Leerstand in den Ten Towers in München: So läuft die dringende Suche nach neuem Mieter
München - Imposant stehen sie da, die fünf mit Brücken verbundenen Doppeltürme der "Ten Towers" mit ihren 15 Geschossen, direkt an der S-Bahn-Haltestelle Leuchtenbergring im Münchner Osten. Seit 2005 war der Gebäudekomplex bekannt als "Telekom Towers". Die Telekom hat dort rund 3000 Mitarbeiter beschäftigt, bis zum Auszug Ende 2022. Seither stehen die Türme größtenteils leer, fast die gesamten 69.000 Quadratmeter. Nur einzelne Büros sind noch vermietet.

Normalerweise reagieren Immobilienfirmen eher nicht – oder nur zurückhaltend auf Presseanfragen zu solchen Leerständen. Hier ist es anders: Die Besitzerin Wealthcap, die die Ten Towers bereits 2013 für sage und schreibe 206 Millionen Euro von einer britischen Investmentgesellschaft gekauft hat, lädt die AZ zum exklusiven Rundgang mit Veit Weidinger, dem Leiter Vermietungsmanagement bei Wealthcap.
Der Grund, warum dieser Rundgang möglich ist, ist einfach: Es werden neue Mieter gesucht für die riesigen Bürotürme am Leuchtenbergring – ganz bewusst nicht mehr nur ein großer Mieter wie zuvor die Telekom, sondern mehrere kleinere. Von einzelnen Stockwerken mit 800 Quadratmetern bis zu ganzen Doppeltürmen ist vieles denkbar und möglich. Laut einer aktuellen Annonce im Internet für 22 Euro pro Quadratmeter aufwärts.
Ten Towers in München: In einem Showroom im 13. Stock wurden Beispiel-Büros eingerichtet
Im eigens dafür eingerichteten Showroom in der 13. Etage – mit entsprechend spektakulärem Blick in alle Himmelsrichtungen – zeigt Weidinger eine Vorstellung davon, wie es aussehen könnte: Einige Beispiel-Büros sind ganz klassisch eingerichtet, andere eher modular und bunt, Stichwort "New Work". Was sich im Showroom andeutet, hat Wealthcap mit dem ganzen Gebäudekomplex vor: Dem knapp 20 Jahre alten Bau auf die Höhe der Zeit bringen, sowohl vom Design her, als auch was die Nachhaltigkeit betrifft.

Das beginnt schon beim Eingang: Da gibt es nämlich bisher nur eine einzige Türe für alle 5000 Menschen, die hier einmal arbeiten sollen. Hinter dem Eingang ist ein großer, heller Raum mit Glasdach, den die Telekom als Kantine genutzt hatte – also nur für eine bis zwei Stunden täglich. "Das wird zukünftig ein richtiger Begegnungsort", sagt Weidinger. "Hier sollen sich alle Nutzer aus dem Gebäude treffen." Gleich daran anschließend gibt es einen Außenbereich, der mit 45.000 Quadratmetern Umschwung verbunden ist – "Leuchtenberg Park" soll der künftig heißen, viel grüner werden und auch für die Nachbarschaft durchaus ein Ort zum Verweilen sein.

Ten Towers in München stehen größtenteils leer: Wie sich das ändern soll
Ein weiterer Aspekt, der die Ten Towers als Bürostandort attraktiver machen soll, ist die von der Stadt geplante Fußgänger- und Radlbrücke über die Gleise der S-Bahn-Stammstrecke. Weil die aber Teil des Baupakets zur zweiten Stammstrecke ist, wird es noch eine Weile dauern, bis potenzielle Büronutzer den ganz schnellen Weg zur S-Bahn nehmen können. "Es ist sehr schade, dass sich das so hinzieht. Davon würden alle profitieren", sagt Weidinger.

