Kommentar: Ergebnis der Landtagswahl in Bayern ist schlecht für München
30 Prozent. So hoch ist der Anteil der Münchner Wähler, die für CSU oder Freie Wähler gestimmt haben. Der - mutmaßlich - neuen Regierungskonstellation ist es mit ihren Themen, ihrer Sprache, ihrem Auftreten nicht gelungen, die Münchner zu erreichen.
Doch auch die SPD, die Partei des OBs, bleibt im Sinkflug. Es ist noch gar nicht lange her, da nannte sie sich ganz selbstverständlich die "München-Partei". Doch alte Arbeiterstadtviertel, einst eine sichere SPD-Bank, gibt es nicht mehr. Auf der Schwanthalerhöhe oder in Sendling wohnen inzwischen viele junge Gutverdiener. Dazu kommt: Die verbliebenen Geringverdiener fühlen sich im Boom-München besonders abgehängt. Sie wählen eher gar nicht – oder AfD.
Im absurd teuren Zentrum hingegen werden die Grünen zur Partei eines Münchner Lebensgefühls. Die akademische, pro-europäische, pragmatische junge Grüne Katharina Schulze hat mit einem optimistischen Wahlkampf einen Nerv getroffen – offenbar erstmals weit über die fahrradfahrenden Biomarkt-Kunden ohne größere finanzielle Sorgen hinaus.
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Eine Regierung, mit der viele Münchner wenig anfangen können
Für Münchens CSU ist ihr Ergebnis bitter. Allen voran Bürgermeister Schmid hat jahrelang dafür geworben, die Situation in der Großstadt ernstzunehmen. Auf Minderheiten zugehen, den Ton zügeln, kein krasses Law-and-Order. Das aber wurde im Wahlkampf von der hysterischen Söder-Seehofer-Politik konterkariert.
Nun also wird es wohl eine Regierung, mit der viele Münchner wenig anfangen können – und die wiederum wenig mit der Großstadt anfangen kann. Für die großen Zukunftsaufgaben der Stadt keine gute Gemengelage.
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