Einsatz auf Hanau-Demo: LKA ermittelt gegen Polizisten

Der Einsatz um die Gedenkveranstaltungan die Opfer von Hanau sorgt weiter für Ärger. Das LKA prüft das Vorgehen der Beamten. Mehrere Lokalpolitiker planen zudem eine Anfrage an den Stadtrat.
Ralph Hub
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Polizisten mit Helmen und Schlagstöcken.
Polizisten mit Helmen und Schlagstöcken. © Aaron Karasek

München - Der umstrittene Polizeieinsatz vom Samstagabend in München rund um die Veranstaltungen zum Gedenken an die Todesopfer des rassistischen Terror-Anschlags in Hanau schlägt Wellen. Mehrere Parteien im Rathaus bereiten eine Anfrage im Stadtrat vor. Zudem ist das Landeskriminalamt damit beauftragt, das Vorgehen der Polizei bei einer Demo in der Luisenstraße und später auch im Hauptbahnhof zu untersuchen.

Das Vorgehen der Polizei wird ein Nachspiel haben

Das massive Vorgehen von Polizeibeamten dürfte schon bald ein politisches Nachspiel haben. Das erfuhr die AZ am Mittwoch am Rande der Vollversammlung des Münchner Stadtrats. "Wir bereiten eine Anfrage vor, die etwa 20 Punkte umfassen wird", sagte Thomas Lechner, der als Parteiloser für das Bündnis Die Linke/Die Partei im Stadtrat sitzt.

Verletzte auf beiden Seiten

Lechner war Versammlungsleiter bei der Demo, bei der es am Samstagabend in der Luisenstraße zu Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und einigen Demonstranten kam. Die Beamten setzten dabei ihre Schlagstöcke und auch Pfefferspray gegen die Teilnehmer des Protestzuges ein. Es gab auf beiden Seiten mehrere Verletzte.

"Der Einsatz von Pfefferspray war völlig überzogen", kritisiert Thomas Lechner. Die Beamten seien in den Demozug eingedrungen, die Teilnehmer hätten "keinerlei Möglichkeit gehabt, an der durch einen Bauzaun verengten Stelle auszuweichen."

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Eingequetschte Menschen auf der Luisenstraße

Auch Mona Fuchs, Stadträtin bei den Grünen, kritisiert das Vorgehen der Polizeikräfte. Sie war an dem Abend als Beobachterin vor Ort. Auf beiden Seiten des Demozugs in der Luisenstraße seien Polizisten mitmarschiert, "die Leute in der Mitte waren eingequetscht."

Eine parteiübergreifende Stadtratsanfrage ist in Arbeit

Die Stadtratsanfrage soll parteiübergreifend erarbeitet und in den kommenden Tagen eingereicht werden. Der Fragenkatalog wird derzeit auch mit den Fraktionen von SPD und Grünen abgesprochen. "Das Papier befindet sich in der Abstimmung", bestätigte Mona Fuchs. Die SPD-Stadträtin Lena Odell hielt sich bei einer telefonischen Anfrage der AZ zu dem Thema am Mittwoch zunächst noch bedeckt.

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Irritierend großes Polizeiaufgebot

Die Fragen zielen auf die Polizeitaktik vom Samstagabend. Bereits bei der Gedenkfeier am Königsplatz war das massive Aufgebot der Einsatzkräfte etlichen Teilnehmern unangenehm aufgefallen. "Da waren 30 bis 60 Polizeifahrzeuge", sagt Mona Fuchs, "ich empfand das als irritierend".

Griffen Spezialkräfte wahllos Menschen an?

Kritik gibt es auch am Polizeieinsatz später am Hauptbahnhof. Am U-Bahnsteig hatten Beamte einen 20-Jährigen entdeckt, der bei der Demo mit einem Knüppel einen Polizisten geschlagen haben soll. Als Beamte den Verdächtigen festnahmen, kam es zu Auseinandersetzungen. Umstehende sollen versucht haben, den 20-Jährigen zu befreien. Aktivisten berichteten, Zeugen hätten beobachtet, dass USK-Beamte "wahllos Menschen angegriffen haben, die einfach in die U-Bahn steigen wollten".

