LKA überprüft immer mehr Polizeieinsätze in Bayern - auch in München

Nach einem Polizeieinsatz mit Schlagstöcken und Tränengas bei einer Gedenkveranstaltung in München überprüft das Landeskriminalamt, ob Polizeibeamte sich dabei womöglich strafbar machten. Ein Einzelfall sind solche Überprüfungen bei weitem nicht.
AZ/dpa |
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Polizisten mit Helmen und Schlagstöcken.
Polizisten mit Helmen und Schlagstöcken. © Aaron Karasek

München - Das Landeskriminalamt überprüft pro Jahr Dutzende Polizeieinsätze in Bayern - und es werden mehr. "Die Zahl der im Zusammenhang mit Demonstrationen, Sportereignissen und sonstigen Veranstaltungen geführten Ermittlungen beim Dezernat 13 liegt im mittleren zweistelligen Bereich pro Jahr und weist im Mehrjahresvergleich tendenziell eine Steigerung auf", sagte eine LKA-Sprecherin in München.

Das Dezernat 13 ist zuständig für alle strafrechtlichen Ermittlungen, die gegen Beschäftigte der bayerischen Polizei durchgeführt werden, soweit die Straftat im Dienst begangen wurde.

Einsatz auf Hanau-Demo: LKA ermittelt gegen Polizisten

Dabei werden unter anderem strafrechtlich relevante Vorwürfe gegen Polizeibeamte beispielsweise bei Demonstrationen oder Sportveranstaltungen begutachtet. Beispiele sind laut LKA Protestaktionen zur Internationalen Automobilmesse IAA, Corona-Demos oder Fußballspiele. "Ziel ist es, den konkreten Sachverhalt objektiv und neutral zu untersuchen, um der Justiz eine fundierte Entscheidung hinsichtlich der Rechtmäßigkeit der polizeilichen Maßnahmen zu ermöglichen", sagte die Sprecherin.

Voraussetzung dafür, dass das LKA die Ermittlungen aufnimmt, ist eine Anzeige. Außerdem kann die Polizei einen umstrittenen Einsatz auch selbst von den Kollegen beim Landeskriminalamt überprüfen lassen.

Das war zuletzt nach einem Einsatz in München bei einer Gedenkveranstaltung für die Opfer des rassistischen Anschlags von Hanau der Fall. "Es geht darum, inwiefern das Einschreiten der Beamten unter Umständen einen Straftatbestand erfüllt und zu beanstanden ist", sagte der Pressesprecher des Polizeipräsidiums, Andreas Franken.

Einsatz bei Hanau-Demo: Scharfe Kritik im Stadtrat

Am Samstag vergangener Woche hatten rund 600 Menschen am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz der Opfer des Terroraktes vor zwei Jahren gedacht. Während der Demonstrationszug durch die Stadt zog, wurden Beamte nach Angaben der Polizei an einer Engstelle an einen Bauzaun gedrückt und körperlich bedrängt. Daraufhin setzten die Polizisten Schlagstöcke und Pfefferspray ein.

Später kam es dann noch zu einer Auseinandersetzung an der U-Bahn. Nach Angaben Lechners wurde dabei ein Mann verletzt, der die Demonstration nach Angaben des Versammlungsleiters Thomas Lechner als Sanitäter begleitete. Grüne und Linke im Münchner Stadtrat kritisierten den Einsatz scharf und forderten eine Stellungnahme des Polizeipräsidenten.

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Gunzenhausen: Renitenter Randalierer wird von Polizei erschossen

Auch im Fall eines von Polizeischüssen getöteten Mannes aus Gunzenhausen (Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen) in der Nacht zum Freitag ermittelt das LKA wie in solchen Fällen üblich, ob der Gebrauch der Schusswaffe seitens der Polizei rechtmäßig war, sagte die Sprecherin.

Der 47-Jährige war vor seinem Hauserschossen worden, nachdem er laut Polizei zuvor randaliert und Feuerwehrleute sowie Polizisten mit einem Messer angegriffen hatte. Pfefferspray habe ihn nicht aufgehalten - die Beamten schossen daraufhin auf den Mann. Er starb im Krankenhaus.

Im Jahr 2020 schossen Polizisten im Freistaat nach Angaben des bayerischen Innenministeriums zehn Mal im Einsatz auf Menschen. Eine Person wurde dabei getötet, eine verletzt. Außerdem gab es laut einem Ministeriumssprecher elf Warnschüsse, bei denen die Beamten bewusst nur in die Luft schossen. Zahlen für das vergangene Jahr sollen erst im März vorliegen.

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  • luxemburger am 28.02.2022 15:07 Uhr / Bewertung:

    Na ja,bei der Polizei gibt's leider auch so manchen Schlaegertyp.

  • Der wahre tscharlie am 27.02.2022 15:45 Uhr / Bewertung:

    "Das Landeskriminalamt überprüft pro Jahr Dutzende Polizeieinsätze in Bayern - und es werden mehr."

    Ich halte nichts davon, wenn Beamte gegen Beamte ermitteln. Denn es können immer Interessenkonflikte entstehen.
    In Dänemark gibt es seit 2012 eine UNABHÄNGIGE Stelle für Beschwerden gegen die Polizei. und die leistet anscheinend eine gute und unabhängige Arbeit.

  • Kadoffesalod am 28.02.2022 14:13 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Der wahre tscharlie

    Bei der "UNABHÄNGIGEN Stelle für Beschwerden gegen die Polizei" in Dänemark arbeiten Beamte, zumeist Polizeibeamte. Es ermitteln also Beamte gegen Beamte. Genauso wie in Bayern Beamte vom Landeskriminalamt gegen Beamte der Landespolizei ermitteln.

    Der Unterschied ist, dass in der dänischen Beschwerdebehörde nur 35 Hansl sitzen und kaum technische Ausstattung haben. Das LKA in Bayern hat insgesamt über 1.800 Mitarbeiter und hochentwickelte kriminaltechnische Ermittlungsmöglichkeiten.

    Die dänische Beschwerdebehörde muss Spurenträger, Datenträger etc. zur regulären Polizei bringen um nach Beweisen gegen Mitarbeiter der regulären Polizei suchen zu lassen.

    Das LKA Bayern lässt Spurenträger, Datenträger etc. in eigenen Laboren untersuchen.

    Das einzig Unabhängige an der dänischen Stelle ist deren Name: "Unabhängige Polizeibeschwerdebehörde"

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