Kombinierte Passagier- und Paketfahrten: Mit Rikschas zur Verkehrswende
München - Dass im Verkehr massiv Emissionen eingespart werden müssen - fürs Klima, für die Luftqualität in der Stadt - ist allgemein bekannt. Eine Idee, wie das konkret gehen kann, haben Fabian Fehn und Roman Engelhardt von der TU München. Mit ihrem "Ride-Parcel-Pooling" soll die Fahrtstrecke und damit Energie gespart werden, indem Passagier- und Pakettransport geschickt kombiniert werden.
Diese Woche testen die zwei jungen Männer ihr Projekt, das im Rahmen des Forschungsvorhabens "Tempus" vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr gefördert wird. Jeder kann den Service zwischen 11 und 19 Uhr in der Maxvorstadt und Teilen Schwabings nutzen. Und das sogar kostenlos.
Abholung innerhalb weniger Minuten
In der App (rideparcelpooling.com) gibt man einfach an, von wo nach wo man möchte und in wenigen Minuten wird man von einer der fünf Rikschas abgeholt. Die geschätzte Ankunftszeit des Fahrers wird angezeigt. Für den Probelauf kooperieren Fehn und Engelhardt mit dem Rikscha-Anbieter "Lederhosen-Express".

Der Pakettransport läuft in dieser Pilotwoche für eine Spenden- und Recyclingaktion. Es können Ukraine-Hilfsgüter, Bücher und Altkleider gespendet, Elektroschrott und Batterien abgegeben werden. Die Spenden werden weitergegeben an den Verein "München Hilft Ukraine" und die "Stiftung Pfennigparade" - die Recyclinggüter werden fachgerecht entsorgt.
Probelauf könnte noch mehr Nutzer haben
"Am ersten Tag lief es schon ganz gut - es könnten vielleicht noch ein paar mehr nutzen", resümiert Engelhardt. An den Rikschas sollte es nicht liegen. Die sind sehr bequem, wie sich bei einer Probefahrt mit dem AZ-Reporter zeigt. Es liegt wahrscheinlich eher an der Bekanntheit. Es sei auch schwierig zu bewerben oder Partner zu finden, bei nur einer Woche Laufzeit, erklärt Fehn.

Nichtsdestotrotz denken die beiden schon weiter. Fabian Fehn, studierter Umweltingenieur, denkt längerfristig an Vans, in denen es mehr Sitzplätze gibt und somit auch mehr kombiniert und eingespart werden kann. Man könne dann auch das ganze Stadtgebiet befahren, so der Umweltingenieur. Im Modell würde so viel Fahrtweg und Energie gespart - finanziell rechnen würde es sich auch, erklärt Fehn.
Der Hauptkostenfaktor sei allerdings das Gehalt für den Fahrer, so der 30-Jährige. Daher macht er sich über einen voll automatisierten Transport Gedanken.
An Kreativität und Zukunftsideen fehlt es den Gründern nicht
Ideen haben sie einige: etwa Roboterhunde, die die Pakete in Paketboxen vor den Häusern abstellen. Abschließbare Paketboxen, damit sie keiner klauen kann, wenn die Aufsicht des nicht mehr vorhandenen Fahrers fehlt. Und natürlich ganz viel Sensorik, die Fußgänger, Ampeln, Verkehrsschilder und andere Autos verlässlich erkennen kann.
Wer also diese Woche in der Maxvorstadt oder Südschwabing schnell und kostenlos an sein Ziel kommen möchte, für die gute Sache spenden oder schon lange seine alten Batterien loswerden wollte, kann damit gleich noch wichtige Forschung unterstützen. Und trägt dabei vielleicht auch noch zur notwendigen Verkehrswende bei. Sitzend, bei Sonnenschein mit ein wenig Fahrtwind, von der Rikscha aus.