Letzte Nockherberg-Predigt: Wer könnte Nachfolger von Maxi Schafroth werden?
München - Eine Fastenpredigt wie eine Döner-Bestellung: "Mit allem und scharf!" 57 Minuten lang dauerte Maxi Schafroths fünfte Nockherberg-Rede als Derblecker der versammelten bayerischen Politprominenz, und die schaute während der Standpauke und danach bedröppelt aus der Wäsche.
Maxi Schafroths letzte Predigt? Das könnte die Nachfolge sein
Es könnte seine letzte Predigt gewesen sein. Eine Stimmung, vergleichbar zu 2007, als Django Asül ohne Rücksicht auf Verluste hingelangt hatte - in seiner ersten und zugleich letzten Fastenpredigt am Nockherberg. Dass es nun auch für Schafroth zu Ende gehen könnte, dafür sprachen schon am Abend am Nockherberg Aussagen aus dem Umfeld der Familie Schörghuber und der Paulaner-Brauerei, wie Ohrenzeugen berichten.
Für den Fall, dass es bald tatsächlich einen neuen Prediger braucht, lädt die AZ schon mal zum Gedankenspielen über mögliche Nachfolger ein:
Andreas Giebel: Den 66-Jährigen mal wieder auf die Bühne zu bekommen: Das wäre in der Tat ein Coup! Was hat unser dieser begnadete Beobachter der menschlichen Seele jahrzehntelang mit theatralisch hochwertigen Kabarettprogrammen beschenkt! Schon vor 40 Jahren gab’s dafür das Passauer Scharfrichterbeil, später den Deutschen Kleinkunstpreis, den Bayerischen und Deutschen Kabarettpreis sowie Sigi-Sommer-Taler und Bayerischen Poetentaler - viel mehr geht in seinem Fach nicht. Doch in seinem Terminkalender wird die Kleinkunst schon seit Jahren vom Fernsehen verdrängt: Seit 2019 steht der gebürtige Münchner als Hauptkommissar Benedikt Beissl in der Serie "Watzmann ermittelt" irgendwo im Berchtesgadener Land vor der Kamera. Wird er der nächste Barnabas? Eher nicht so, leider.

Helmut Schleich: Der 57-Jährigen kann man sich richtig gut in der Rolle des Barnabas vorstellen. Wie hatte Schafroth gesagt: "Die Leut’ wollen hier seit jeher einen fiesen, gwambaddn Mönch, gesegnet mit dem altbairischen Dialekt." Das würde der gelernte Verwandlungskünstler und Typenkabarettist Schleich – unvergessen zum Beispiel sein holländischer Showmaster Kack van Houten – sicher gut hinbekommen. Ein besseren Franz Josef Strauß als Schleich gibt es seit Herbst 1988 sowieso nicht mehr.

Stallgeruch in Sachen Nockherberg hat der gebürtige Schongauer ebenfalls, gab in den Nuller-Jahren beim Singspiel schon Kurt Beck (für die Jungen: ehemaliger SPD-Chef) und Frank-Walter Steinmeier. Mit Bier kennt er sich auch aus: Sein erstes grandioses Solo-Programm hieß "Brauereifrei – ein Rausch packt aus". Wird er der nächste Barnabas? Gegenfrage: Wie war das nochmal mit dem Topf und dem Deckel?
Ein Duett für die Predigt?
Stephan Zinner: Der 50-Jährige aus Trostberg hat von Musiker über Schauspieler bis Kabarettist so viel drauf, dass man ihn sich auch mühelos als Mönch vorstellen könnte. Den Nockherberg kennt er womöglich besser als seine Hosentasche, hat er doch die halbe Ewigkeit von 2006 bis 2019 im Singspiel einen gewissen Markus Söder verkörpert, und das so grandios, dass man den trotz allem irgendwie sympathisch finden konnte.

Dem Mönchsleben hat er sich zuletzt zumindest schon mal angenähert: Seit Oktober 2023 spielt er in der Franz-Xaver-Bogner-Serie "Himmel, Herrgott, Sakrament" einen eher unkonventionellen Pfarrer. Wird er der nächste Barnabas? Einerseits: Topf/Deckel. Andererseits: viel gebucht, drei Kinder, Familienmensch.
Hannes Ringlstetter: Der 54-Jährige ist mit Schuld daran, dass Zinner so wenig Zeit hat, tourt er doch ständig mit ihm über Bayerns Musik- und Kabarettbühnen. Er selbst gibt demnächst seine Hauptbeschäftigung der vergangenen neun Jahre auf, die nach ihm benannte BR-Talkshow. Hat sich aber gleich das nächste Projekt ans Bein gebunden: den Podcast Ringelstetter’s Rendezvous.

