Kokain in Bananenkisten: Wie das bayerische LKA die Koks-Mafia überführte

Insgesamt 1,8 Tonnen Kokain im Wert von fast 400 Millionen Euro hat die albanische Mafia aus Ecuador in Bananenkisten über den Hamburger Hafen nach Deutschland geschmuggelt. Die Koks-Connection fliegt auf, als Drogen in Rewe-Märkten landen.
von  Ralph Hub
Maskierte und mit Maschinenpistolen bewaffnete Polizisten bewachen im LKA in München die ausgestellten 670 Kilo Kokain.
Maskierte und mit Maschinenpistolen bewaffnete Polizisten bewachen im LKA in München die ausgestellten 670 Kilo Kokain. © Peter Kneffel/dpa

München – Es ist das ideale Versteck: Kokain zwischen Tonnen von Bananen zu packen, und im Frachter von Ecuador nach Hamburg zu verschiffen. Die Drogen unter Tausenden von Kisten aufzuspüren, ist nahezu unmöglich. Der Zoll im Hafen sucht die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen.

Die Kisten mit Bananen werden von Kühllastern in sogenannte Reifezentren in ganz Deutschland gebracht. In München ist eines und auch in Eiting nahe Erding. Die Anlagen verfügen über bis zu 50 einzelne Reifekammern.

Die Schmuggler brechen in die Firmen ein. Von Juli 2017 bis April 2018 waren Reifereien in Hessen, Saarland, NRW und im März auch in Eiting das Ziel.

Die Täter wussten immer, in welchen Kammern sie suchen mussten. Sie schnappten sich das Kokain und ließen die Bananen zurück. "Wir gehen davon aus, dass bei den Einbrüchen insgesamt rund 950 Kilo Kokain verschwanden", schätzen die Fahnder.


In einer Reifehalle für Bananen suchen die Täter nach der Koks-Lieferung. Foto: LKA

"Doch jeder noch so geniale Plan hat eine Schwachstelle", sagt Jörg Beyser, Chef des Drogendezernats beim LKA. Bei der "Banana-Connection" war es offenbar eine Infopanne in der Logistikkette.

Den Gangstern gingen mehrere Kisten durch die Lappen. Im September 2017 tauchten in Rewe-Märkten von Passau bis Traunstein Kisten auf, die nicht nur Bananen, sondern auch Pakete mit jeweils einem Kilo hochreinem Kokain enthielten (hier geht's zum Bericht von damals).

200 Kilo Kokain im Obstregal von zehn Supermärkten

"Die Mitarbeiter waren sprachlos", sagt der Leitende Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch von der ermittelnden Staatsanwaltschaft in Landshut. Insgesamt waren es zehn Supermärkte, in denen knapp 200 Kilo Koks landeten.

Drogenfahnder verschiedener Bundesländer, Zoll und Staatsanwälte trugen über Monate in mühevoller Kleinarbeit die Teile des Kokain-Puzzles zusammen.

Die Bande aus Albanien schmuggelte in großem Stil Kokain für den europäischen Drogenmarkt. Einige der Gangster lebten völlig unauffällig in Deutschland. Das Geschäft ist nicht gerade ungefährlich. Wer erwischt wird, dem drohen bis zu 15 Jahre Gefängnis.

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Ein Bananen-Frachter aus Ecuador hat im Hamburger Hafen festgemacht. Foto: LKA

Doch es lockt auch eine unglaubliche Rendite. Eine Kilo Koks kostet in Ecuador 1.365 Euro. Auf dem deutschen Schwarzmarkt sind es 75.800 Euro. "Ein Wertzuwachs von 5.553 Prozent", rechnet Jörg Beyser vor. Zum Vergleich: Beim Handel mit Bananen sind es "nur" 390 Prozent. Ein Kilo Bananen kostet in Ecuador 33 Cent, im Supermarkt um die Ecke 1,29 Euro.

Flüchtlingsrouten dicht: Schmuggler schieben wieder Drogen

Die Fahnder observierten verdächtige Personen und auch einige Reifereien. In einer zeichnete eine Überwachungskamera einen Einbruch auf. Die Täter waren mit Pistolen bewaffnet.

Am 25. April drangen sie in eine Anlage in Hamburg ein. Spezialkräfte der Polizei schlugen zu. Zwölf Männer sitzen inzwischen in U-Haft und warten auf ihren Prozess. Knapp eine Tonne Kokain wurde sichergestellt, Wert über 200 Millionen.

"Es ist der spektakulärste Erfolg des Bayerischen Landeskriminalamtes", sagte LKA-Präsident Robert Heimberger gestern in München bei einer Pressekonferenz voller Stolz.

"Seit die Flüchtlingsrouten auf dem Balkan dicht sind", so Innenminister Joachim Herrmann, "konzentrieren sich Schmuggler wieder mehr auf ihr altes Geschäft mit Drogen".

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