Bettler in der Fußgängerzone München: Die dreisten Maschen
München/Altstadt - Schwer stützt sich der Mann mit der linken Hand auf seine Krücke, die andere reckt er Leuten entgegen, die mit der Rolltreppe aus dem Zwischengeschoss zum Stachus hochfahren. Wenig später schlendert der selbe Mann entspannt durch die Fußgängerzone, eine Brotzeit in der Hand. Er wirkt weder krank noch gebrechlich. Er ist flott zu Fuß unterwegs und hat keine Mühe, mit anderen Passanten Schritt zu halten.
Bettler: Erst Krücke, dann flotter Gang
Vor dem Karlstor biegt er ab und besucht eine Kollegin. Die sitzt neben dem Kiosk am Boden. Ihre Krücke liegt neben den verdrehten Beinen, ein Kaffeebecher mit ein paar Münzen vor sich. Die Bettler halten ein Schwätzchen. Nach ein paar Minuten geht der Mann zurück zum Platz an der Rolltreppe.
Vor der Bürgersaalkirche sitzt ein weiterer Bettler. Die Hose hat er hochgeschoben, damit man seine entzündeten Beine besser sehen kann. Auch vor ihm steht ein Kaffeebecher. Alle paar Minuten läuft jemand vorbei. Viele haben Mitleid, werfen einige Münzen in den Becher. Der Bettler hat seinen Platz klug gewählt. Wie soll man das Elend ignorieren, wenn es vor der Kirche sitzt?
Betteln vor Kirche: Aufmerksamkeit ist sicher
Ein halbes Dutzend Bettler tummelt sich am gestrigen Donnerstagvormittag in der Fußgängerzone. Auch am Alten Rathaus sitzen zwei, an der Heilig-Geist-Kirche drei. Hier hat auch Heinz (45) seinen Stammplatz. Doch wenn die Konkurrenz aus Osteuropa da ist, geht der Münchner häufig leer aus. "Die Touristen gehen dann vorbei und werfen lieber bei den Rumänen Münzen in den Becher."
Bettel-Mafia sackt Geld ein
Viel bleibt den Elendsbettlern nicht von dem Geld. Den Großteil müssen sie abgeben, sagen Insider. Das eigentliche Geschäft mit der Not der Menschen machen die Bosse der Bettel-Mafia. Betteln ist in München nicht generell untersagt. "Innerhalb des Altstadtrings und im Bahnhofsviertel sind aggressives Betteln und organisierte Bettelei verboten", sagt KVR-Sprecher Johannes Mayer. Ausnahme ist die Fußgängerzone. Hier gilt ein generelles Verbot. Was die Bettler aber ignorieren.
Genauso wie im Öffentlichen Nahverkehr. In S-und U-Bahn sind Männer wie Frauen unterwegs, die auf ihrem Akkordeon spielen und Geld schnorren. Der Kommunale Außendienst (KAD) patrouilliert seit kurzem im Bahnhofsviertel. Die Streifen sollen Ansprechpartner für Passanten sein und sich um Ordnungsstörungen kümmern. "Das gilt auch für Bettler, die angetroffen werden", sagt Johannes Mayer.
Bei Kontrolle verschwinden die Bettler
Die Banden aus Osteuropa sind gut organisiert. Droht eine Kontrolle, verschwinden sie wie auf Kommando blitzschnell. Stets ist ein Aufpasser in der Nähe, der sich aber dezent im Hintergrund hält. "Wir sind mit Streifen unterwegs", sagt Polizeisprecher Christoph Reichenbach. Meist dauert es nur kurz, dann sind die Bettler zurück. Bestenfalls hocken sie einige Meter weiter.