„Mafiöse Strukturen“: Das Geschäft mit „Oben ohne“
Dreiste Weiterverkäufe: Karten für das Konzert auf dem Königsplatz kosten eigentlich drei Euro – online wird’s schon mal dreistellig. Das Geschäft mit den Festival-Karten boomt – und die Veranstalter sind sauer.
München - Wer zu langsam war, hat Pech gehabt: Die Tickets für das Open-Air-Konzert „Oben ohne“ waren so schnell ausverkauft, wie sonst nur Beyoncé-Hemdchen auf H&M-Kleiderbügeln. 20 000 Jugendliche werden am 23. Juli auf dem Königsplatz feiern – und um als Nachzügler noch dabei sein zu können, muss man jetzt Kartenbesitzern ihre Tickets abkaufen.
Dieses Geschäft blüht: Die Karten, die regulär drei Euro kosten, werden auf Online-Tauschbörsen schon mal für 20, 50 oder sogar 120 Euro angeboten – erschreckende Preise für ein Festival, das seit 1998 kostenlos gewesen ist.
Das Problem sind nicht Jugendliche, die ihr Taschengeld aufbessern
Der Preis von drei Euro ist ein symbolischer – die Tickets sind nicht mehr kostenlos, damit die beiden veranstaltenden Kreisjugendringe die Besucherzahl steuern können. Die große Beliebtheit von „Oben ohne“ bedeutet aber eben auch: finanzielles Potenzial.
„Das ist unfassbar, ich ärgere mich natürlich wahnsinnig darüber“, sagt Isabel Berghofer-Thomas vom Kreisjugendring München-Stadt. Gegen den gewinnorientierten Ticketverkauf ausrichten kann sie allerdings wenig. „Ich habe mit mehreren Fachanwälten darüber diskutiert. Wir haben einen entsprechenden Text auf dem Ticket, dass der kommerzielle Weiterverkauf verboten ist, wir reagieren auf Facebook, auf der Homepage – das sind aber nur Lösungsversuche, die an das eigentliche Problem nicht heranreichen.“
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Das seien nämlich nicht einzelne Jugendliche, die ihr Taschengeld aufbessern wollen. „Das sind die Professionellen, die große Kontingente kaufen und sie teuer über Dienste wie Viagogo verkaufen“, sagt Berghofer-Thomas. Und die haben meist gute juristische Beratung. „Unsere Anwälte sprechen von ‚mafiösen Strukturen‘. Mit diesem Problem schlagen sich ja die Bundesligavereine seit Jahren herum. Und wenn die da nichts tun können – wie sollten wir?“
Sie appelliert deshalb direkt an die „Oben ohne“-Fans ohne Ticket, die teuren Karten nicht zu kaufen – auch wenn auftretende Künstler wie Genetikk und eRRdeKa verlockend sind. Es gibt noch Restkarten in Verlosungs-Aktionen bei Hofbräu, Puls und der S-Bahn.
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