Wie Zinner ebenfalls vielseitig begabt: Musik, Kabarett, Schauspielerei. In Sachen Nockherberg noch unbeleckt, also unvoreingenommen. Wird er der nächste Barnabas? Gegenvorschlag: Warum nicht im Duett mit Zinner?
Martin Frank: Der 32-jährige Niederbayer würde sicher für eine sehr ordentliche Quote sorgen, so erfolgreich seine Bühnenprogramme bayernweit in den vergangenen Jahren waren. Thematisch dürfte er voll drin sein, hat er doch schon vor Jahren mit Kabarettkollegin Franziska Wanninger das Buch "Der famose Freistaat. Bayern verstehen für Anfänger und Fortgeschrittene" geschrieben.

Hätte es als ausgebildeter Kirchenorganist und Kirchenmusiker auch nicht allzu weit bis zu einem Job in Mönchskutte. Wird er der nächste Barnabas? Lustig wär’s schon.
Wird die nächste Predigt weiblich?
Martina Schwarzmann: Die 46-Jährige aus Altomünster hätte sicher die nötige Süffisanz und Hemdsärmeligekeit, um den hochwohlgeborenen Polit-VIPs ordentlich Bescheid zu stoßen. Ohne Gitarre um den Hals hat man die Musikkabarettistin in der Öffentlichkeit allerdings noch eher selten erlebt. Außerdem: vier Kinder und viel zu gern auf den Kleinkunstbühnen und bei Feuerwehrfesten unterwegs. Wird sie die nächste Barnaba? Eher nicht.

Monika Gruber: Ha! Das wäre der GMC: der größtmögliche Coup. Ohne Zweifel die streitbarste Ex-Kabarettistin des Landes, was ja nicht unbedingt schlecht sein muss. Zeit hätte sie womöglich, hat sie doch gerade erst vor wenigen Tagen in der Olympiahalle offiziell ihre Kabarettistinnenkarriere beendet.

Dennoch: schon ein spezieller Fall. Eine Predigerin, die ihre ehemaligen Mit-Demonstrierenden Herren Söder und Aiwanger rund macht? Hm. Die Goschn dazu hätte sie ja. Beziehung zum Nockherberg: ausbaufähig. Vor vielen Jahren war sie mal mit dem Ex-Gastgeber Andreas Steinfatt liiert. Wird sie die nächste Barnaba? Das wäre die Show!
Wer wird der nächste Barnabas?
Harry G.: Granteln kann er ja, der Stoll Markus aus Regensburg, hat der Mittvierziger schon vor Jahren höchst erfolgreich zum Geschäftsmodell gemacht. Müsste halt noch den Aufbaustudiengang "Vom platten Geschimpfe über Isarpreißn zum bei Politikern tiefenpsycholgisch wirksamen Predigen" belegen. Aber er ist ja noch jung. Wird er der nächste Barnabas? Diese Kutte dürfte ihm noch ein paar Nummern zu groß sein.

Simon Pearce: Die Besetzung des 43-jährigen Sohns einer Schauspielerin und eines nigerianischen Gastronoms wäre ein Quantensprung. Endlich mal einer, der nicht nur wohlfeil gegen Rassismus und Intoleranz predigen, sondern aus eigener Erfahrung in der bayerischen Provinz davon berichten könnte.

Wie er das "Allein unter Schwarzen" (so der Titel seines ersten Solo-Programms) überlebt hat? Hat er vor ein paar Jahren in dem Buch "So viel Weißbier kannst gar ned trinken" aufgeschrieben. Wird er der nächste Barnabas? Trau dich, Paulaner!
Das sagt Paulaner über die Nachfolge von Maxi Schafroth
Und was sagt die Brauerei offiziell? Auf AZ-Anfrage hieß es am Donnerstag: "Wie jedes Jahr werden wir uns – mit etwas Abstand – zusammensetzen und über die Salvator-Probe 2025 und Ideen für 2026 sprechen."