Primär im Fokus als Mieter sind für Weidinger Firmen aus der IT-Branche, aber auch aus dem Dienstleistungsbereich. Problematisch würde es höchstens bei sehr energieintensiven Firmen, die zum Beispiel Serverfarmen betreiben – die Ten Towers-Besitzer wollen mit dem Thema Nachhaltigkeit punkten und die gesamte Sanierung, die nun stattfindet, darauf ausrichten. Eine Platin-Zertifizierung der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) wird angestrebt.
Der Rundgang geht weiter, per Glaslift ganz nach oben, zum Prunkstück der Ten Towers im 14. Obergeschoss: Eine Glasbrücke verbindet dort die Türme und bietet einen spektakulären Ausblick auf die Alpen oder die Altstadt. Hier sollen auch kleinere Veranstaltungen mit bis zu 200 Personen möglich sein – nicht jedoch Tanzveranstaltungen, das gibt die Statik nicht her. Ein Gastrobetrieb, der sowohl das Erdgeschoß als auch die Verbindungsbrücke bespielen könnte, wäre für Wealthcap ideal.
Noch herrscht der Leerstand: Wer in die Ten Towers in München einziehen könnte
Wie geht Wealthcap vor bei der Mietersuche? Es sei "erstmal die Idee, einen Großnutzer zu finden, der mit 12.500 Quadratmetern einen Doppelturm nimmt, oder mehr", sagt Weidinger. Im Nachgang wolle man dann "kleinteiligere Mieter" akquirieren. Dabei kann sich Wealthcap auch eine Umnutzung vorstellen, dass nämlich zum Beispiel aus einem der fünf Büro-Doppeltürme ein Hotel entsteht. "Das würde sich schön ergänzen und zahlt auch auf den Campusgedanken ein", sagt Weidinger. Allerdings: Aktuell ist das komplette Gebäude als Büro genehmigt, ein Hotel bedürfe einer neuen Genehmigung. Es gebe aber Bedarf an Hotels in der Umgebung, so Weidingers Analyse. Und für die Eigentümer sowieso interessant: Hotels sind in der Regel langfristige Mieter.

Die aktuellen Umgestaltungspläne kann Wealthcap jetzt umsetzen. Seit Oktober liegt der Bauvorbescheid ohne Einschränkungen vor und im vergangenen März hat auch die Lokalbaukommission dem Projekt ihren Segen gegeben. Bis Mitte/Ende 2025 sollen die Ten Towers nun für die neue Nutzung fit gemacht werden.
Bis dahin stehen die 69.000 Quadratmeter Fläche nach wie vor größtenteils leer. Aber nicht ganz: Neben einigen wenigen Büros ist aktuell auch noch ein in Münchner Leerstandskreisen alter Bekannter in den Ten Towers aktiv.
Der Münchner Zwischennutzungsmacher und Gastronom Michi Kern, jüngst bekanntgeworden durch seine großen Pläne namens "Lovecraft" am Stachus, die sich dann zerschlugen. Kern hat hier für wenige Monate unter dem Namen "Fluffy Clouds" die Zwischennutzung der ehemaligen Kantine übernommen. Wegen der bestehenden Baugenehmigung seien allerdings nur private Veranstaltungen möglich. Tagungen, Konferenzen und ähnliche Dinge seien da voraussichtlich bis März geplant.

Am Leuchtenbergring wird auch um die Ten Towers herum viel gebaut. Neben der Zweiten Stammstrecke und der dazugehörigen Fußgängerbrücke gibt es nämlich direkt gegenüber, quasi am anderen Ende dieser Brücke, auch noch ein neues Hochhaus. Dort plant die Hypovereinsbank einen Neubau: 60 Meter hoch, also nochmal zehn Meter höher als die Ten Towers. Eigentlich erstaunlich, dass einerseits die Ten Towers auf Mietersuche sind und andererseits die Hypovereinsbank gegenüber ein neues Hochhaus baut. Immerhin ist die Firma Wealthcap, also die Besitzerin der Ten Towers, eine hundertprozentige Tochterfirma der Unicredit Bank - also der Hypovereinsbank.