Krank und kraftlos: Die Qualen der Bettlerhunde in München

Organisierte Banden nützen das Leid der Tiere gezielt aus, um mit ihnen möglichst viel Geld zu verdienen.
Ralph Hub |
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Der Hund hat zumindest Futter und einen Wassernapf.
rah/privat Der Hund hat zumindest Futter und einen Wassernapf.

Organisierte Banden nützen das Leid der Tiere gezielt aus, um mit ihnen möglichst viel Geld zu verdienen. Die Münchner Polizei ist oft machtlos.

München - An der Heilig-Geist-Kirche sitzen zwei Bettler mit ihren Hunden, ein paar Meter weiter am Alten Rathaus ein weiterer mit Hund. Er hat dem kleinen Mischling ein Kapuzenshirt übergezogen. "Schau mal, wie niedlich", sagt ein Mädchen im Vorbeigehen zu seiner Mutter. Sie werfen fünf Euro in den Korb am Boden. Die Mitleidsmasche zieht, der Bettler ist zufrieden.

Ein paar Meter weiter liegt der Husky eines Bettlers regungslos am Boden. "Ich sehe den Hund jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit", erzählt Werner Huber, "es scheint ihm immer schlechter zu gehen." Der 35-jährige Münchner bittet die Polizei um Hilfe. Der Besitzer versucht, seinen Hund zu verstecken. Eine Frau übernimmt das Tier, geht ein paar Meter, setzt sich auf eine Bank.

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Diagnose: Bettlerhund hat Fadenwürmer

Die Polizisten rufen einen Tierarzt. Der sieht sich den Husky an. Der Veterinär schnippt mit den Fingern, redet mit dem Hund. Doch der reagiert nicht. Der Husky wird schließlich mitgenommen und ins Tierheim gebracht. Die Untersuchung ergibt, dass der Hund Fadenwürmer hat. Parasiten, die sich in der Lunge und den angrenzenden Blutgefäßen einnisten. "Zudem hat der Hund eine Ohrenentzündung", erklärt Judith Brettmeister vom Tierschutzverein.

Die Bettlerhunde müssen oft über Stunden still am Boden liegen. "Die werden mit Drogen oder Medikamenten ruhiggestellt", glaubt Werner Huber. Beweisen lässt sich das nicht. Bei dem Husky wurde eine Blutprobe genommen und ins Labor geschickt. Ein Ergebnis liegt noch nicht vor.

Der Hund hat zumindest Futter und einen Wassernapf.
Der Hund hat zumindest Futter und einen Wassernapf. © rah/privat

Polizei: "Die Hunde sind nur Mittel zum Zweck"

Im Tierheim in Riem wird derzeit ein zweiter Bettlerhund aufgepäppelt. Er musste für sein Herrchen am Harras Geld heranschaffen. "Die Hunde sind nur Mittel zum Zweck", sagt ein Polizist. "Sie sichern den Lebensunterhalt der Besitzer."

Den Beamten sind allzu oft die Hände gebunden. Manche Hundehalter legen gefälschte Papiere vor. Eigentlich müssten die Hunde geimpft sein und ein EU-Heimtierausweis vorliegen. "Wenn damit etwas nicht stimmt, haben wir die Handhabe einzugreifen", sagt Polizeisprecher Ronny Ledwoch.

Viele Hunde sind krank und verwahrlost. Je mitleiderregender Herr und Hund aussehen, umso öfter springen ein paar Münzen heraus. "Mit tiergerechter Haltung hat das nichts zu tun", sagt Judith Brettmeister. Ein Hund wie der Husky vom Tal braucht viel Auslauf und Bewegung. Die Bettlerhunde leiden und genau damit verdienen die Besitzer ihr Geld.

Lesen Sie hier: Betteln in der Fußgängerzon - Die dreisten Maschen

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