Kripperlschauen in der Krypta: Bei dieser Ausstellung wird's weihnachtlich
München - In den Keller einer Kirche steigt man auch nicht alle Tage hinunter. Aus dem Kirchenraum geht es über einen Seitenflügel eine schmale Treppe hinab. Es riecht ein wenig nach Weihrauch, ein wenig nach Feuchtigkeit. Die Decken sind niedrig, nach links geht es in die Krypta der Kirche und des dazugehörigen Karmeliterklosters, nach rechts in einen schmalen Raum. Hier stehen in beleuchteten Schaukästen dicht an dicht Krippen in allen Größen und Ausführungen.
In diesen Gewölben schlummern echte Schätze
Vom Vorbeifahren kennt sie wohl jeder, die grüne Kirche direkt an der Landshuter Allee in Neuhausen. Was man dabei nicht vermutet: Unter dem neobarocken Gotteshaus, St. Theresia an der Dom-Pedro-Straße, schlummern wahre Schätze. Der Verein Münchner Krippenfreunde hat hier seine Vereinsräume und seine Werkstatt. In akribischer Kleinstarbeit wird hier gewerkelt und gebastelt, es werden Krippen gebaut - auch in Krippenbaukursen - gepflegt und restauriert. Aktuell geht es besonders geschäftig zu, denn es steht eine große Ausstellung bevor. Zum diesjährigen 100. Bestehen von St. Theresia hat der Verein eine große Krippenausstellung zusammengestellt, freilich pünktlich zur Weihnachtszeit. "Auf dem Weg zur Krippe" ist der Titel.
Die größte Krippe ist gut zwei Meter breit
45 Exponate hat der Verein zusammenbekommen, viele sind Leihgaben aus Privatbesitz, mache gehören dem Verein aber auch - wie eines der Prunkstücke der Schau, die kostbare Altmünchner Krippe der Stiftung Schachinger. Diese wird hier zum ersten Mal seit langem wieder in ihrer vollen Größe von gut zwei Metern Breite gezeigt. Ihre Figuren stammen von 1750 bis 1900 etwa, über diese lange Zeit hatte die Bürgersfamilie Schachinger sie immer weiter gesammelt, anfertigen lassen und die Krippe ausgebaut. Echte Kostbarkeiten sind dabei, wie zwei Engel von Ignaz Günther.
"München war früher eine Krippenhochburg", erklärt Vereinssprecherin Nadine Kagerer mit leuchtenden Augen. Nicht umsonst habe man hier den ältesten Kripperlmarkt der Welt (seit 1757) und mit den 1917 gegründeten Krippenfreunden einen der ältesten Krippenvereine Deutschlands. Schon 1597 stellten die Jesuiten in der St. Michaelskirche die Erste auf. "Ab 1700 gab es einen riesigen Boom und so einen regelrechten Wettbewerb um die schönsten Figuren." Namhafte Künstler siedelten sich in München an, von Ignaz Günther im Rokoko, über Sebastian Osterrieder, bis zu Otto Zehentbauer im 20. Jahrhundert. Für wohlhabende Familien des Bürgertums waren Krippen ein "Must-have". Regelrecht "kripperlnarrisch" war Max Schmederer, ein kunstsinniger Privatier. Wie viele stellte er seine umfangreiche Krippensammlung in seinem Haus in der Neuhauser Straße aus. "Da ging es los mit dem Kripperlschauen", sagt Kagerer. Schmederers Sammlung wurde später Grundstock der Krippenausstellung im Bayerischen Nationalmuseum.
In der Ausstellung tauchen so auch Stücke mit Münchner Motiven auf, Nachkriegskrippen von 1945, zusammengebaut aus dem, was eben gerade zu haben war. Aber auch eine ganz zeitgenössische Szene hat der Krippenverein extra angefertigt: Die Einschreibung von Maria und Josef findet hier vor dem Alten Rathaus statt und soll an die aktuelle Flüchtlingssituation erinnern, münchen-typisch mit Baustellen im Bild. Die Szene "Der Weg zur Krippe", titelgebend für die Ausstellung, ist an den Mariahilfplatz in der Au verlegt, die Vorlage für die Szenerie war eine historische Stadtansicht.
Krippen spiegeln immer auch ihre Zeit
Krippen spiegeln die Stilrichtungen und Themen ihrer Zeit. Und: "Die Krippen wurden von den Menschen in ihre Lebensrealität versetzt", sagt Kagerer. So finden sich alpenländische Krippen neben Ebenholz-Krippen aus Tansania, tönerne Figuren aus Peru neben einer koreanischen Szenerie, barocke Krippen aus Neapel neben einer böhmischen Felsenlandschaft.
Und: Nicht immer muss eine Krippe ein Riesen-Trumm zum Aufstellen sein. Im Gegenteil, auch in kleine Kästchen zum Zusammenklappen, in tieferen Rahmen, in Spanschachteln oder auch mal eine Matroschka hat man Krippenszenen hinein gebastelt, wie die Schau eindrucksvoll beweist.
Gebaut wurde früher aus allen möglichen Materialien, Holz, Wurzeln, Lehm, Ton aber auch Papier. "Heute machen wir das vor allem aus Styrodur", erklärt Jürgen Miller, der Vorstand und Krippenbauer des Vereins. Dank Farbe und vielen weiteren Materialien entstehen so täuschend echte Krippen-Welten, "die man auch trotzdem noch hochheben kann." Die Farben werden von den Bastlern eigens angemischt und natürlich werden auch viele Naturmaterialien, wie Moos, Wurzeln oder Flechten verarbeitet. Diese anzuschauen und mehr darüber zu erfahren, lohnt auf jeden Fall.
Die Ausstellung ist vom 1. Dezember 2024 bis 2. Februar 2025 in St. Theresia, Unterkirche und Krypta, Dom-Pedro-Str. 39, zu sehen. Eröffnung am 1.12. um 11 Uhr. Geöffnet immer sonntags, 11.45 bis 15 Uhr. Eintritt frei.
Alle Informationen zur Ausstellung und zum Verein Münchner Krippenfreunde unter muenchner-krippenfreunde.de.
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