Kreissägen-Prozess: Verlobter der Angeklagten sagt vor Gericht aus

Im Prozess um den grausamen Kreissägen-Mord hat der Verlobte der Angeklagten jetzt den Fund der Leiche geschildert - und etliche Prozessbeteiligte gegen sich aufgebracht.
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Eine Studentin (links) soll 2008 ihrem damaligen Freund mit einer Kreissäge den Kopf abgetrennt haben. Ihr Verlobter sagte dazu am Dienstag vor Gericht aus. (Archivbild)
dpa Eine Studentin (links) soll 2008 ihrem damaligen Freund mit einer Kreissäge den Kopf abgetrennt haben. Ihr Verlobter sagte dazu am Dienstag vor Gericht aus. (Archivbild)

Im Prozess um den grausamen Kreissägen-Mord hat der Verlobte der Angeklagten jetzt den Fund der Leiche geschildert - und etliche Prozessbeteiligte gegen sich aufgebracht.

München - Der Mann war selbst bereits verurteilt worden, weil er bei der Beseitigung der Leiche half. Nun stand er als Zeuge vor Gericht, wollte sich aber nicht zu allen Details äußern. Dafür zitierte er Hölderin zum Thema Tugend.

"Der Raum riecht nach Tod" sei sein erster Gedanke gewesen, als er den Dachboden in Abwesenheit seiner Freundin betreten habe. Kurz darauf habe er die Leiche seines Vorgängers auf dem Bett entdeckt, sagte er heute 32-Jährige am Dienstag vor dem Landgericht München.

"Ich war schockiert, aber nicht sonderlich erstaunt"

Die Polizei habe er nicht gerufen, "weil ich nicht im Besitz aller Fakten war". Er habe gedacht: "Scheiße, jetzt wartest Du mal ab und hörst Dir an, was die Frau Dir zu erzählen hat." Zur Erklärung, warum er zuerst mit ihr sprechen wollte, antwortete er dem Vorsitzenden Richter: "Ich kann Ihnen nur sagen, dass ich da eine Frau hatte, in die ich mehr als verschossen war." Und: "Von meiner Verliebtheit abgesehen, war mir klar: Ich muss hier bleiben und ihr helfen."

Entsetzt sei er von dem Leichenfund nicht gewesen. "Ich war schockiert, aber nicht sonderlich erstaunt." Seine Freundin habe schließlich große Angst vor ihrem früheren Lebensgefährten gehabt, der sei ein "Arschloch" gewesen und habe sie "behandelt wie ein Stück Scheiße".

Anwalt der Nebenkläger platze der Kragen

Die heute 32 Jahre alte Pädagogik-Studentin hat gestanden, ihren damaligen Lebensgefährten beim Sexspiel mit einer Handkreissäge getötet zu haben. Er war jahrelang verschwunden, seine Leiche wurde erst Anfang 2016 gefunden.

Laut Anklage fand der neue Freund und heutige Verlobte der Angeklagten den grausam zugerichteten Leichnam im Dachgeschoss der Studenten-WG, während seine Freundin im Urlaub war. Er verscharrte den Toten später gemeinsam mit seiner Freundin und einem weiteren Bekannten im WG-Garten. Dazu wollte der Zeuge sich mit Blick auf seinen eigenen Prozess nicht im Detail äußern. Er sitzt derzeit im Gefängnis, hat gegen sein Urteil jedoch Rechtsmittel eingelegt. Die Berufungsverhandlung soll am Mittwoch, nur einen Tag nach seiner Aussage im Prozess gegen seine Verlobte, beginnen.

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Auf die Frage, wie das Paar mit dem Wissen um die Tat umgegangen sei, zitierte der Zeuge, der mit Gegenfragen und Belehrungen das Gericht gegen sich aufbrachte, den Dichter Friedrich Hölderlin: "Wer das Tiefste gedacht, liebt das Lebendigste. Hohe Tugend versteht, wer in die Welt geblickt, und es neigen die Weisen oft am Ende dem Schönen sich." Daraufhin platzte dem Nebenklage-Vertreter, der neben Mutter und Vater des Mordopfers saß, der Kragen. Ob die Beiden jemals an die Eltern des Mannes gedacht hätten, wollte er wissen. Die Betitelung des Opfers als "Arschloch" sei unerträglich.

Der Prozess war Mitte Februar unter großem öffentlichen Interesse vor dem Oberlandesgericht gestartet und wird voraussichtlich noch bis Anfang April dauern. Nach derzeitiger Planung des Gerichts könnten am 24. März die Plädoyers gehalten werden, als letzter Prozesstag ist der 3. April vorgesehen. Neben dem Verlobten sollten nach Angaben der Staatsanwaltschaft am Dienstag noch weitere Zeugen aussagen und Gutachter gehört werden.

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