LMU-Studie: Wie viele Pornos gucken Jugendliche?
München - Das Angebot von Pornografie im Internet ist schier grenzenlos und mit nur wenigen Klicks erreichbar- kein Wunder, dass schon Jugendliche häufig damit in Berührung kommen. Eine Umfrage der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) hat sich nun genau damit beschäftigt.
Neil Thurman, Professor am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung (IfKW) der LMU, hat zusammen mit Fabian Obster, Statistiker an der Universität der Bundeswehr München, eine Umfrage unter rund 1.000 britischen Jugendlichen gemacht, die auch für Gesetzgeber und Aufsichtsbehörden Aufschluss über die Situation in Deutschland geben könnte.
Social-Media-Plattformen als Porno-Quelle
Das Ergebnis der Umfrage: 78 Prozent der Jugendlichen im Alter von 16 und 17 Jahren sind im Netz bereits auf pornografische Inhalte gestoßen. Und zum Teil besuchen sie pornografische Websites nicht gerade selten: Der Umfrage zufolge war es im Schnitt sechs Tage her, dass sie auf solchen Seiten unterwegs waren. Viele von ihnen haben sich sogar noch am Tag, an dem sie den Fragebogen ausfüllten, Pornovideos oder -Galerien angeschaut. Gut zwei Stunden im Monat sind die Jugendlichen auf einschlägigen kommerziellen Websites im Schnitt unterwegs, auch in Social-Media-Portalen wird nach entsprechenden Videos und Bildern gesucht. Um die Seiten aufzurufen, benutzen sie fast ausschließlich Handy oder Tablet. Auffallend ist auch: Pornos zu schauen ist vor allem ein "Hobby" von männlichen Jugendlichen.
Gesetzliche Regelungen, um Jugendliche von Pornoseiten fernzuhalten
Derzeit werden in Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Kanada gesetzliche Regelungen diskutiert beziehungsweise implementiert, die den Zugang zu legaler Online-Pornografie regeln sollen. Einige Maßnahmen sind sogar bereits eingeführt. Eine der Vorschriften: Anbieter müssen Altersprüfungen vor die Websites schalten. Das dürfte allerdings viele Jugendliche kaum vom Porno-Konsum abhalten: Fast die Hälfte der Jugendlichen hat der Umfrage zufolge schon VPNs oder den Tor-Browser ausprobiert – damit lassen sich die Verbindungsdaten anonymisieren und länderspezifische Restriktionen umgehen.
"Noch ist der Markt konzentriert, er wird von wenigen global operierenden Firmen beherrscht", erklärt Thurman. Für den Schutz der Minderjährigen schlägt der Kommunikationswissenschaftler neben länderspezifischen Maßnahmen vor, Druck auf die weltweit tätigen Pornografie-Anbieter auszuüben und sie so zu anzuregen, funktionierende Altersprüfungen für jeweils alle Märkte zu gewährleisten, auf denen sie operieren. Die geplanten Regulierungen sollen dabei wie in Großbritannien auch Social-Media-Plattformen einbeziehen.