erwünschte Antworten nicht zu erwarten
- Themen: