Lech Walesa: „Denken Sie an das Aufbauen!“
Ein Friedensnobelpreisträger im Haus, da hofft man natürlich auf Inspiration, und die gibt der ehemalige polnische Staatspräsident auch: Als er in den 70ern begonnen habe, für ein anderes System zu kämpfen als den Kommunismus, der in Polen herrschte, hätten ihm alle gesagt – Präsidenten, Ministerpräsidenten, Könige, Gewerkschafter – nur ein Atomkrieg könne das ändern. „Und dann haben wir es trotzdem geändert!“
"Brauchen Solidarität"
Wenn er also heute höre, dass man keine europäische Einheit werde aufbauen können, frage er sich: „Habt ihr denn vergessen, dass ihr mir das schon einmal gesagt habt? Und wir haben doch eine Einheit geschafft! Denken Sie nicht an das Zerstören, sondern das Aufbauen!“ Das sei heute natürlich schwieriger, die Interessen in Europa komplizierter. „Aber uns ist schon so viel gelungen. Jetzt müssen wir noch Korrekturen durchführen. Dafür brauchen wir Solidarität.“
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Dafür sei ein Fundament wichtig. Man müsse ein paar weltliche Grundsätze festlegen, wie das Wirtschaftssystem („sicher nicht Kommunismus, aber auch nicht der Kapitalismus, den wir heute haben!“ – dafür gibt es Applaus), die Demokratieform, die Definition von Linken und Rechten.
Ein paar Nationalisten, die zuvor vor den Kammerspielen demonstriert haben, rufen: „Verräter!“ Sie werfen ihm erneut eine angebliche Zusammenarbeit mit dem früheren Geheimdienst Polens vor. Sie müssen den Saal verlassen.
„Wir müssen es ausdiskutieren, darüber streiten, Ideen entwickeln“, sagte Walesa. „Materialismus ist wichtig, aber lassen Sie ihn uns mit dem Geist und den Werten verbinden. Wenn das klappt, können wir alles schaffen.“
