Klage wegen Kirchensteuer: Luca Toni strahlend vor Gericht

Prozess am Oberlandesgericht: Der Ex-Stürmerstar des FC Bayern klagt gegen seine früheren Steuerberater. Die sollen ihm eine millionenschwere Kirchensteuer-Nachforderung eingebrockt haben.
John Schneider |
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Luca Toni spielt derzeit bei Hellas Verona.
dpa Luca Toni spielt derzeit bei Hellas Verona.

München Sein strahlendes Lächeln hat Luca Toni (37) nicht verloren. Auch nicht vor Gericht. „Ich bin eigentlich gekommen, um zu reden“, sagt er nach der Verhandlung in der Prielmayerstraße. Er schmunzelt dabei, denn zum Reden kam er am Mittwoch gar nicht. Im Zivilprozess vor dem Oberlandesgericht wurde stattdessen fast ausschließlich über ihn und nicht mit ihm geredet.

Der Grund für Tonis Münchner Comeback: Der ehemalige FC-Bayern-Torjäger streitet mit seinen früheren Steuerberatern vor dem Oberlandesgericht um viel Geld. Luca Toni, der beim FC Bayern eine halbe Million Euro netto im Monat verdiente, verlangt Schadenersatz für die Kirchensteuer, die er für die Jahre 2007 bis 2009 entrichten musste.

Der Fall ist kompliziert: Der Fußballer – aktuell steht er bei Hellas Verona unter Vertrag – hat seine früheren Steuerberater verklagt, weil diese ihn nicht rechtzeitig über die Kirchensteuerproblematik und die Möglichkeit eines Kirchenaustritts aufgeklärt hatten.

Die Steuerberater hätten es auch versäumt zu reagieren, als bei der Bearbeitung der Einkommenssteuererklärung 2007 klar wurde, dass der FC Bayern zwar Lohn-, aber keine Kirchensteuer für Luca Toni abführte kassierte.

Dass der FC Bayern nicht zahlte, lag an einem Fehler, der beim Ausfüllen der Anmeldung von Luca Toni beim KVR passiert war. Statt „r.k.“ für römisch-katholisch anzugeben, wurde im Hoeness-Büro lediglich ein Strich, also konfessionslos, eingetragen. Der erschien dann auch auf der Lohnsteuerkarte.

Vielleicht wäre ja weiter nichts passiert, aber die Steuerexperten gaben im Februar 2008 in einem steuerlichen Fragebogen für Luca Toni dann selber „r.k.“ im Religions-Feld an. So wurde das Finanzamt auf den Widerspruch aufmerksam und schickte prompt die Aufforderung zur Nachzahlung.

Die Steuerberater legten Einspruch gegen den Kirchensteuerbescheid vom August 2008 ein und erklärten nun, ihr Mandant sei konfessionslos. Sie erhoben sogar Klage zum Finanzgericht München, nahmen diese aber im Frühjahr 2011 zurück. Daraufhin wurde Toni aufgefordert, für 2007 bis 2009 Kirchensteuer zu zahlen.

Insgesamt geht es um 1,7 Millionen Euro. Dieses Geld will sich der Stürmerstar nun von seinen ehemaligen Steuerberatern zurückholen. Die sehen aber eher den FC Bayern in der Pflicht. Der Verein war mit Toni eine Nettolohnvereinbarung eingegangen, hatte sich verpflichtet, für dessen Steuerschulden aufzukommen – auch die Kirchensteuer.

Die Vereinsbosse berufen sich dagegen auf eine Abgeltungsklausel, die 2010 mit Luca Toni vereinbart wurde. Damit seien sämtliche Ansprüche passé, erklärte der FC-Bayern-Anwalt Georg Jaeger.
Immerhin: Den Vergleichsvorschlag des Senat will der Club noch einmal prüfen. Der sieht nämlich vor, dass die Steuerberater und der FC Bayern jeweils eine halbe Million Euro an Luca Toni zahlen. „Das stünde dem FC Bayern gut zu Gesichte“, findet der Senatsvorsitzende Hans-Werner Wolf. Schließlich sei der Verein in diesem Fall ja bislang der große Nutznießer gewesen.

Am 15. Juli geht’s weiter. Dann wird wohl auch Luca Toni selber zu Wort kommen. „Spielen sie denn dann noch bei Hellas Verona“, fragen die Richter. Toni zuckt mit den Schultern: „Das weiß ich nicht.“ Da ist es wieder dieses spitzbübische Lächeln.

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