Krankenhäuser in Bayern überlastet: Nächste Stufe im Notfallplan erreicht

Die Lage in den bayerischen Krankenhäusern wird immer dramatischer, nun greift die nächste Stufe des Notfallplans zur Corona-Pandemie. Auch in München bleibt die Situation angespannt.
von  Michael Schleicher
Die Intensivstationen in Bayern laufen voll, Platz gibt es kaum noch. (Archivbild)
Die Intensivstationen in Bayern laufen voll, Platz gibt es kaum noch. (Archivbild) © Fabian Strauch/dpa

München - Immer mehr Krankenhäuser in Bayern haben wegen der stetig steigenden Corona-Infektionszahlen keinen Platz mehr auf den Intensivstationen. In der vergangenen Woche wurden etliche Krankenhäuser und Kliniken im gesamten Freistaat aufgefordert, aufschiebbare stationäre Behandlungen auszusetzen.

In Oberbayern ist die Lage besonders dramatisch, hier hat die Regierung am Montag die Maßnahmen verschärft. Sechs weitere Krankenhäuser im Regierungsbezirk (u.a. in der Region Ingolstadt, Erding und Traunstein) wurden dazu verpflichtet, von sämtlichen aufschiebbaren Behandlungen abzusehen, damit Platz für Corona- und andere Notfallpatienten vorhanden ist. Diese sechs Krankenhäuser hatten Covid-19-Patienten bislang nicht oder nur ungeordnet behandelt.

Nächste Stufe im Corona-Notfallplan erreicht

Damit greift in Oberbayern nun die nächste Stufe im Notfallplan zur Corona-Pandemie, die aktuelle Anordnung gilt bis einschließlich 10. Januar 2022. Der Regierung von Oberbayern zufolge ist die Anordnung erforderlich, weil die Intensivstationen zunehmend ausgelastet sind. Stand Montag waren es 95 Prozent. In andere Regierungsbezirke des Freistaats können Patienten mittlerweile nur noch selten verlegt werden, da auch dort die Lage in den Kliniken kritisch ist.

Angespannte Krankenhaus-Lage in München

Auch in München, wo die Regelung bereits seit vergangener Woche in etlichen Krankenhäusern gilt, ist die Situation weiterhin mehr als angespannt. "Der aktuelle Stand ist dramatisch – jedenfalls aus der Klinik-Situation betrachtet," sagte Münchens OB Dieter Reiter (SPD) im BR-"Sonntags-Stammtisch". "Ich war vorgestern in der Intensivstation in Neuperlach bei den Kolleginnen und Kollegen. Die sind einfach seit zwei Jahren an der Grenze der Leistungsfähigkeit."

Münchens OB Dieter Reiter hat sich zuletzt selbst auf einer Intensivstation ein Bild von der dramatischen Lage gemacht. (Archivbild)
Münchens OB Dieter Reiter hat sich zuletzt selbst auf einer Intensivstation ein Bild von der dramatischen Lage gemacht. (Archivbild) © Sven Hoppe/dpa

Das liege Reiter zufolge auch daran, "dass nicht alle mitmachen", sich also nicht alle Menschen gegen das Coronavirus impfen lassen. In den städtischen Kliniken liegen laut Reiter aktuell 24 Patienten unter künstlicher Beatmung auf der Intensivstation, 23 davon sind nicht geimpft. Auch das Alter der Patienten ist mittlerweile stark gesunken, dem OB zufolge beträgt es im Durchschnitt 40 Jahre. Es seien mittlerweile nicht mehr nur "die älteren Damen und Herren, die da liegen", erklärte Reiter weiter.

OB Reiter: "Es fehlt einfach Personal"

Was die Situation so erschwert: Akuter Personalmangel im Pflegebereich. "Natürlich sind nicht die Betten das Problem, Betten haben wir genug. Selbst medizinische Geräte haben wir ausreichend", sagte Reiter am Sonntag. "Es fehlt einfach Personal. Ein Corona-Patient bindet vier bis sechs Pflegekräfte plus Arzt. Jeder einzelne." Reiter zufolge habe man seit der letzten Corona-Welle ungefähr zehn bis 15 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verloren, "weil sie es einfach nicht mehr geschafft haben".

Die Lage in den Krankenhäusern wird von Tag zu Tag dramatischer, das dürfte sich auch in den kommenden Wochen nicht ändern.

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