Serie

Kita-Gebühren in München: Zuschüsse sind illegal – droht jetzt die Kostenexplosion?

Bis jetzt ist in München der Kindergarten kostenlos und die Krippe günstig. Im schlimmsten Fall könnten die Preise auf bis zu 700 Euro steigen und die Stadt erneut vor Gericht scheitern.
Autorenprofilbild Christina Hertel
Christina Hertel
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
23  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Wer sein Kind in München in eine Kita gibt, muss in vielen Fällen nichts zahlen, weil die Stadt bezuschusst. Doch dieses System ist von einem Gericht gekippt worden.
Wer sein Kind in München in eine Kita gibt, muss in vielen Fällen nichts zahlen, weil die Stadt bezuschusst. Doch dieses System ist von einem Gericht gekippt worden. © imago/Sven Simon

München - Für Eltern mit einem Kleinkind wird es dieses Jahr spannend: Bisher müssen Familien für einen Kindergartenplatz nichts und für einen Krippenplatz maximal 162 Euro zahlen. Doch wenn die Pläne des Rathauses scheitern, könnten in Zukunft 300 bis 400 Euro pro Kindergartenplatz fällig werden - und für einen Krippenplatz sogar 700 Euro. So rechnet es SPD-Fraktionschefin Anne Hübner vor. Sie will unbedingt verhindern, dass es so weit kommt.

Kita-Gebühren in München: Zuschüsse illegal, und nun?

150 Millionen Euro lässt sich die Stadt die Zuschüsse für Krippe und Kindergarten jedes Jahr kosten. Sie knüpft die Gelder auch an bestimmte Bedingungen – zum Beispiel an eine tarifgerechte Bezahlung und einen bestimmten Mitarbeiterschlüssel in den Einrichtungen. Allerdings ist das Fördermodell rechtswidrig.

Andreas Lorenz, der Geschäftsführer des Dachverbands Bayerischer Träger für Kindertageseinrichtungen (DBTK), hatte dagegen geklagt. Lorenz vertritt mit seinem Verband die Interessen der privaten Kitas in München. Aus seiner Sicht verstößt die Stadt mit ihrern strengen Vorgaben, an die sie die Förderung knüpft, gegen das Prinzip des freien Wettbewerbs. Und das Gericht gab ihm im Herbst recht.

Neues Kita-Fördermodell in München: Verluste ausgleichen statt Zuschüsse zahlen

Seitdem arbeitet das Bildungsreferat an einem neuen Fördermodell. Voraussichtlich im Februar soll der Stadtrat darüber entscheiden. Anfang September soll es in Kraft treten, kündigt das Referat an. "Familien werden den Unterschied, dass es ein neues System gibt, gar nicht merken", sagt Sebastian Weisenburger, Fraktionschef der Grünen. Für die Träger ändere sich zwar die Art und Weise der Abrechnung. Aber er rechnet nicht damit, dass sie damit Schwierigkeiten haben werden. Schließlich sei auch das derzeitige System komplex.

Doch daran, dass sich nichts ändert, gibt es Zweifel. Andreas Lorenz ist nämlich davon überzeugt, dass auch das neue System rechtswidrig ist. Sollte der Stadtrat es Anfang Februar tatsächlich beschließen, will er erneut klagen. Denn im Grundsatz habe die Stadt seiner Ansicht nach gar nichts verändert.

SPD und Grüne für ein neues Modell, private Träger dagegen

Etwas verkürzt gesagt will die Stadt in Zukunft keine Zuschüsse mehr vergeben, sondern die Verluste der Träger ausgleichen, wenn sie ihre Plätze in den Kindergärten weiterhin kostenlos und in den Krippen deutlich vergünstigt anbieten. Andreas Lorenz geht davon aus, dass das Modell private Kitas weiterhin diskriminiert.

Die SPDlerin Anne Hübner und auch Sebastian Weisenburger von den Grünen kommen zu einer anderen Einschätzung. Beide schildern, dass das Defizitmodell in vielen Kommunen in ganz Bayern angewendet wird. "Wenn das System vor Gericht scheitert, muss sich das bayerische Sozialministerium eine neue Lösung überlegen", sagt Weisenburger. Andreas Lorenz ist CSU-Mitglied, im Herbst kandidierte er für den Landtag, ohne Erfolg.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Gutscheine statt Förderung für Kita-Betreiber?

Lorenz hat eine andere Idee, wie die Stadt dafür sorgen könnte, dass Kitas günstig bleiben: Mit Bildungsgutscheinen, die (gekoppelt an das Einkommen der Eltern) verteilt werden. Für Weisenburger ist das keine Option. Denn momentan ist die Förderung auch an Qualitätsstandards geknüpft. Mit Gutscheinen hätte die Stadt darauf keinen Einfluss mehr, glaubt er.

Doch selbst wenn das neue Fördermodell nicht wieder von einem Gericht gekippt wird, gibt es eine Unsicherheit: Die Träger sind freilich nicht dazu verpflichtet, dass sie sich dem Modell auch anschließen. Anne Hübner ist optimistisch, dass die Wohlfahrtsverbände mitmachen – und natürlich auch die städtischen Kitas. Doch bei etwa 15 Prozent der Anbieter, die bislang mit der Münchner Förderformel die Preise gedeckelt haben, sei offen, ob sie sich für das neue Modell entscheiden.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
23 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Annamirl am 04.01.2024 22:07 Uhr / Bewertung:

    Antwort auf Kommentar von AllesBesser:

    Was nichts kostet, ist auch nichts wert! Das ist ein alter Grundsatz. Nachdem der Kindergarten nun kostenlos ist, werden Plätze belegt, die überhaupt nicht benötigt werden, weil der Kindergarten ja nichts kostet. Die Eltern belegen den Platz und das Kind geht hin, wenn es gerade einmal Lust dazu hat. So werden Ressourcen verschwendet.

    Mütter in besser bezahlten Jobs können sich locker einen kostenpflichtigen Kindergartenplatz leisten. Den kostenlosen Kindergartenplatz gibt es noch gar nicht so lange. Früher wurden die Gebühren auch bezahlt. Mir wäre eine gute Betreuung lieber gewesen als ein kostenloser Kindergartenplatz. Aber selbst als der Kitaplatz noch mehrere Hundert Euro im Monat kostete, ließ die Qualität in den städtischen Kitas sehr zu wünschen übrig.

  • Markus Eckart am 05.01.2024 17:12 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Annamirl

    Was für hanebüchener Bullshit und was für ein Schlag ins Gesicht all derer, die jedes Jahr verzweifelt einen Platz in Krippe oder Kita suchen.
    Wer nicht regelmäßig kommt, der bekommt ein ernstes Gespräch und dann fliegt das Kind und macht Platz für jemand anderen.

  • OutOfCoffee am 06.01.2024 10:15 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Annamirl

    Ich mache mir da bei unserer Regierung keine sorgen. Die werden auch das in den Dreck reiten. Familien die fleißig arbeiten werden sich Kinderbetreuung nicht mehr leisten können, während unsere "Zuwanderer" Kinderbetreuung komplett bezahlt bekommen werden auch wenn beide Elternteile nur in der von Staat bezahlten Wohnung rumsitzen und nichts tun. Würde mich nicht wundern wenn es so kommt bei unserer Regierung.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.