Landgericht München: Frau in Gern erstochen - der Mörder, der schon gestraft ist

Im Rollstuhl an der Anklagebank: Robin L. tötet seine Ehefrau Sylvia Z. mit 35 Messerstichen. Weil er sich vor der Trennung fürchtete, sagt er.
John Schneider |
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Gerichtssaal B 275 im Strafjustizzentrum: der wegen Mordes an seiner Frau (kl. Bild) angeklagte Robin L. im Rollstuhl.
Matthias Balk/dpa Gerichtssaal B 275 im Strafjustizzentrum: der wegen Mordes an seiner Frau (kl. Bild) angeklagte Robin L. im Rollstuhl.

Robin L. wird im Rollstuhl in den Gerichtssaal gefahren. Nach einem Sturz aus dem dritten Stock seines Wohnhauses in Gern lag der Mann im Koma. Er hat nicht nur Verletzungen an der Wirbelsäule davon getragen, sondern bei seinem Selbstmord-Versuch auch ein Auge verloren. Noch immer bekommt er starke Medikamente gegen die Schmerzen und seine Depression.

Der 43-jährige ist schon gestraft. Dabei wird es aber nicht bleiben. Robin L. ist des Mordes an seiner Frau angeklagt. Ihm drohen viele Jahre Haft.

Weil die Frau ausziehen wollte, habe er "in Panik" zugeschlagen

Gleich zu Beginn des Prozesses am Mittwoch gesteht der Mann, seine Ehefrau Sylvia Z. erstochen zu haben. Sein Motiv: Unmittelbar vor der Tat am 13. April 2016 habe ihm die 35-Jährige gesagt, dass sie aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen werde. Zu ihrer Mutter, die ihr das am Abend davor am Telefon angeboten hatte. "Ich war total perplex und schockiert. Ich habe so etwas nicht erwartet", sagt der Angeklagte. "In voller Panik" habe er nach einer Weinflasche gegriffen und im Flur der Wohnung der Frau auf den Kopf geschlagen.

Als Sylvia Z. daraufhin geschrien habe, sei er in die Küche gegangen, habe ein Küchenmesser geholt und zugestochen. Mindestens 35 Mal.

Eine Bluttat im Affekt aus einer Panikstimmung heraus – das sieht die Anklage anders. Dagegen spricht nach Ansicht der Ermittler zum Beispiel, dass der Nachhilfelehrer das Telefongespräch zwischen seiner Frau und ihrer Mutter am Vorabend mitgehört hatte. Und dass er kurz vor der Tat gegoogelt hat. Seine Suchbegriffe: "weinflasche voll kopf kaputt".

Der Vorsitzende Richter der 2. Strafkammer, Norbert Riedmann, hat es selber versucht, und tatsächlich mit diesen Begriffen zwei bis drei Antworten bei Google gefunden. Robin L. bestreitet eine solche Internet-Suche aber. Allenfalls habe er kurz vor der Tat am Computer nach einer Pollenflugvorhersage oder der Anfahrt zu einem Arzt gesucht.

Die Beziehung zu seiner Frau nennt der Mann vor Gericht "harmonisch"

Denn bereits vor der Tat litt der 43-Jährige an Panikattacken und Depressionen. Seine psychische Erkrankung, die ein Jahr zuvor ausgebrochen war, sei auch schuld gewesen an den Eheproblemen, sagt der Angeklagte.

Die Beziehung des Paares nennt er "harmonisch", seine Frau bezeichnet er als "liebevoll". Warum seine Frau sich schließlich entschieden habe auszuziehen, könne er sich nicht erklären. Genauso wenig, wie es zu der Tat gekommen sei. "Ich bin eigentlich kein jähzorniger Mensch."

Die Mutter des Opfers sagte als Zeugin, dass sich die beiden nach ihrer Einschätzung geliebt hätten. Allerdings berichtete sie auch, dass ihre Tochter zuletzt sehr viel geweint habe. Im gemeinsamen Familienurlaub ohne ihn sei sie ständig für ihren Mann erreichbar sein müssen. Auch seine Leidensmiene empfand sie manchmal als "aufgesetzt".

Der Prozess wird fortgesetzt. Das Urteil kommt am 11. Mai.

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