Kosten für Söders Fotografen bekannt: Doch wie viel Geld geben die Bürgermeister um Dieter Reiter in München für Bilder aus?
München - Es waren Zahlen, die erstmal leer schlucken ließen: Im vergangenen Jahr hat die Bayerische Staatskanzlei unter Ministerpräsident Markus Söder (CSU) knapp 180.000 Euro für freischaffende Fotografen ausgeben – zusätzlich zum fest angestellten Fotografen, der monatlich zwischen 3.000 und 5.600 Euro dafür verdient, die Spitzenpolitiker in gutem Licht darzustellen.
Diese Zahlen gehen auf eine Anfrage der SPD im Landtag zurück und zeigen: Abgesehen von den Corona-Jahren nehmen die Ausgaben für die bildliche Darstellung der Politiker von Jahr zu Jahr zu.
Söders Foto-Kosten explodieren: Wie viel gibt die Münchner Stadtspitze aus?
Dass Markus Söder ein Meister der bildlichen Inszenierung ist, weiß man nicht erst seit er mit seinen extravaganten (und auch mal rassistisch angehauchten) Faschingskostümen für Aufmerksamkeit sorgt. Aber wie hält es eigentlich die Münchner Stadtspitze mit der fotografischen Inszenierung?
Das möchte die ÖDP-Fraktion im Münchner Stadtrat in einer Anfrage, die sie bald einreichen wird, genauer wissen. Der Text liegt der AZ vorab vor. Von "Insta-Politik statt Substanz" spricht da die Münchner Öko-Partei und findet, dass neben dem "König der Selbstdarstellung" (Markus Söder) auch CSU, SPD und Grüne "die Allgemeinheit für ihre Eitelkeit blechen" lassen.
"Armutszeugnis für bayerische Politiker": Belastet auch OB Dieter Reiter die Staatskasse?
Es sei ein "Armutszeugnis für bayerische und deutsche Politiker:innen, dass sie in dieser schwierigen Haushaltslage öffentliche Gelder einsetzen, um ihre Eitelkeit zu befriedigen", sagt ÖDP-Fraktionschef Tobias Ruff. "Sollte auch die Stadtspitze mehr Schein als Sein in den Vordergrund stellen, müssen das die Bürger:innen erfahren", so Ruff weiter.
Trotz schlechter Finanzlage mache die Stadtspitze "in der Öffentlichkeit stets eine recht gute Figur und eilt von einem Foto-Termin zum nächsten". Wie sehr das die Staatskasse konkret belastet, möchte die ÖDP jetzt vom Oberbürgermeister persönlich erfahren.
München: Wie hoch sind Foto- und Styling-Kosten von OB und Bürgermeisterinnen seit 2008
Konkret soll die Stadt die Ausgaben für Fotos der Stadtspitze seit 2008 (OB, 2. und 3. Bürgermeisterinnen) benennen, ebenso, ob neben der Pressestelle der Stadt auch private Agenturen beauftragt wurden. Mit Spannung dürfte auch die Antwort auf die Frage erwartet werden, ob die Stadtspitze "Stylisten, Visagisten und Imageberater" beauftragt hat und wie viel das kostete.
Zuletzt sollen auch die städtischen Referenten darüber Rechenschaft ablegen, ob "Kosten für das Aufhübschen vor Fototerminen und öffentlichen Auftritten" von öffentlichen Geldern bezahlt wurden.
Bayerischer Journalistenverband: Gratis-Fotos schaden Pressefreiheit
Derweil kritisiert auch der Bayerische Journalistenverband (BJV) die zunehmende Bilderflut der Politiker. Die kostenlose Weitergabe von Fotos nach Terminen mit Ministerpräsident Markus Söder an Medien schadet nach Ansicht BJV der Pressefreiheit. "Wenn immer häufiger von der Bayerischen Staatskanzlei kostenlos bereitgestellte Fotos in der aktuellen Berichterstattung verwendet werden, wird das legitime und notwendige Maß der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie der Dokumentation überschritten", sagte der BJV-Vorsitzende Harald Stocker am Mittwoch in München.
Es schade der Demokratie, wenn Fotos nicht mehr von unabhängigen Fotografen erstellt würden. Stocker forderte die Staatskanzlei auf, die kostenlose Vergabe der Bilder "baldmöglichst zu beenden".
Am Dienstag hatte die Staatskanzlei infolge einer Berichterstattung der Deutschen Presse-Agentur zu den massiv gestiegenen Fotohonorarkosten unter anderem erklärt, die Fotos würden über die Mediathek auch Medien und anderen Ressorts zur Verfügung gestellt. Dies sei – so Söder – Teil einer Kommunikationsstrategie, die das Regierungshandeln darstellen und zeigen sollten, auch wenn Medien keine eigenen Fotografen zu Terminen entsenden würden.
"Kostenlose Fotos schädigen auch das Geschäftsmodell von freien Foto-Journalistinnen und Foto-Journalisten", sagte der Vorsitzende der BJV-Fachgruppe Bild, Ferdinand Dörfler-Farthofer. Wenn bei Terminen der Staatskanzlei und anderer Ministerien zu erwarten sei, dass kostenloses Bildmaterial für die Redaktionen erhältlich sei, würden diese überhaupt keine Fotografinnen und Fotografen mehr zu den Terminen schicken. "So entsteht keine Pluralität. Damit schadet die Staatskanzlei der Pressefreiheit." Der Verband bemängelte auch die intransparente Vergabe der Fotoaufträge.
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