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Kommunalreferentin Frank spricht sich gegen wöchentliche Leerung der Papiertonnen aus

Weil die Menge der zu entsorgenden Kartonagen wegen des boomenden Online-Handels nicht mehr zu bewältigen sei, müsse die Stadt reagieren, findet die Rathaus-Fraktion ÖDP/Freie Wähler. Was der Abfallwirtschaftsbetrieb München (AWM) dazu sagt.
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Mülltonnen in einem Münchner Hinterhof. (Archivbild)
Mülltonnen in einem Münchner Hinterhof. (Archivbild) © imago images/imagebroker/bail

München - Sollen die 1.100 Liter beziehungsweise 770 Liter fassenden Papiertonnen für Privathaushalte nicht wie bisher alle 14 Tage, sondern wöchentlich entleert werden? 

Kommunalreferentin Frank gegen einwöchige Leerung der Papiertonnen 

Die Stadtratsfraktion ÖDP/Freie Wähler hatte diese Frage bereits im März 2021 in einen entsprechenden Antrag gepackt: Der Online-Handel floriere nicht erst seit Beginn der Corona-Pandemie, besagte Tonnen hätten ihre Kapazitätsgrenze oft schnell erreicht und wären regelmäßig nach ein paar Tagen voll. Vor allem aber würden Papier und Karton oft im Restmüll entsorgt, weil in den dafür vorgesehenen Tonnen kein Platz sei.

Der Abfallwirtschaftsbetrieb München (AWM) werde der zunehmenden Menge an Müll von Kartonagen nicht mehr Herr - und müsse reagieren. Nicht zuletzt mit Blick auf die entstehenden Mehrkosten spricht sich der AWM eindeutig gegen eine wöchentliche Leerung aus. 

AWM rechnet mit bis zu 8,8 Millionen Euro Mehrkosten jährlich

"Bei Verkürzung des Zyklus auf ein Mal wöchentlich würde sich in diesem Beispiel ein Mehraufwand von 2,4 Arbeitstagen in 26 Wochen, das hieße, 62,4 Arbeitstage - mit drei Mitarbeitern - im Jahr, ergeben",  so die zuständige Kommunalreferentin Kristina Frank am Dienstag in einer Stellungnahme.

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Um bei allen heute 14-tägig gefahrenen Altpapier-Sammelpartien den Zyklus auf eine wöchentliche Leerung zu verkürzen, ohne das bereitstehende Behältervolumen zu reduzieren, ergebe sich stadtweit ein Mehraufwand von etwa 15 bis 20 zusätzlichen Partien.

Neue Fahrzeuge würden gebraucht, neue Mitarbeiter müssten eingestellt werden, die Umwelt werde zusätzlich belastet. Da eine Partie im Schnitt Kosten in Höhe von rund 440.000 Euro jährlich verursache, ergebe das "einen jährlichen Mehraufwand von 6,6 bis 8,8 Millionen Euro". Darin seien Infrastrukturkosten für weitere Fahrzeugstellplätze und Sozialräume für die neuen Mitarbeiter noch nicht enthalten.

AWM will Münchner für Abfallproblematik sensibilisieren

Zudem habe man die Menge an Altpapier im Bringsystem auf den Wertstoffhöfen verglichen. Demnach wurden 2008 auf den zwölf Wertstoffhöfen etwa 7.500 Tonnen Altpapier abgegeben, 2020 waren es in etwa 7.180 Tonnen.

Kommunalreferentin Kristina Frank bei einer AWM-Kampagne im Juli 2021.
Kommunalreferentin Kristina Frank bei einer AWM-Kampagne im Juli 2021. © imago images/Future Image

Kristina Frank: "Analysen und Stichproben im Restmüll haben keine signifikante Veränderung des Mengenanteils von Altpapier im Restmüll ergeben. Dieser Anteil liegt seit Jahren konstant bei rund zehn Prozent und ist damit im Vergleich zu anderen deutschen Großstädten mit vergleichbarer Struktur eher unauffällig."

Laut Frank möchte der AWM stattdessen die Münchner für die Problematik sensibilisieren, man habe dazu eine Kampagne ins Leben gerufen. Dabei sollen sukzessive Aufkleber mit der Botschaft "Kartons bitte zerkleinern! Für mehr Platz in der Tonne" auf den Papiertonnen angebracht werden, Hausverwaltungen und Wohnungseigentümergesellschaften erhalten Poster: "Auch die größten Kartons passen in die Tonne".

ÖDP/Freie Wähler für Erhöhung der Leerungsfrequenz

ÖDP/Freie Wähler hatten argumentiert, dass ein Großteil des Münchner Papiers über einen kleinen Teil des Bestandes an Papiertonnen in den Wohnanlagen (1.100 und 770 Liter) eingesammelt werde.

"Es ist wohl die wirtschaftlichste Lösung, nur deren Leerungsfrequenz zu erhöhen", weil der logistische Mehraufwand für die Verdoppelung der Leerungsfrequenz nur dieser Großbehälter bei weniger als einem Viertel des zusätzlichen Aufwands für eine Verdoppelung der Leerungsfrequenz aller Tonnen liegen dürfte - während zugleich ein Vielfaches an Volumen gegenüber den 120-Liter- und 240-Liter-Tonnen abgeschöpft werde. 

Der AWM biete auch einen neuen kostenpflichtigen Standplatzservice für Hausverwaltungen an, der Altpapier und Kartonagen zerkleinert, sodass das Volumen der blauen Tonne optimal genutzt werden könne, sagt Kristina Frank. "Wir gehen davon aus, dass die Angelegenheit damit abgeschlossen ist."

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28 Kommentare
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  • am 07.01.2022 10:40 Uhr / Bewertung:

    Es sollten die Politiker mal eine Woche Praktikum auf dem Bock machen. Danach würden Gelder in die Hand genommen und aufgerüstet.

  • Der wahre tscharlie am 04.01.2022 21:52 Uhr / Bewertung:

    Bei uns werden die Papiertonnen wöchentlich entleert.
    Das Problem aber sind gewisse Zeitgenossen, die es einfach nicht kapieren, oder es ist denen wurscht, das, wenn man Kartonagen zerlegt, mehr in die Papiertonne passt.
    Dann landet der Rest im Restmüll, was zur Folge hat, dass diese Tonnen auch ruckzuck voll sind und was nicht reingeht, wird dann vor die Tonne gestellt.
    Dann kommt ein Zettel von der AWM an die Tonne, wenn sie den Müll abholen, wg. Überfüllung werden der Hausverwaltung 6 Euro pro cbm in Rechnung gestellt. Und das wird natürlich auf die Nebenkostenabrechnung draufgelegt, ergo, wir Mieter zahlen alle für diese Leute.

  • tutnixzursache am 04.01.2022 21:35 Uhr / Bewertung:

    klar schützt man die Umwelt, wenn jeder mit dem Auto zu einem Wertstoffhof gondeln darf…. und weshalb macht die AWM ausgerechnet mit einem gefragten Wertstoff miese? Diese Belehrungen nach dem Motto „so spart man Geld trotz stetig steigender Preise“ kann man schon bei Strom und Heizung nicht mehr lesen.

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