MAN lässt Lastwagen-Produktion wieder anlaufen - BMW stoppt Produktion in Regensburg
München - Nach sechs Wochen Stillstand lässt der Lastwagenbauer MAN die Produktion ab Montag wieder anlaufen.
MAN: Produktionsrückstand ist in diesem Jahr kaum mehr aufzuholen
Die Versorgung mit Kabelsträngen habe sich verbessert, ein kleiner Teil der Belegschaft könne jetzt schrittweise aus der Kurzarbeit zurückkehren, sagte MAN-Chef Alexander Vlaskamp in München. Aber mit dem vollständigen Hochlauf der Produktion rechne er erst im Laufe der nächsten Monate.

"Nach heutiger Einschätzung könnten wir über 20 Prozent unserer Jahresproduktion verlieren. Der Rückstand ist kaum mehr aufzuholen", sagte Vlaskamp. Im Durchschnitt produziert MAN zwischen 80.000 und 85.000 Lastwagen pro Jahr.
"Im zweiten Quartal wird der größere Teil der Belegschaft noch in Kurzarbeit bleiben müssen"
Weil die Kabelbaum-Hersteller in der Ukraine nur noch wenig liefern können, hatte MAN ab Mitte März allein in Deutschland rund 11.000 Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. In den Lkw-Werken München und Krakau standen die Bänder, in Nürnberg, Salzgitter und Wittlich gab es Einschränkungen.
Inzwischen bekomme MAN Kabelbäume auch aus Polen, der Türkei und Brasilien, sagte Vlaskamp. Aber "im zweiten Quartal wird der größere Teil der Belegschaft noch in Kurzarbeit bleiben müssen". Erst weit in der zweiten Jahreshälfte könnte ein Ausfall der Zulieferer in der Ukraine fast komplett kompensiert werden.
Ersatzbedarf in den Fahrzeugflotten in Europa ist groß
Das Angebot bleibe vorerst eingeschränkt. Die Lkw-Produktion beginne jetzt mit Sattelzügen und Standardfahrzeugen. Aufträge für Spezialfahrzeuge zum Beispiel für Baustellen oder Feuerwehren müssten dagegen verschoben werden.
Dennoch sei das Auftragsbuch insgesamt sehr stabil, sagte der MAN-Chef: Corona und Halbleitermangel hätten die Auslieferungen seit 2020 gebremst, der Ersatzbedarf in den Fahrzeugflotten in Europa sei groß, der Bestand an Gebrauchtfahrzeugen so klein wie nie.
Der Umsatzverlust 2022 lasse sich angesichts der volatilen Lage noch nicht abschätzen. Wenn Russland den Krieg in der Ukraine ausweite, könnte es auch wieder zum Stillstand kommen, sagte Vlaskamp. Um zu sparen, hat MAN einen Einstellungsstopp verhängt und fast alle tagesaktuell nicht notwendigen Ausgaben gestrichen.
MAN bereitet sich für den Bau von Elektro-Lastwagen vor
Der zum VW-Konzern gehörende Nutzfahrzeughersteller schreibt seit 2020 rote Zahlen und stellt sich gerade für den Bau von Elektro-Lastwagen ab 2024 neu auf.

In Deutschland seien bereits sozialverträgliche Vereinbarungen für den Abbau von 2400 der geplanten 3500 Stellen getroffen worden, sagte Vlaskamp. Die Nachfrage nach Stadtbussen sei gut, für Reisebusse kämen jetzt wieder die ersten Aufträge. Die Buswerke in Polen und der Türkei beziehen ihre Kabelbäume von Zulieferern vor Ort. Der ebenfalls zum Volkswagenkonzern gehörende Lkw-Bauer Scania bezieht sie aus Polen und Tunesien.
BMW stoppt Produktion im Werk Regensburg
BMW hingegen legt wegen fehlender Halbleiter die Produktion im Werk Regensburg für mindestens eine Woche still. Ein Sprecher sagte, seit Montag ruhe die Arbeit in Presswerk, Lackiererei, Karosseriebau und Montage.
Ein Drittel der 9.000 Mitarbeiter in Regensburg sei betroffen. Normalerweise laufen in Regensburg täglich rund 1.000 Autos der Modelle X1, X2 und 1er vom Band. Wie es in der kommenden Woche weitergeht, ist den Angaben nach noch offen.