Heftige Kritik an U-Bahnen in München: Welche Konsequenzen sind jetzt gefordert

Nach dem AZ-Bericht zu ausgefallenen U-Bahnen wegen Problemen beim Brandschutz fordern Politiker und Fahrgastvertreter Konsequenzen.
Julia Wohlgeschaffen
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
30  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Eine U-Bahn der ältesten Generation. Hier ist keine Brandschutzanlage verbaut - und es gibt keine Probleme.
Eine U-Bahn der ältesten Generation. Hier ist keine Brandschutzanlage verbaut - und es gibt keine Probleme. © Manfred Segerer/imago

München - Bei der U-Bahn sorgen nicht sachgemäß eingebaute und noch dazu offenbar störanfällige Brandschutzanlagen für Probleme. Manche Züge, in die eine Brandschutzanlage eingebaut wurde, kamen mit bis zu 150 Mängeln aus der Werkstatt.

Auch die Brandschutzanlagen selbst sorgen mit häufigen Feueralarmen zu Zugausfällen. Dadurch ist der U-Bahn-Betrieb in der Stadt seit einiger Zeit massiv eingeschränkt, auf manchen Linien sind nur noch Kurzzüge im Einsatz. Wie könnte es bei der U-Bahn in Zukunft besser laufen? Dazu haben Politiker und Fahrgast-Vertreter unterschiedliche Meinungen.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Kritik an U-Bahnen in München: Hoher Krankenstand in der Werkstatt 

"Das Wichtigste ist, den Fünf-Minuten-Takt aufrecht zu erhalten", sagt Nikolaus Gradl, Stadtrat der SPD/Volt-Fraktion. Auch wenn damit einhergehende Kurzzüge eine negative Begleiterscheinung für Pendler seien. "Das ist leider mit dem negativen Effekt verbunden, dass die Leute zum Teil keinen Sitzplatz finden oder es schwierig ist, im Berufsverkehr in den Zug reinzukommen."

Auf Nachfrage bei der MVG, habe man auf einen sehr hohen Krankenstand bei der Werkstatt in Fröttmaning hingewiesen. "Das ist grundsätzlich ein Problem, das uns große Sorgen macht. Es ist schwer, Fachkräfte langfristig für den Öffentlichen Nahverkehr in München zu begeistern", sagt Gradl. Auch bei den Expressbussen gebe es einen ausgedünnten Takt, was mit Personalmangel zusammenhänge.

Was Gradl außerdem ärgerlich findet: "Wenn ein Auto einmal eine Straßenzulassung hat, dann muss nicht jedes der gleichen Bauart einzeln abgenommen werden. Das ist bei U-Bahn-Zügen leider anders."

U-Bahnen in München: Kritik an zu langwierigen Zulassungs-Prozessen

Schon vor Jahren seien C2-Züge bestellt und das Geld vom Aufsichtsrat zur Verfügung gestellt worden, es brauche laut Gradl aber oft Monate, bis die technische Aufsichtsbehörde die Fahrzeuge zugelassen hat. Gradl nennt außerdem zu optimistische Berechnungen bei den Brandschutz-Projektplänen und dass von Firmen nicht die erwartete Leistung erbracht wurde.

Angesprochen auf die Probleme, die die Brandschutzanlagen verursachen, sagt Fraktionsvorsitzender Manuel Pretzl (CSU): "Natürlich ist die Situation für die Fahrgäste extrem unbefriedigend. Da muss man sich überlegen, ob man das nächste Mal nicht vielleicht einen anderen Lieferanten nimmt."

Andreas Barth vom Fahrgastverband Pro Bahn sieht Verbesserungspotenzial im Gesamtsystem. Er spricht etwa von zu wenig Werkstattkapazitäten in München. "Wir brauchen dringend den zweiten U-Bahnbetriebshof Neuperlach", findet er.

Kritik an Brandschutz bei U-Bahnen in München: "Utopisch hoher Standard"

Die hohen Brandschutz-Anforderungen kann er nur bedingt gutheißen. "Natürlich ist Brandschutz etwas Wichtiges. Wenn U-Bahnen ausfallen, fahren Leute mit dem Auto. Aber eine Fahrt mit einer U-Bahn - auch ohne den neusten Brandschutz - ist viel sicherer als eine Autofahrt", erklärt er und wirft die Frage auf, ob die gesetzten Brandschutz-Standards nicht zu hoch seien.

"Lieber ein Standard, den man erreicht, als ein utopisch hoher Standard, den man nicht erreichen kann. Ewigkeitsbaustellen helfen uns nicht weiter", sagt Barth - der sich außerdem gewünscht hätte, dass die MVG das Brandschutzanlagen-Problem den Fahrgästen frühzeitig kommuniziert.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
30 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Nobbse2710 am 11.02.2024 14:19 Uhr / Bewertung:

    Erster Kommentar vom 07.02., und trotzdem soll der Artikel neu sein?

    "11. Februar 2024 - 13:03 Uhr | Julia Wohlgeschaffen"

  • Zawusel am 09.02.2024 17:05 Uhr / Bewertung:

    Mit Brandschutz und Datenschutz bremst sich Deutschland bis zum Stillstand.

  • HanneloreH. am 08.02.2024 16:50 Uhr / Bewertung:

    Die Probleme sahen viele Münchner vor Jahren auf die Stadt zukommen. Ude und der damalige MVG Chef König haben den ÖPNV zu Tode gespart. Die aktuelle Stadtverantwortlichen haben jetzt sogar die SWM verpflichtet 400 Mio Rücklagen die für Zukunftsprojekte gedacht waren, aufzulösen und dem Stadtkämmerer zuzuführen um einen rechtskonformen Haushalt 2024 vorzulegen. Ja so ist die Stadt!!!

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.