Ludwigstraße: Wo Radler schnell fahren und Autos im Stau stehen

Der Radweg bei der Ludwigstraße in München soll doch breiter werden. Das ist zu teuer und führt zu Stau, fürchtet die CSU.
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Thema hitziger Debatten: die Ludwigstraße und der geplante Radweg. (Archivbild)
Thema hitziger Debatten: die Ludwigstraße und der geplante Radweg. (Archivbild) © Max Ott /d-design.de

München - Mit einem fast 28 Meter langen Banner haben Rad-Aktivisten auf der Ludwigstraße demonstriert. So breit ist die Straße, doch nur einen Bruchteil davon sollten die Radler bekommen.

Bundesweite Stabdards können wohl nicht eingehalten werden

Eigentlich soll die Ludwigstraße Teil eines Radschnellwegs Richtung Norden werden. Nach bundesweiten Standards müsste dieser drei Meter breit sein.

Diese Vorgabe erreichte der Radweg auf der Ludwigstraße nach den ersten Planungen aber nicht: Auf einer Länge von 60 Metern hatte die Verwaltung bei ihrer ursprünglichen Planung in der Von-der-Tann-Straße lediglich eine Breite von 1,60 Meter vorgesehen.

Das Mobilitätsreferat passt seine Pläne an

Dabei hatte sich München eigentlich dazu verpflichtet, das Bürgerbegehren Radentscheid umzusetzen - und breitere und sichere Radwege zu schaffen. Doch nun hat das Mobilitätsreferat seine Pläne angepasst. Diesen Mittwoch soll der Stadtrat die Kosten von mehr als 13 Millionen Euro genehmigen.

Der Radweg wird wohl doch eine Breite von 2,80 Meter in der Von-der-Tann-Straße haben. Im Norden der Ludwigstraße soll er drei Meter breit werden. Doch dafür müssen Autospuren entfallen.

CSU spricht von " Wahnsinn"

Was die Radaktivisten freuen dürfte, ärgert die CSU. Deren Fraktionsvorsitzender Manuel Pretzl hält die Pläne für einen "vollkommenen Wahnsinn", wie er sagt. "München steckt in der größten Haushaltskrise seit dem Zweiten Weltkrieg." Er fordert deshalb, dass die Stadt das Projekt stoppt, bis sich die Finanzen entspannen.

Auch, dass Auto-Fahrspuren entfallen, kritisiert Pretzl scharf. Das führe zu Stau, bremse den Öffentlichen Nahverkehr aus.

Vorprogrammierter Stau

Sogar die Verwaltung rechnet mit Stau. Würde in der Von-der-Tann-Straße eine Rechtsabbiegerspur Richtung Ludwigstraße Nord entfallen, wäre dieser Knoten nicht mehr "leistungsfähig", heißt es in den Unterlagen. Auch der Bus würde sich demnach verspäten.

Der Bezirksausschuss macht deshalb einen neuen Vorschlag. Statt der Rechtsabbiegerspur solle die Linksabbiegerspur auf der Ludwigstraße entfallen.

Das könnte laut der Beschlussvorlage zwar auch zu Stau führen, aber zumindest nicht für den ÖPNV - der nutzt nämlich eine andere Spur. Für den Radexperten bei der SPD, Andreas Schuster, wäre diese Variante die optimale Lösung. Nun muss der Stadtrat entscheiden.

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Radentscheid: Wo neue Radwege entstehen

Mindestens 2,30 Meter soll ein Radweg in jeder Richtung breit sein - das ist ein Ziel, zu dem sich die Stadt bekannte, um das Bürgerbegehren "Radentscheid" umzusetzen. Inzwischen gibt es an vielen Stellen in der Stadt breitere Radwege. Zum Beispiel an der Marsstraße, am Siegestor und an der Blumenstraße.

Über viele weitere Maßnahmen etwa an der St.-Magnus-Straße, Elisenstraße, am Stiglmaierplatz und an der Pilgersheimer Straße soll der Stadtrat noch in diesem Jahr entscheiden. Das zeigt eine Bilanz des Mobilitätsreferats zur Umsetzung des Radentscheids.

Forderung nach "Protected Bikelanes"

Mit dieser ist SPD-Stadtrat Andreas Schuster, einer der Initiatoren des Bürgerbegehrens, zwar recht zufrieden. Allerdings glaubt er, dass es schneller gehen könnte.

Er fordert deshalb mehr von sogenannten "Protected Bikelanes" zu realisieren. Bei diesen Radwegen trennen zum Beispiel Poller die Spuren ab. Die Stadt müsste also nicht extra bauen. Sein erster Vorschlag: die Rosenheimer Straße in Haidhausen.

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  • Hosenband am 19.07.2021 16:53 Uhr / Bewertung:

    Gegenüber dem ÖPNV sollte auch der Radverkehr zurückstecken falls nötig. Busse in den Stau stellen, nur damit der Radweg nicht auf kurzer Strecke mal etwas enger ausfällt, ist nicht sinnvoll. Ob das bei der Breite der Ludwigstraße wirklich der Fall ist, bezweifle ich.
    Der private Autoverkehr muss dagegen mit dem auskommen, was übrig bleibt. Ökologisch, volkswirtschaftlich und städtebaulich ist er nunmal die schlechteste aller Transportarten.

  • TheBMW am 20.07.2021 17:12 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Hosenband

    "das schlechteste aller Transportarten" bietet mir immer einen Sitzplatz, heizt im Winter und kühlt im Sommer dank funktionierender Heizung/Klimaanlage, hat immer genug Platz für meine Transportbedürfnisse, ist ruhig (da kein Fremder neben mir lautstark telefoniert oder ich fremde Privatgespräche anhören muss), riecht nicht nach aller Herren Länder Lebensmittel, fällt nicht einfach aus wegen eingefrorener Weichen, Stammstreckensperrung usw, hat keine Verspätung, ich muss nicht mehrmals umsteigen, komme nicht komplett verschitzt oder durchgefroren irgendwo an,....

  • Hosenband am 20.07.2021 17:58 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von TheBMW

    Wenn Sie ein bequemliches und bewegungsarmes Leben führen, dafür aber viel Geld ausgeben möchten, ist das Ihr persönlicher Wunsch. Jeder hat da seinen Geschmack. Letztlich entscheiden in der Demokratie politische Mehrheiten, und in Großstädten orientieren sich eben immer mehr Menschen an den von mir genannten Tatsachen als an "Mimimi, mein Auto!".
    Am Ende bleibt wichtig, demokratische Entscheidungen zu akzeptieren und im Verkehr rücksichtsvoll und geduldig miteinander umzugehen, was ja auch schon keine leichte Herausforderung ist.
    Mit freundlichen Grüßen
    Hosenband

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