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Mädchen im Chat kontaktiert: Haftstrafe wegen Kindesmissbrauchs

Die Anklage lässt schaudern, doch dem Angeklagten zufolge war alles gar nicht so schlimm. Der Mann hatte den Ermittlungen zufolge junge Mädchen in Chatforen angemacht und bei persönlichen Treffen auch missbraucht. Nun hat ihn das Landgericht München I zu einer Haftstrafe von dreieinhalb Jahren verurteilt.
AZ/dpa |
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Der wegen sexuellen Missbrauch von Kindern angeklagte Mann (r.) wird im Landgericht München I in den Gerichtssaal geführt.
Der wegen sexuellen Missbrauch von Kindern angeklagte Mann (r.) wird im Landgericht München I in den Gerichtssaal geführt. © Sven Hoppe/dpa

München - Jahrelang hat ein Mann im Internet Kontakte mit minderjährigen Mädchen in ganz Deutschland angebahnt und sich mit manchen auch getroffen - nun hat ihn das Landgericht München I zu einer Haftstrafe von dreieinhalb Jahren verurteilt. Er sei wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern und einer Vielzahl anderer Delikte schuldig gesprochen worden, sagte ein Gerichtssprecher am Mittwoch nach der Verkündung des Urteils, das noch nicht rechtskräftig ist. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Gesamtfreiheitsstrafe von sechs Jahren gefordert, die Verteidigung von drei Jahren.

Nach Chats: Teilweise Treffen mit sexuellen Übergriffen

Der 51-Jährige sei ein "Blender", dessen absolute Kernkompetenz darin liege, Bedürfnisse vulnerabler Mädchen im Alter zwischen 13 und 16 Jahren zu erkennen und sich ihr Vertrauen zu erschleichen, sagte der Vorsitzende Richter. In manchen Fällen sei es zu Treffen gekommen. Dabei habe der Münchner sexuelle Handlungen vor und an den Mädchen vorgenommen und in einigen Fällen Geld dafür geboten, aber nicht gezahlt. In allen Fällen habe er eine extreme Dominanz gegenüber den kindlichen und jugendlichen Opfern ausgeübt. Sein Verhalten erfülle die Definition von Cybergrooming, bei dem Erwachsene im Internet gezielt Kontakte mit Minderjährigen anbahnen. Die Opfer stammen aus Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Hamburg.

Der Angeklagte war im Dezember 2021 festgenommen worden und hatte zu Prozessauftakt Ende Januar dieses Jahres zwar eingeräumt, er habe Fehler begangen, die in letzter Konsequenz so nicht wieder auftreten sollten. Von Vergewaltigung und Missbrauch hingegen wollte er nichts wissen, sprach stattdessen von liebevoller Nähe.

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Täter gibt Opfern vermeintliche Mitschuld

Kritik übte der Richter an den Äußerungen des Angeklagten im Prozess. Er habe den Opfern eine vermeintliche Mitschuld an den Taten zugewiesen. Der in Jena geborene Mann hatte erklärt, die Mädchen hätten ihr Alter verschleiert. Dem folgte das Gericht nicht. Der Angeklagte habe das kindliche Alter erkannt und die Strafbarkeit seines Verhaltens sei ihm bewusst gewesen.

In der Anklage hatte die Staatsanwalt Einblicke in die Taten gegeben. So ging es in den Handy-Nachrichten demnach um sexuelle Fantasien und Praktiken, einige Mädchen schickten Fotos. Der Mann sprach von "dirty talk", schmutzigen Gesprächen. Und er betonte, dass einige Mädchen schon Erfahrungen mit älteren Männern gesammelt hätten. Auch von einem Treffen mit einer 12-Jährigen in Stuttgart hatte er erzählt. Er habe mit ihr einen schönen Nachmittag verbringen wollen. Mit einer 15-Jährigen hatte er nach eigenen Angaben zwei Tage an der Ostsee verbracht, mit Übernachtung im Doppelbett.

Auch kinderpornografisches Material war bei dem Mann entdeckt worden. Im Prozess hatte er erklärt, er habe dieses gesammelt, um ein Museum für verbotene Kunst zu schaffen.

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13 Kommentare
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  • Futurana am 30.03.2023 13:15 Uhr / Bewertung:

    Es ist einfach unfassbar mit welch schändlicher Heimtücke sich ältere Herren, aber wie auch schon häufig zu erfahren war junge erwachsene Männer, sich an die Kinder und Teenies ranmachen. Gleichzeitig zu meinem Entzetzen stelle ich mir die Frage: Eltern - Lehrer - Erzieher wo steht ihr da in diesem Geschehen? Wie kann eine 15jährige einige Tage in einem Hotelzimmer verschwinden. Wieso trifft sich eine 12jährige mit einem erkennbar älteren Herren? Weil der ihnen schmeichelt, Geschenke macht oder aus emotionaler Einsamkeit?

  • Rosinerl am 29.03.2023 22:13 Uhr / Bewertung:

    Ein "Museum für verbotene Kunst". Auf die Idee muss man erst einmal kommen...

  • Sarah-Muc am 29.03.2023 15:18 Uhr / Bewertung:

    Warum wird eigentlich ständig auf der Justiz rumgehackt? Wer die Urteilsbegründung nicht kennt, kann ein Urteil nicht beurteilen. Aber ständig an Urteilen rumkritisieren!!

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