Müll-Bilanz: Die Münchner zerkleinern ihre Kartons nicht

Der Abfallwirtschaftsbetrieb (AWM) will nachhaltig sein und Müll vermeiden - dazu braucht es aber auch die Bürger.
Marie Heßlinger |
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Die Münchner Müllabfuhr: Der AWM will generell nachhaltiger werden. (Symbolbild)
dpa/Frank Leonhardt 2 Die Münchner Müllabfuhr: Der AWM will generell nachhaltiger werden. (Symbolbild)
Die Müllabfuhr bleibt in Kristina Franks (CSU) Händen.
Kommunalreferat 2 Die Müllabfuhr bleibt in Kristina Franks (CSU) Händen.

München - "Ihr Müll, unsere Verantwortung", das ist der Slogan, der auf den orangenen Müllautos der Stadt mitfährt. "Er suggeriert etwas Falsches", sagte Kristina Frank (CSU), Werkleiterin des Abfallwirtschaftsbetriebs, am Montag bei einer Pressekonferenz. Müllvermeidung liege in der Verantwortung aller. Und daran will die Stadt arbeiten.

Das erste Müllauto mit Elektro-Antrieb rollt bereits über die Straßen - zur Sicherheit steuert es erstmal nur Wertstoffhöfe an. Bald soll es eine Schnell-Ladesäule am Georg-Brauchle-Ring kriegen, denn daran mangelt es. Im Laufe der Jahre könnten weitere E-Autos folgen.

Abfallwirtschaftsamt will nachhaltiger werden

Die Flügel des zweiten Münchner Windrads drehen derweil auf dem Schlackberg in Fröttmaning ihre Kreise - nun soll die Oberfläche des Berges noch abgedichtet werden, damit kein Methan entweicht und Kröten, Echsen und Wildbienen eine neue Heimat finden, und vielleicht auch Photovoltaikanlagen.

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Auch die ersten kaputten Restmülltonnen wurden durch neue Modelle aus Recyclingmaterial ersetzt - soweit lassen sich die Fortschritte bilanzieren, die das Abfallwirtschaftsamt in jüngster Zeit verzeichnet hat. Frank plant für dieses Jahr noch mehr.

Die Digitalisierung zieht beim AWM ein

"Die Digitalisierung ist nicht nur für Corona wichtig", sagte die Kommunalreferentin. Der AWM soll deshalb nicht nur einen neuen Slogan, sondern auch eine neue Webseite bekommen, die, obwohl 100.000 mal im Jahr besucht, immerhin 14 Jahre alt ist.

Die Müllabfuhr bleibt in Kristina Franks (CSU) Händen.
Die Müllabfuhr bleibt in Kristina Franks (CSU) Händen. © Kommunalreferat

Damit Müllautos weder zu selten noch zu oft ausrücken, sollen künftig Sensoren die Füllstände von Altkleidercontainern messen. Eine Testphase wird im Frühjahr mit rund 80 Sensoren in Moosach, Nymphenburg, Neuhausen und Laim beginnen.

München will "Zero Waste City" werden

Und schließlich ist da noch die Bewerbung der Stadt München als "Zero Waste City" - das heißt: als eine Stadt, die keinen nicht-verwertbaren Müll mehr produziert. "Der beste Müll ist der, der gar nicht erst entsteht", sagte Frank - an oberster Stelle stehe die Müllvermeidung. Bei einer Wiederverwertung sollten weder Ressourcen verbrannt noch Schadstoffe freigesetzt werden.

Noch gut ein Jahr hat München für dieses Ziel nun Zeit, im April beginnen die Workshops. Frank hat einige Ideen: So könnte es eine Initiative geben, bei der Münchnerinnen und Münchner ihre eigenen Gefäße zum Einkaufen mitbringen. Nachhaltige Händler könnten mit einem Siegel versehen werden, es geht ums Vernetzen, Reparieren und Wiederverkaufen. Die Homepage www.zerowaste-muenchen.de listet verpackungsfreie Geschäfte und Ideen.

Pappkartons und To-go-Becher sind ein Problem

Ein Blick ins vergangene Corona-Jahr spricht indes nicht für viel Müllvermeidung unter Münchnerinnen und Münchnern. Rund 190.000 Wegwerfkaffeebecher sammeln sich pro Tag in Münchens Mülltonnen, schätzt Frank. Der AWM, zuständig für die Müllentsorgung zu Hause und an den Wertstoffhöfen, hatte im vergangenen Jahr vor allem mit Papierkartons zu kämpfen. 

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Es sei dabei nicht mehr Papier weggeworfen worden, als in den Vorjahren- dank Digitalisierung wird Papiermüll immer weniger. Doch vielen Münchnerinnen und Münchnern sei es die Mühe nicht wert, ihre Amazon-Kartons zu zerkleinern.

 

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27 Kommentare
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  • Guidomuc am 23.02.2021 19:39 Uhr / Bewertung:

    ...Ach, und die Togo-Kaffees halte ich auch für eine Unsitte, offenbar kann heute niemand mehr leben ohne ständig Kaffee zu trinken, wo immer man auch ist. Aber auch das fällt unter persönliche Freiheit und geht eine Behörde nix an. Sie hat kein Mandat zur Erziehung der Bürger.

  • Guidomuc am 23.02.2021 19:35 Uhr / Bewertung:

    Was soll das sein? Ein Imageartikel des AWM? Jedenfalls:
    1. Dass Kartons nicht zerrissen werden, ist ärgerlich, geht aber eine Behörde nix an, sowas regeln die Hausgemeinschaften unter sich.
    2. Dieses vielgepriesene Müllfahrzeug ist in Wahrheit ein LKW zum Rangieren von Containern am Wertstoffhof, der sehr sehr teuer ist. Zahlen wir alle, München hat's ja.
    3. Sensoren und Kleidercontainern, soso, und wie funktioniert das? Lasermodul, GSM-Modul und Solarmodul, da wird dann ein mal täglich der Füllstand gefunkt, möglicherweise dann mit Schnittstelle in die Tourenplanung usw. Technik-Chi-Chi mit fragwürdigem Nutzen. und später ist dann die IT überlastet. Is scho recht...
    4. Einkaufsmüll zu vermeiden ist in erster Linie ein Hygieneproblem. Wo mangelnde Hygiene hinführen kann, lernen wir gerade. Ich möchte nicht, dass meine Metzgereifachverkäuferin Gegenstände aus fremden Haushalten über die Theke gereicht bekommt. Dann kaufe ich lieber gleich verpackte Ware. Ob dass dann sinnvoll ist?

  • Ludwig III am 23.02.2021 13:14 Uhr / Bewertung:

    Kartons zerkleinern? Gut.
    Kaufe ich mir einen Schredder, gibt es nur noch Schnipsel in meiner Mülltonne. Auf Wunsch in Würfelchen gepresst.
    Aber wer würde da als erster wieder schreien? Müllverdichtung sei illegal und was weiß ich nicht noch alles.

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