Kreisverwaltungsreferat: Sie stehen für uns Schlange
München - Den Personalausweis verlängern, das neue Auto anmelden oder den Anzug aus der Reinigung holen? Gut, wenn man jemanden hat, der einem solche lästigen Dinge abnimmt. So jemanden eben wie Sebastian Simon.
Der 25-Jährige und zwei Freunde haben sich vor etwa zwei Jahren mit einer Art Dienstboten-Service selbstständig gemacht. Egal, ob Behördengänge oder andere zeitraubende Aufgaben: Simon und seine Kollegen erledigen das.
Folgerichtig heißt das Unternehmen auch Erledigungen.de. Über die gleichnamige Webseite vermarkten Sebastian Simon und seine beiden Gründerkumpels ihre Dienstleistungen.
Ursprünglich hatten die drei eine ganz andere Idee: Sie wollten eine intelligente Bratpfanne entwickeln. Eine, die den abgelenkten Koch sofort auf seinem Handy anklingelt, wenn etwas anzubrennen droht.
Weil das KVR aber schon in der Tüftlerphase auf die Anmeldung eines Gewerbes drängte, entstand letztlich eine andere Idee. Denn woher die viele Zeit für Behördenkram nehmen, wenn gerade doch eigentlich die Pfanne ruft? Da müsse es doch noch andere geben, die ähnliche Schwierigkeiten haben, dachten die drei.
Lesen Sie auch: Wegen Überlastung - Ordnungsamt bekommt 63 zusätzliche Stellen
Sie starteten einen kleinen Testlauf, bauten eine Webseite auf und richteten im Wohnzimmer von Lorenz Neff, einem der Mitgründer, die provisorische Firmenzentrale für ihren Dienstboten-Service ein.
Anfangs führte sie Google in seiner Rangliste nur ganz hinten. Aber selbst auf Seite sechs wurden sie mitunter noch gefunden. Von da an wussten sie: Wenn die Leute sich so weit durchklicken, um jemanden zu finden, der sich für sie im KVR in die Schlange stellt, dann muss das ein real existierendes Problem sein.
Anfangs erledigen die Firmengründer noch alles selbst
Zunächst erledigten die drei Firmengründer die Kundenwünsche noch selbst: Zeugnis beglaubigen lassen, TÜV erneuern, Paket von der Post abholen. Bei im Schnitt zwei Aufträgen die Woche war das noch kein Problem.
Mittlerweile ist Erledigungen.de in fünf Städten aktiv, hat 16 Mitarbeiter und macht im Monat einen fünfstelligen Umsatz. Aus dem Wohnzimmer von Lorenz Neff ist das Start-up freilich längst herausgewachsen. Es residiert inzwischen in einem kleinen Büro in der Kaufingerstraße. Und auch die Zahl der Aufträge nimmt ständig zu.
Lesen Sie auch: "Schöne Münchnerin" 2017 - Das sind die ersten Bewerbungen!
39 Euro kostet ein Botengang – egal, ob damit nur ein kurzer Gang zum Supermarkt oder ein mehrstündiger Aufenthalt im KVR verbunden ist. Letzteres dürfte allerdings das Häufigere sein. Die Bestseller sind nämlich Kfz-Zulassung und Wohnungs-Ummeldung. Natürlich hat es in den ersten zwei Jahren der Selbstständigkeit auch den ein oder anderen skurrilen Wunsch gegeben, den die Boten hätten erledigen sollen.
Scheidung? "Da muss man persönlich anwesend sein"
Im Gedächtnis geblieben ist Sebastian Simon der Typ, der sich von seiner Frau scheiden lassen wollte. Und das erledigen lassen wollte. Aber das ging nicht. Nicht, dass sie es nicht versucht hätten. Ein paar Dinge gibt es eben doch noch, für die nicht einfach eine Vollmacht ausreicht. Und bei einer Scheidung sei es eben wie bei einer Hochzeit, sagt der 25-Jährige: "Da muss man schon noch persönlich anwesend sein."
Lesen Sie in der Bildergalerie, was die Münchner von dieser Idee halten.
- Themen:
- Kreisverwaltungsreferat
- Scheidung
- TÜV