Landtagswahl: München wird grün

CSU oder SPD? So hieß jahrzehntelang die Frage in Münchner Stimmkreisen für den Landtag. Doch seit gestern ist alles anders.
von  Felix Müller
Siegeszug in München: In fünf Stimmkreisen konnten die Grünen das Direktmandat erringen, der CSU blieben nur vier, die SPD hatte in keinem eine Chance.
Siegeszug in München: In fünf Stimmkreisen konnten die Grünen das Direktmandat erringen, der CSU blieben nur vier, die SPD hatte in keinem eine Chance. © dpa/Peter Kneffel/AZ-Screenshot

CSU oder SPD? So hieß jahrzehntelang die Frage in Münchner Stimmkreisen für den Landtag. Doch seit der Landtagswahl am Sonntag ist alles anders.

München - Die Grünen schaffen bayernweit ein Rekordergebnis. Und haben das zu einem guten Teil den Münchner Wählern zu verdanken. Dass Spitzenkandidat Ludwig Hartmann im neuen Stimmkreis München-Mitte gute Chancen haben würde, hatten viele schon seit Monaten gemutmaßt. Doch am Sonntag wählten auch viele Münchner in Stadtrandgebieten grün. Die Grünen hatten in der Stadt viel in ihren Wahlkampf investiert – und nicht zuletzt mit Ludwig Hartmann und Katharina Schulze (Milbertshofen) auch beide Spitzenkandidaten als Direktkandidaten ins Rennen geschickt. Mit Erfolg.

So ganz konnte Hartmann seinen super-deutlichen Wahlsieg dann auch nicht fassen. "Der Zuspruch an den Wahlständen war schon gewaltig", sagte er am Abend der AZ. "Mit einem so klaren Ergebnis habe ich aber nie gerechnet. Das Herz Bayerns schlägt grün. Das ist ein erhebendes Gefühl!"

Grüne erobern nicht nur die Altbau-Innenstadt-Viertel

Die Grünen also in absoluter Feierlaune. Der Gesamterfolg in der Stadt wäre schon beachtenswert. Aber den Grünen ist es vor allem auch gelungen, ihre große Schwäche abzulegen. In der Stadt sprachen sie in der Vergangenheit oft nur die Menschen in den Altbau-Innenstadt-Vierteln wie Haidhausen oder dem Gärtnerplatzviertel an. Jetzt gelang es ihnen auch, in Stimmkreisen wie Giesing oder Milbertshofen auf Augenhöhe mit Schwarzen und Roten zu spielen – oder sogar zu gewinnen.

Für die CSU hingegen gab es Zitterpartien, die niemand für möglich gehalten hätte. Etwa für Bürgermeister Josef Schmid, für dessen Amt sich im Hintergrund schon diverse Parteifreunde warmgelaufen haben. Am Abend sieht es lange so aus, als könnte er den Einzug in den Landtag völlig überraschend verpassen. Am Ende holt er aber doch das Direktmandat in Pasing gegen Ex-Bürgermeister Hep Monatzeder, ein Grüner, klar.

Dessen Partei hat wohl auch von der besonderen Stimmung dieses Sommers in der Stadt profitiert. Wer in den Protesten gegen die CSU mehr als eine Momentaufnahme gesehen hatte, konnte sich gestern nicht nur vom München-Wahlergebnis bestätigt sehen. Sondern auch von der hohen Wahlbeteiligung. Am Ende lag sie bei 68,8 Prozent (2013: 61,8 Prozent). Schon den ganzen Tag über hatten sich lange Warteschlangen an vielen Wahllokalen gebildet.

Absolute Katerstimmung hingegen bei der SPD, die nichtmal mehr ein einziges Direktmandat in der Stadt erringen konnte. Alt-OB Christian Ude präsentierte sich schon kurz nach Schließung der Wahllokale im Fernsehen – und forderte "grundlegende Konsequenzen" in seiner Partei. Viele Münchner Grüne dürften das schon gar nicht mehr richtig mitbekommen haben. Die neue Nummer 1 der Stadt befand sich am Sonntagabend einfach nur noch im Freudentaumel.

Lesen Sie hier: Ergebnisse und Wahlbeteiligung der Münchner Stimmkreise

Diese Politiker holten die Direktmandate in München

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