Am U-Bahnsteig im Hauptbahnhof setzen Beamte Schlagstöcke ein.
Am U-Bahnsteig im Hauptbahnhof setzen Beamte Schlagstöcke ein. © Aaron Karasek

Nun wird die Einsatztaktik geprüft

"Es ist mehr als bedauerlich, dass es im Zusammenhang mit einer Gedenkveranstaltung zum rassistischen Anschlag in Hanau zu Gewalttätigkeiten gekommen ist", sagte Polizeivizepräsident Michael Dibowski. "Wir bereiten alle unsere Einsätze nach, so auch diesen. Gegenstand unserer Nachbereitung ist neben der Einsatztaktik, auch das Vorgehen unserer Beamten." Auch der Einsatz im Hauptbahnhof werde geprüft.

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Anzeigen und Bürgerbeschwerden gegen die Polizei

"Es geht darum, inwiefern das Einschreiten der Beamten unter Umständen einen Straftatbestand erfüllt und zu beanstanden ist", sagte Polizeisprecher Andreas Franken am Mittwoch. Es habe Anzeigen und Bürgerbeschwerden gegeben von Leuten, die Videos zu den Vorkommnissen im Internet gesehen hatten. Am Dienstagabend twitterte das Präsidium, das LKA werde das Verhalten der Polizisten prüfen - ein übliches Vorgehen, Untersuchungen einer neutralen Ermittlungsbehörde zu übertragen.

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14 Kommentare
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  • Der wahre tscharlie am 24.02.2022 15:27 Uhr / Bewertung:

    Auf dem Foto sind zwei Beamte ohne Helm im Einsatz an der U-Bahnstation.....
    Sind das Spezialkräfte?

    Denn bei mir werden da Erinnerungen wach, an die berühmte, nach massiver Kritik aufgelöste Berliner Spezialeinheit namens EBLT (Einsatzbezogenes Lerntraining), die ich in Wackersdorf erleben durfte. Die fuhren in ihren "Wannen" nahe an die Demonstranten, sprangen aus ihren Bussen, ohne Schutzkleidung oder Schilder, nur mit einem Holzknüppel bewaffnet, und prügelten wahllos auf die Demonstranten ein. Dann verschwanden sie wieder.

  • Kadoffesalod am 25.02.2022 12:13 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Der wahre tscharlie

    Mir hat mal ein Polizist aus Nordbayern erzählt, wie diese Truppen aus Berlin häufig vorgingen:

    Sie gingen auf die Demonstranten zu, versuchten in die Menge rein zu kommen sodass die Sicht auf sie durch Demonstranten verdeckt ist. Dann gingen sie in die Hocke runter und schlugen die Demonstranten auf die Beine und was noch so unter der Gürtellinie ist.

    Die bayrischen Polizisten verstanden erst den Sinn nicht und stellten auch wegen der übertriebenen und willkürlichen Gewalt die Preißn zur Rede. Es kam raus dass dieses Vorgehen geplant und trainiert war, damit beim Prügeln möglichst keine Kameras das Geschehen aufnehmen können.

  • Kadoffesalod am 25.02.2022 12:54 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Der wahre tscharlie

    Die zwei Polizisten sind vom USK, der härtesten und kampfkräftigsten Spezialkräfteeinheit in Deutschland. Z. B. haben die Hamburger Bürger in den Vierteln, welche beim G20-Gipfel von Terroristenhorden bekriegt wurden erzählt, dass die österreichische WEGA und Cobra sowie das bayrische USK die einzigen Einheiten waren, welche sie und ihre Häuser, Läden etc. geschützt und den Terroristen nicht nur Stand gehalten sondern sie proaktiv und erfolgreich bekämpft haben. Aber das nur am Rande.

    Die beiden auf dem Foto könnten den Helm abgenommen haben, weil z. B. zielgerichtet verspritzte oder in Ballons geworfene Säure oder Brandbeschleuniger das Innenfutter kontaminiert hat.

    Oder sie haben ihn abgenommen, um bei Gesprächen mit Demonstranten und deren Anführern weniger martialisch und damit deeskalierend zu wirken.

    Das USK agiert wirklich sehr sehr hart, aber es ist gut dass wir es haben. Wenn z. B. Putins Truppen in Deutschland einmarschieren - am USK in Bayern würden sie scheitern.

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