Heftige Kritik an U-Bahnen in München: Welche Konsequenzen sind jetzt gefordert
München - Bei der U-Bahn sorgen nicht sachgemäß eingebaute und noch dazu offenbar störanfällige Brandschutzanlagen für Probleme. Manche Züge, in die eine Brandschutzanlage eingebaut wurde, kamen mit bis zu 150 Mängeln aus der Werkstatt.
Auch die Brandschutzanlagen selbst sorgen mit häufigen Feueralarmen zu Zugausfällen. Dadurch ist der U-Bahn-Betrieb in der Stadt seit einiger Zeit massiv eingeschränkt, auf manchen Linien sind nur noch Kurzzüge im Einsatz. Wie könnte es bei der U-Bahn in Zukunft besser laufen? Dazu haben Politiker und Fahrgast-Vertreter unterschiedliche Meinungen.
Kritik an U-Bahnen in München: Hoher Krankenstand in der Werkstatt
"Das Wichtigste ist, den Fünf-Minuten-Takt aufrecht zu erhalten", sagt Nikolaus Gradl, Stadtrat der SPD/Volt-Fraktion. Auch wenn damit einhergehende Kurzzüge eine negative Begleiterscheinung für Pendler seien. "Das ist leider mit dem negativen Effekt verbunden, dass die Leute zum Teil keinen Sitzplatz finden oder es schwierig ist, im Berufsverkehr in den Zug reinzukommen."
Auf Nachfrage bei der MVG, habe man auf einen sehr hohen Krankenstand bei der Werkstatt in Fröttmaning hingewiesen. "Das ist grundsätzlich ein Problem, das uns große Sorgen macht. Es ist schwer, Fachkräfte langfristig für den Öffentlichen Nahverkehr in München zu begeistern", sagt Gradl. Auch bei den Expressbussen gebe es einen ausgedünnten Takt, was mit Personalmangel zusammenhänge.
Was Gradl außerdem ärgerlich findet: "Wenn ein Auto einmal eine Straßenzulassung hat, dann muss nicht jedes der gleichen Bauart einzeln abgenommen werden. Das ist bei U-Bahn-Zügen leider anders."
U-Bahnen in München: Kritik an zu langwierigen Zulassungs-Prozessen
Schon vor Jahren seien C2-Züge bestellt und das Geld vom Aufsichtsrat zur Verfügung gestellt worden, es brauche laut Gradl aber oft Monate, bis die technische Aufsichtsbehörde die Fahrzeuge zugelassen hat. Gradl nennt außerdem zu optimistische Berechnungen bei den Brandschutz-Projektplänen und dass von Firmen nicht die erwartete Leistung erbracht wurde.
Angesprochen auf die Probleme, die die Brandschutzanlagen verursachen, sagt Fraktionsvorsitzender Manuel Pretzl (CSU): "Natürlich ist die Situation für die Fahrgäste extrem unbefriedigend. Da muss man sich überlegen, ob man das nächste Mal nicht vielleicht einen anderen Lieferanten nimmt."
Andreas Barth vom Fahrgastverband Pro Bahn sieht Verbesserungspotenzial im Gesamtsystem. Er spricht etwa von zu wenig Werkstattkapazitäten in München. "Wir brauchen dringend den zweiten U-Bahnbetriebshof Neuperlach", findet er.
Kritik an Brandschutz bei U-Bahnen in München: "Utopisch hoher Standard"
Die hohen Brandschutz-Anforderungen kann er nur bedingt gutheißen. "Natürlich ist Brandschutz etwas Wichtiges. Wenn U-Bahnen ausfallen, fahren Leute mit dem Auto. Aber eine Fahrt mit einer U-Bahn - auch ohne den neusten Brandschutz - ist viel sicherer als eine Autofahrt", erklärt er und wirft die Frage auf, ob die gesetzten Brandschutz-Standards nicht zu hoch seien.
"Lieber ein Standard, den man erreicht, als ein utopisch hoher Standard, den man nicht erreichen kann. Ewigkeitsbaustellen helfen uns nicht weiter", sagt Barth - der sich außerdem gewünscht hätte, dass die MVG das Brandschutzanlagen-Problem den Fahrgästen frühzeitig kommuniziert.
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