Koks-Skandal in München: Polizist (28) gesteht unter Tränen
München - Während des Prozesses bricht der Mann auf der Anklagebank in Tränen aus. Immer wieder muss die Verhandlung im Schwurgerichtssaal unterbrochen werden, um dem 28-Jährigen die Gelegenheit zu geben, wieder zu sich zu kommen. Der Saal sei ihm nicht unbekannt, erklärt der Ex-Polizist zu Beginn der Verhandlung. Er habe einst selber hier Dienst geschoben. Jetzt hat er den Platz gewechselt.
Der Angeklagte gesteht - aber nur einen Teil
Laut Anklage hat sich der inzwischen suspendierte Beamte Kokain auf die Polizeiwache und zum Dienst auf das Oktoberfest liefern lassen. Außerdem soll er selbst Drogen an Kollegen verkauft und seinen Dealer vor Ermittlungen gewarnt haben.
Doch der Angeklagte gibt zwar den regelmäßigen Kauf und Konsum von Kokain zu, bestreitet aber sowohl das Handeltreiben mit Drogen, als auch den Verrat von Dienstgeheimnissen.
Drogenkonsum als Ventil für Stress
Er habe „Scheiß gebaut“, sagt der 28-Jährige, schildert, dass er regelmäßig aus München zu seiner Verlobten und dem gemeinsamen kleinen Sohn nach Thüringen habe pendeln müssen. Sein Kokainkonsum sei eine Art Ventil gewesen. Bis er merkte, wie ihn dieses Doppelleben körperlich fertigmachte. Etwa ein Jahr vor seiner Festnahme im Dezember 2018 habe er von sich aus einen Schlussstrich gezogen.
Der 28-Jährige ist einer von 37 Beamten, gegen die im Zusammenhang des großen Polizeiskandals von der „Soko Nightlife“ ermittelt wurde. In zwölf Verfahren ergingen Strafbefehle.
Das Ansehen der Polizei soll geschützt werden
Auch um die Gerichte in Corona-Zeiten zu entlasten, sagt Anne Leiding, Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft, „hinzu kam noch, dass man durch Vermeidung öffentlicher Hauptverhandlungen auch bewusst das Ansehen der Polizei schützen wollte.“ In fünf weiteren Verfahren ist Anklage erhoben worden. Der nächste Prozess startet am Dienstag.
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